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289 - Circus des Schreckens

289 - Circus des Schreckens

Titel: 289 - Circus des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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zeigen, dass er unbewaffnet war, wollte den Mann beschwichtigen, erklären, dass der Einsatz von Gewalt nicht nötig war. Doch der Militär fackelte nicht lange. Als der Gewichtheber die Hände zur Besonnenheit mahnend hob, statt sie hinter dem Kopf zu verschränken, trafen ihn weitere Schläge mit dem Gewehrlauf - erst in den Magen, dann auf die Schulter, um ihn niederzuzwingen. Und auch wenn seine Bauchmuskeln schon ganze Lastwagen ausgehalten hatten, die langsam über ihn gewalzt waren, sank er nieder, schon um guten Willen zu zeigen. »Es gibt keinen Grund, Gewalt anzuwenden«, erwiderte er schließlich ruhig.
    Kaum dass er den Satz beendet hatte, fielen Schüsse. Eine ganze Salve aus einer der Automatikwaffen, dann folgten Schreie, vereinzelte Antworten aus einem Revolver.
    Hat Elinja eine Waffe? , schoss es dem Gewichtheber durch den Kopf, während die Zirkusflüchtlinge panisch über den Platz liefen und die Truppen im Laufschritt vorrückten. Wieder Schüsse. Khalil wollte sich aufrappeln, musste einfach nach der Reporterin sehen, aber schon als er seinen rechten Fuß vorzog und in den Sandboden drückte, um sich hochzustemmen, erwischte ihn der Gewehrlauf ein viertes Mal. Ein harter Schlag seitlich gegen die Schläfe. Ihm wurde schwarz vor Augen.
     
    »Shhhh, bleib liegen«, flüsterte Elinjas Stimme dicht an seinem Ohr, als er sich das nächste Mal regte und die Augen aufschlug.
    Sein Blick streifte die betonfarbene Zimmerdecke. Er drehte den Kopf leicht zur Seite und sah die Reporterin im Gegenlicht des vergitterten Fensters wie einen Schattenschemen neben sich auf einer der Pritschen sitzen. Sie waren noch auf dem Gelände. Es musste eines der Tiergehege sein, in das man sie gesperrt hatte. »Was ist…«, setzte er zu einer Frage an, doch Elinja legte ihm den Finger auf die Lippen.
    »Der Rahbar hat seine Drohung doch noch wahr gemacht«, erklärte sie leise und mit Sorge in ihrer Stimme. »Jeder, der sich auch nur ansatzweise gewehrt hat, wurde erschossen. Ich bin sofort hinausgeeilt, und als ich dich da liegen sah…« Sie stockte und strich ihm das Haar aus der Stirn. »Ich dachte, sie hätten dich umgebracht.«
    »Wie viele? Wie viele haben sie getötet?«, fragte Khalil heiser und richtete sich auf. »Was ist mit Baran?«
    »Die anderen sind in der Arena zusammengetrieben worden. Baran ist unter ihnen. Sie haben mich nur zu dir gelassen, weil ich mit der UNO, der englischen Garde und sämtlichen Verbündeten gedroht habe.«
    Das Licht am Fenster wurde heller, gleißender. Khalil rieb sich über die Augen. »Wie spät ist es?«
    Als die Schatten an den Wänden zu flackern begannen und sich Röte in das Licht mischte, wusste er es, noch bevor Elinja antwortete. Der 8. Februar, gegen halb acht Uhr morgens. Zu spät, um noch etwas zu ändern.
    Mit einem Ruck erhob sich Khalil, hastete ans Fenster und blickte in einen Himmel hinauf, der in Flammen stand und an dem »Christopher-Floyd« von Sekunde zu Sekunde an Größe gewann und über sie hinweg raste.
    Heißglühender Wind folgte seinem Schweif und ließ die Welt im aufwirbelnden Staub dunkel werden.
    »Ich liebe dich wie eine Tochter«, sagte Khalil mit nach draußen gewandtem Gesicht.
    Dann kam der Aufprall. Die Erde bebte unter der Erschütterung, als würde etwas tief in ihrem Inneren zerbersten. Khalil glaubte ein Sausen zu hören und im nächsten Moment rissen unsagbare Kräfte an seinem Werk. Das aus Beton, Stahl und Stein erbaute Zirkuszelt erzitterte unter der ersten Druckwelle, als hätten sich alle Stürme der Welt zu einem einzigen monströsen Wesen vereint, die nun mit Titanenhänden an dem Bau rüttelten. Das gesamte Konstrukt bog sich und wurde gleichzeitig niedergedrückt.
    Elinja war zu ihm gelaufen und drückte sich an ihn, während Risse die Wände durchzogen. Als die Stahltür unter dem Druck von außen quietschte, sich schließlich verbog und mit dem aufgebrochenen Mauerwerk eine Öffnung bildete, hob der Gewichtheber die Reporterin auf, die Arme schützend um sie geschlungen.
    »Wir müssen hier raus!« Mit diesen Worten zwängte er seinen massigen Körper zwischen Tür und Beton hindurch und versuchte sich im Nebel rieselnden und bröckelnden Steins zu orientieren.
    Aber hinaus ins Freie war keine wirkliche Option. Khalil hörte den Wind pfeifen, der die Welt außerhalb leer fegte. Er spürte die Glut, die mit ihm gekommen war und die Temperatur auch innerhalb der Mauern schlagartig ansteigen ließ.
    Die Manege , schoss es ihm

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