2888 - New York gegen uns
Stand der Dinge. Bis jetzt.«
»Ja, und ich habe mich entschlossen, es zu ändern.«
»Das klingt erfreulich«, lobte ich ihn. »Von wo rufen Sie an?
»Ich bin noch in Chicago. Die Messe dauert noch bis morgen Abend. Nun …« Er zögerte. Als er fortfuhr, hörte er sich entschlossener an. »Ich nehme an, Special Agent Everton hat Ihnen auch berichtet, dass er mich in meinem zweiten Hotelzimmer gefunden hat …« Leighton stockte, sprach nicht weiter.
»Darüber«, erwiderte ich, »müssen wir unter Umständen nicht reden. Es kommt ganz darauf an, was Sie mir sonst noch zu sagen haben.«
»Ja, natürlich«, sagte er kleinlaut. »Das verstehe ich. Darf ich es so auffassen, dass Sie die Einzelheiten meines Aufenthalts hier … äh … diskret behandeln würden?«
»Sie meinen, wir sollen Ihrer Frau nichts davon erzählen?«
Ich hörte, wie er den Atem anhielt, geschockt darüber, dass ich es so unverblümt aussprach.
»Ja«, antwortete er bedrückt. »Das wäre natürlich in meinem Interesse.«
»All right. Privatangelegenheiten interessieren meine Kollegen und mich nicht, wenn sie in keinem Zusammenhang mit unseren Ermittlungen stehen. Sie müssen selber entscheiden, ob Sie Ihrer Frau die Wahrheit sagen.«
»Genau das habe ich vor, Sir«, entgegnete er hastig.
»Schön.«
»Ich habe mich entschieden, reinen Tisch zu machen. In jeder Beziehung. Meiner Frau und vor allem auch Ihnen – dem FBI – gegenüber.« Er räusperte sich angestrengt. »Also, dieses Schmuckstück, dieses stilisierte silberne Römerschwert, stammt aus meiner Fertigung. Ich habe zunächst das Gegenteil behauptet, weil … nun, weil ich dachte, ich könnte dadurch mein Verhältnis hier in Chicago verheimlichen.«
»Sie sind auf einem guten Weg«, bediente ich mich aus dem Politikerjargon. »Wenn Sie mir jetzt noch sagen, für welchen Kunden Sie das Stück hergestellt haben, brauche ich keinen Durchsuchungsbefehl zu beantragen.«
»Für mein Geschäft?«, entfuhr es ihm. »Sie hätten da alles auf den Kopf stellen lassen?«
»Vergessen Sie es«, riet ich. »Sie werden mir doch jetzt sagen, wem Sie das Silberschwert verkauft haben. Oder nicht?«
»Doch, doch«, beeilte er sich, zu versichern. »Das ist ja der Grund meines Anrufs. Aber wenn ich Ihnen jetzt den Namen nenne, werden Sie sicherlich verstehen, dass auch er ein Grund für mein Zögern war.«
»Natürlich.« Ich musste mich zusammenreißen, um nicht entnervt zu stöhnen. »Wer ist es?«
»Der Kunde heißt Aristide Chevalier.«
***
Detective Lieutenant Irving Kelleher erwartete uns an der Surf Avenue, einer Straße, die parallel zum Atlantikufer in Tottenville, Staten Island, verlief. Hinter dem breiten Rücken des Lieutenant wölbte sich der Schriftzug Bentley Yacht Club . Die Buchstaben bestanden aus massivem Messing, prangten wetterfest und diebstahlsicher befestigt auf einem Torbogen aus poliertem Mahagoni. Phil und ich steckten die goldfarbenen FBI-Dienstabzeichen an die äußeren Brusttaschen unserer Jacketts.
Wieder umgab ein Pulk von Einsatzfahrzeugen den Lieutenant und seine Kollegen. Auch das Tatort-Team, das ich von der Scientific Research Division angefordert hatte, war bereits eingetroffen. Die Streifenwagen, Dienstlimousinen und Kastenwagen erweckten den Eindruck, als würde der Club von allen verfügbaren Polizeieinheiten Staten Islands belagert.
»Wenn das so weitergeht«, sagte Irving zur Begrüßung, »müsst ihr bald ein Hotelzimmer in Tottenville nehmen.«
»Keine schlechte Idee«, erwiderte ich und lächelte. »Hier bei euch ist es sowieso wie im Urlaub. Sonne, Strand und blaues Meer …«
»Hätten wir doch bloß mehr Zeit dafür«, entgegnete Irving und seufzte, allerdings mit hörbarem Stolz. Inzwischen pflegten wir einen kollegialen Umgang mit dem Kollegen vom NYPD. »Das Wichtigste vorweg«, fügte er hinzu. »Ich habe die Compostela an die Kette legen lassen – wie du am Telefon sagtest, Jerry.« Er wandte sich halb um und deutete auf die Bootsstege, die durch den Torbogen des Clubs zu sehen waren. Segelboote unterschiedlicher Größe waren dort ebenso vertäut wie Motorjachten, die ihren beträchtlichen Ausmaßen nach ausnahmslos hochseetüchtig waren.
»Den richterlichen Beschluss habe ich«, entgegnete ich und klopfte auf die Brusttasche meines Jacketts. »Ich hoffe, du hattest keinen Ärger.«
Der Lieutenant winkte ab. »Es war zu verkraften. Natürlich gibt es hier gleich den großen Aufmarsch. Da werden mir ein paar Leute an
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