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289 - Circus des Schreckens

289 - Circus des Schreckens

Titel: 289 - Circus des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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grinste heiser kichernd. »Bevor es dunkel wird, Schätzchen. Im Dunkeln gibt's hier keine Vorstellungen mehr.«
    Aber Xij hörte schon gar nicht mehr zu. Sie wollte zu den Pferden. Es war wie ein innerer Zwang. Sie musste einfach die Tiere und ihre Reiter sehen. »Danke für die Puppe«, rief sie deshalb nur knapp, klemmte das kitschige Ding mit dem Kopf voran unter den Gürtel und marschierte los. Aruula folgte ihr auch diesmal.
    Erst von Nahem wurde in Gänze sichtbar, wie gigantisch und massiv dieses Zirkuszelt war. Im Grunde war es nicht mal ein Zelt, sondern ein in Beton gegossenes Abbild davon. Die gut drei Meter hohe und zwei Meter breite Mauer, die den Grundriss absteckte, war mit gummierter Lackfarbe in dicken roten und weißen Streifen bemalt, so wie auch die schweren beschlagenen Stahltore und das ebenfalls abschnittweise aus Beton gegossene Zeltdach, auf dessen Spitze eine Art Aussichts- oder Wachturm aufgesetzt war.
    Ein zementiertes Fort , dachte Xij, als sie mit zur Decke gerichtetem Blick und instinktiv eingezogenem Kopf durch das geöffnete Tor eintrat. Hatte es draußen noch nach allerlei Leckereien geduftet, so war die Luft hier drin eher von dem Muff nassen Staubs durchsetzt, gepaart mit etwas Beißendem, das Xij nicht recht zuordnen konnte. Kein Tiermist, eher etwas Chemisches.
    »Wirkt wie die Grabkammer eines Riesen«, flüsterte Aruula.
    »Ein echtes Zelt hätte die Zeit wohl kaum überdauert«, antwortete Xij mit ebenfalls gedämpfter Stimme und wagte sich weiter ins Innere vor.
    Der spärlich beleuchtete Gang führte zwischen den stufigen Tribünen links und rechts hindurch und endete an einer von Scheinwerferlicht angestrahlten Arena, die, statt mit Sägespänen oder Sand gefüllt zu sein, ebenfalls nur aus blankem, rot angepinseltem Beton bestand. Verschieden hohe Podeste standen in der Mitte aufgereiht, und gerade in dem Moment, als sie den Rand erreichten, ertönte ein Tusch. Das Scheppern der Becken hallte in den Weiten des Daches wider.
    Dann eine Trompetenfanfare. Ein weiterer Spot schaltete sich knackend ein und warf einen kaltweißen Lichtkegel auf den gegenüberliegenden Bühneneingang. Und mit dem letzten scheppernden Ton zog sich der Vorhang auf und ein Mann in Frack und übertrieben aufgeplusterter Halskrause lief ins Zentrum des Rondells. Auch er trug Zylinder und Maske, doch schon an der Größe und Haltung war zu erkennen, dass es sich nicht um den Direktor handelte - oder zumindest nicht um denselben, der sie begrüßt hatte.
    »Sehr verehrtes Publikum, macht euch bereit für den Auftritt unserer teuren Prinzessin und ihrem treuen Hengst Jonas!«, schnarrte der Kerl hinter dem stilisierten Abbild eines lächelnden Mondes.
    Aruula dreht sich langsam um die eigene Achse und sah sich mit ungläubigem Blick um. Außer ihnen war kein Publikum anwesend. »Glaubst du, die veranstalten die Show nur für uns?«
    »Sieht so aus«, gab Xij knapp zur Antwort, während sie gebannt auf den Zylinderträger starrte. Sie schob sich nach links in die erste Sitzreihe und bedeutete der Barbarin mit einem Klopfen auf die Bank, sich neben sie zu gesellen. Aber vor der eigentlichen Attraktion kamen erst die Anheizer und Clowns.
    Eine Horde als Tiere verkleidete Kinder stürmten die Gänge entlang, die Bauchtaschen ihrer Kostüme voll mit Bonbons, die sie wild johlend nach allen Seiten warfen. Ein Kerl mit schwarz geschminktem Gesicht und einem Anzug aus Rabenfedern sprang in Bocksprüngen hinterdrein und blies Papierschlangen in die Luft. Doch Xij stierte immer noch zur Mitte der Arena und grübelte. Pferdeshow - irgendetwas bimmelte da in ihrem Hinterkopf.
    Erneut wurde der Vorhang aufgezogen und ein schweres, weiß eingefärbtes Tier mit ausladendem Kopfschmuck aus Glitzerrosetten und künstlichen schwarzen Rosen betrat im gestelzten Gang die Arena. Auf seinem Rücken thronte ein dürres Mädchen in prunkvollem Kleid, mit Krönchen und Schleier auf dem Kopf. Die Lichtkegel malten Kreise auf den Boden und die Tribüne, und als einer davon Xij direkt ins Gesicht leuchtete, blitzte in ihr eine weitere vergessene Erinnerung auf und riss sie zurück in eine längst vergangene Zeit…
    ***
    1883, irgendwo im amerikanischen Westen
    Die Show hat bereits elf Jahre auf dem Buckel und du liebst sie immer noch. Seit diesem Jahr liest man auf den Plakaten »Buffalo Bill's Wild West« . Bill wird so richtig berühmt. Vom Bisonjäger zum Showman, was für eine Karriere. Ein Kansas-Kerl, der sich selbst gerne

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