2888 - New York gegen uns
sowie Doc Gaynard und ihre Assistentinnen trafen ein. Alle wurden an Bord der beiden Sumpfgleiter genommen, die auf dem Wasserweg eingetroffen waren.
Irving Kelleher hatte unterdessen endlich eine Verbindung bekommen. Phil Decker hatte sich gemeldet, während Kelleher beobachtete, wie Jackson Payne sich zu der Rechtsmedizinerin und den anderen auf deren Sumpfgleiter begab. Die flachen Wasserfahrzeuge verschwanden bald außer Sicht hinter Buschgruppen, die aus dem Sumpfgras aufragten. Ein dritter Gleiter näherte sich von Norden her; das Ruder führte ein grün uniformierter Park-Ranger.
Der Detective Lieutenant erstattete einen raschen Bericht und schloss: »Für Jackson dürfte es der schwerste Weg seines Lebens sein. Annalee und er haben eine gute Ehe geführt. Sie war die Liebe seines Lebens, das weiß ich.« Er atmete durch und fragte: »Habt ihr Chevalier auf Nummer sicher?«
»Allerdings. Aber er hat noch nicht mal den Mord an Yanela Valdés gestanden. Dabei ist es höchstens noch eine Frage von Stunden, bis wir ihn haben. Auf Rikers Island wird schon eine Zelle für ihn reserviert.«
»Jackson Payne dürfte der wichtigste Zeuge gegen ihn werden. Letzten Endes musste er mit ansehen, wie Annalee von Chevalier verschleppt wurde.«
»Aber die Tat als solche hat er nicht beobachtet, das wissen wir.«
»Trotzdem habe ich das Gefühl, dass er den Medien gegenüber genau den Eindruck erwecken wird. Und man darf ja auch nicht vergessen, dass er über einen großen Glaubwürdigkeitsbonus verfügt – jetzt, nachdem seine Frau tot aufgefunden wurde.«
»Ich weiß«, erwiderte Phil. »Und ich weiß, was er uns angedroht hat.«
»Ich fürchte, er wird nicht zögern, es zu tun«, sagte Lieutenant Kelleher. Er erinnerte sich nur zu gut an das, was Jackson im Keller der Fire Station gesagt hatte: … dann gehe ich damit an die Öffentlichkeit, und ganz New York wird gegen Sie sein, das garantiere ich Ihnen!
Kelleher beendete das Gespräch, steckte das Handy ein und lehnte sich an die rechte Seite seines Dienstwagens, wo er das Funkgerät durch das offene Beifahrerfenster hören konnte. Um ihn herum quäkten die Funkgeräte in den anderen Fahrzeugen. Zwei, drei Rotlichter rotierten noch. Beamte in Uniform verstärkten die Absperrungen. Kollegen in Zivil telefonierten, andere stiegen über die Leitplanke zum Ufer hinunter, um dort auf die Erkennungsdienstler zu warten, die bald die Tote bringen würden.
Als Lieutenant Kelleher den Kopf wandte, sah er, dass an der südlichen Absperrung bereits der Leichenwagen vorfuhr und durchgewinkt wurde. Die große graue Limousine mit dem schwarzen Dach setzte zurück und parkte neben Paynes rotem Ford Crown Victoria.
Kelleher wollte hinübergehen und die Bestatter bitten, mit einem der weiter entfernt abgestellten Streifenwagen zu tauschen. Im selben Augenblick jedoch wurde er abgelenkt.
Der Sumpfgleiter mit Dr. Gaynard und ihren Assistentinnen an Bord tauchte zwischen den Buschgruppen auf und kehrte in Richtung Ufer zurück. Schon von weitem sah Irving Kelleher, dass sich etwas verändert hatte. Er kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt hinüber. Gleich darauf hatte er Gewissheit.
Jackson Payne war nicht mehr an Bord des Gleiters.
***
Eine Wand von Bildschirmen umgab Phil und mich als großer Halbkreis von Farbaufnahmen in High-Definition-Qualität. Die Bilder standen völlig ruhig, da flackerte oder flimmerte nichts. Insgesamt sechsunddreißig Monitore waren es; die Kamera jedes einzelnen ließ sich auf Weitwinkel oder Teleformat zoomen. Es gab demzufolge keinen Winkel des Hauses und des Grundstücks, der nicht erfasst worden wäre.
Das hatte uns Geraldo Santos versichert. Er saß vor uns in einem weißen, komfortablen Ledersessel und überwachte die Anlage im Sicherheitszentrum der Villa. Santos hatte mir seinen Platz angeboten, doch ich hatte abgelehnt und begnügte mich – wie Phil – mit einem Stehhocker an der Wand neben der Tür. So konnten wir dem Leibwächter über die Schultern blicken und bekamen alles mit, was wir mitbekommen mussten.
Joe Brandenburg und Les Bedell hielten sich im Indoor-Swimmingpool der Villa auf. In den kristallklaren, blau getönten Fluten zog Aristide Chevalier seine Bahnen. Möglich, dass er sich in einer Art Weltuntergangsstimmung befand.
Wie es schien, wollte er noch einmal den Komfort genießen, den er schon bald für immer vermissen würde. Chevalier wusste selbst am besten, wie gut oder schlecht seine Chancen standen. Ob
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