2890 - In den Maschen des World Wide Web
sagen, in welcher Wohnung er wohnte?«, fragte ich.
Sie nickte. »In der über mir. Aber ich habe so meine Zweifel, ob er da wirklich gewohnt hat. Suchen Sie ihn, weil er etwas auf dem Kerbholz hat? Würde mich nicht wundern. Der hat mit keinem aus dem Haus geredet, hat nie Besuch empfangen und dann die vielen Pakete. Das war mir irgendwie nicht geheuer.«
»Die vielen Pakete?«, fragte Phil nach.
»Ja, der hat ja nicht lange hier gewohnt, aber nach einer Weile kamen fast jeden Tag große Pakete an. Im Laufe von Wochen Dutzende, wahrscheinlich sogar über hundert«, antwortete sie.
»Interessant«, sagte Phil.
Das passte genau zu dem, was wir vermutet hatten – James Dough hatte die hiesige Adresse genutzt, um sich hierhin gebrauchte Computer liefern zu lassen, diejenigen, die wir in der abgebrannten Lagerhalle gefunden hatten.
»Ist Ihnen sonst noch etwas an Mister Dough aufgefallen?«, fragte ich.
Sie räusperte sich. »Der roch immer nach einem recht strengen Parfüm, nach einer von diesen modernen Billigmarken. Das war nicht gerade angenehm. Ich bin froh, dass er ausgezogen ist.«
»Haben Sie mitbekommen, seit wann er nicht mehr oben wohnt?«, fragte Phil.
Sie überlegte, stand auf und holte einen Kalender, der über einem Sideboard hing. »Ja, da steht es. Das war vor ziemlich genau drei Wochen. Er hatte ja nicht viele Möbel, aber die hat er an dem Tag rausgeschafft. Und danach habe ich ihn nicht wiedergesehen. Immerhin hat er zu der Zeit seine Namensschilder von Klingel und Briefkasten entfernt.«
»Das heißt, dass die Wohnung über Ihnen jetzt frei ist?«, meinte Phil und deutete mit dem Finger nach oben.
»Ja, das ist richtig«, bestätigte Miss Cooper.
Ich stand auf. »Vielen Dank, Ihre Informationen haben uns weitergeholfen. Könnten Sie zusammen mit unserem Zeichner ein Phantombild von Mister Dough erstellen?«
»Ja, gerne. Aber wollen Sie wirklich schon gehen? Ich könnte Ihnen noch einen Kaffee kochen. Oder einen Tee«, sagte sie.
»Wir stehen leider unter enormem Zeitdruck«, antwortete Phil.
Dann verabschiedeten wir uns und verließen die Wohnung. Über das Treppenhaus gelangten wir ein Stockwerk höher.
Als auf unser Klopfen an der Wohnungstür, in der James Dough gewohnt haben sollte, niemand reagierte, holte Phil sein Spezialwerkzeug heraus und öffnete die Wohnung.
Wir waren vorsichtig und zogen unsere Waffen. Ich ging vor, Phil gab mir Deckung.
Der Flur hinter der Tür war leer, die Wände kahl. Auch das Bad war leer, ebenso Küche und Wohn- und Schlafzimmer.
»Wie erwartet – der Typ ist ausgeflogen«, meinte Phil und steckte seine Waffe ein.
»Hat auch nicht viel zurückgelassen«, sagte ich und schaute mich um. »Wobei noch ein paar Spuren vorhanden sein könnten, die uns helfen, ihn zu identifizieren. Wir sollten die Crime Scene Unit herbestellen und die Wohnung unter die Lupe nehmen lassen.«
»Ich erledige das«, sagte Phil und führte das entsprechende Telefongespräch.
»Wir können in der Zeit noch die Nachbarn auf dieser Etage vernehmen«, sagte ich. »Vielleicht hat jemand mehr Informationen als Miss Cooper.«
»Bin gespannt, was für Typen uns dabei begegnen«, sagte Phil.
Wir verließen die Wohnung und suchten die unmittelbaren Nachbarn auf. Die meisten waren nicht anwesend. Diejenigen, die da waren, bestätigten nur die Aussage von Miss Cooper. James Dough war kein geselliger Mensch gewesen. Abgesehen davon, dass er Unmengen an Paketen bekommen hatte, wusste niemand etwas über ihn. Es hatte auch niemand mitbekommen, wie er all die Pakete wieder abtransportiert hatte, geschweige denn, mit was für einem Fahrzeug.
»Dann sind wir jetzt so schlau wie zuvor«, meinte Phil, als Dr. Drakenhart mit ihren Mitarbeitern die Treppe hochkam.
»Hallo, ihr haltet uns ganz schön auf Trapp«, sagte sie und lächelte.
»Ja, immer wenn die Täter keine eindeutigen Spuren zurücklassen, sind wir auf eure Spürnasen angewiesen«, meinte Phil. »Das sollte ein Kompliment sein.«
»Hab das auch so verstanden«, erwiderte Dr. Drakenhart.
Sie kannte Phils Art sehr gut und wusste, dass er ihre Arbeit schätzte.
»Was haben wir denn hier?«, fragte sie. »Es geht nur um eine Wohnung, ohne Leiche, nicht wahr?«
»Ganz genau«, sagte ich. »Wir würden gern so viel wie möglich über den letzten Mieter erfahren. Er hat hier eine Menge Computer, die er im Internet gekauft hatte, in Empfang genommen – wohl die Geräte, die wir in der abgebrannten Lagerhalle in der westlichen
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