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2888 - New York gegen uns

2888 - New York gegen uns

Titel: 2888 - New York gegen uns Kostenlos Bücher Online Lesen
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Spiegeleiern sowie der gesamten Zutatenliste aus Bratwürstchen, Baked Beans, Bratkartoffeln und Pancakes mit Ahornsirup bestand. Er fand eine freie Sitzbucht am Fenster, und während er alles mit Heißhunger verzehrte, trank er eine Tasse Kaffee nach der anderen. Langsam erweckte er auf diese Weise seine Lebensgeister.
    Nach dem Vorfall von gestern Abend war es für ihn klar gewesen, dass er nicht in das Villenquartier zurück konnte, bevor er entsprechende Anweisung erhalten hatte. Santos würde ihm Nachricht gegeben, wenn die Dinge so weit geregelt waren, dass alles wieder seinen geregelten Gang gehen konnte. Williams kannte das. Es war nicht das erste Mal, dass sich der Boss in irgendeinen Schlamassel manövrierte. Paynes Frau anzubaggern war auf jeden Fall ein krasser Fehler.
    Williams genoss die letzten Bissen der süßen Pfannkuchen und spülte mit Kaffee nach. Er lehnte sich zurück und blickte unter der Halbgardine hindurch auf die Straße. Ein paar Autos parkten an den Bordsteinkanten, ab und an rollten der eine oder andere Wagen vorbei. Leitungsmasten säumten die Fahrbahn, und durchhängende Strom- und Telefonkabel zerschnitten den Blick zum Himmel. Tottenville erinnerte an ein Provinznest und nicht daran, dass es zu New York City gehörte.
    ›Leg dich wieder hin und bleib, wo du bist‹, hatte Santos gesagt, als er ihn an diesem Morgen um sieben wachgeklingelt hatte. ›Wir haben hier Besuch vor der Haustür.‹ Mehr hatte er nicht erklären müssen. Williams hatte den gut gemeinten Rat seines Kollegen befolgt und noch eine Runde geschlafen.
    Manny’s Dinner war der richtige Ort für einen trägen Samstagvormittag in Tottenville, Staten Island. In dem blitzsauberen Laden war es übersichtlich, es herrschte nur so wenig Betrieb wie draußen auf der Straße. Es fiel Bryn Williams nicht schwer, seine Umgebung im Auge zu behalten. Nichts Auffälliges kreuzte seinen Blick. »Besuch« beim Boss bedeutete allerdings, dass man auf der Hut sein musste. Es kam öfter vor, dass ihm die örtlichen Cops oder die Agents des FBI auf die Bude rückten. Irgendeinen Grund fanden sie immer, um mal wieder auf den Busch zu klopfen. Doch Chevaliers Anwälte fanden jedes Mal die richtigen Argumente, um die Wirkung solcher Besuche verpuffen zu lassen.
    Nachdem er sicher war, dass ihn niemand beobachtete, machte Williams sich auf den Heimweg. Auf halbem Weg, an der Hecker Street, versorgte er sich in Kim’s Delicatessen mit Lebensmitteln für den Fall, dass er das ganze Wochenende in seiner Wohnung verbringen musste. Die koreanischen Inhaber des kleinen Ladens waren jedoch auch außerhalb der Öffnungszeiten immer telefonisch zu erreichen und lieferten Bestellungen sogar ins Haus.
    Seine Wohnung im Obergeschoss eines Zweifamilienhauses war über eine Außentreppe an der Rückseite des Hauses zu erreichen. Er trug seine Lebensmitteltüte hinauf. Trotz der großen Fenster lag die Wohnung im Schatten. Ursache dafür war das nur geringfügig höhere Nachbarhaus, das die Sonne aussperrte. Deshalb schaltete er das Licht ein, nachdem er aufgeschlossen hatte. Er kickte die Tür ins Schloss und trug die Einkaufstüte in Richtung Küche.
    Eine barsche Frage stoppte ihn.
    »Wo ist Annalee?«
    Williams prallte zurück und ließ die Tüte so weit sinken, dass er über den oberen Rand hinwegblicken konnte. Weitere Bewegungen wagte er nicht.
    Jackson Payne hatte sich den besten Platz ausgesucht, den Fernsehsessel. Nur hatte er den Fernseher nicht eingeschaltet. In der Stimmung war er nicht. Das zeigte allein die Pistole, die er in der rechten Hand hielt, schussbereit und auf das angewinkelte Bein gestützt. Die Mündung glotzte Williams an wie ein großes schwarzes Auge.
    Es passierte ihm nicht zum ersten Mal, und er war in der Lage, seine Nerven unter Kontrolle zu halten. Allerdings wusste er, dass es immer darauf ankam, wer einen mit einer Waffe bedrohte. In diesem Fall konnte er davon ausgehen, dass sein Gegenüber die Pistole auch in einer Stresssituation beherrschte.
    »Annalee?«, wiederholte Williams, um Zeit zu gewinnen. »Wieso?«
    Paynes Reaktion kam viel zu schnell und völlig überraschend. Blitzartig katapultierte er sich aus dem Sessel hoch, und sein rechtes Bein federte empor. Der eine Schritt, den er machte, war präzise kalkuliert. Deshalb traf seine Fußspitze die Unterseite der Einkaufstüte und kickte sie in Richtung Zimmerdecke.
    Päckchen und Dosen flogen durch die Luft, landeten noch vor der Tüte auf dem Fußboden.

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