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2892 - Der Tod kommt nie zu spät

2892 - Der Tod kommt nie zu spät

Titel: 2892 - Der Tod kommt nie zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
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mittelmäßig gebildeter Mann aus Liverpool, der seine Karriere als Sergeant der englischen Armee unrühmlich beendet hatte.
    »Wir kennen Ihre Akte, Mister Ford. Uns geht es allerdings zurzeit vor allem um den Anschlag auf die Männer im Restaurant. Unter den Opfern war auch ein Freund und Kollege von uns«, erwiderte ich kühl.
    Wir setzten uns dem bulligen Mann mit den Tattoos am Hals und auf den Unterarmen am Tisch gegenüber, der mich überrascht anschaute.
    »Und da kommen Sie ausgerechnet zu mir?«, fragte er.
    Ich berichtete von den Gerüchten, wonach er möglicherweise diesen Anschlag veranlasst haben könnte.
    »Zwei der Opfer wollten im Prozess gegen Sie aussagen, Ford. Grund genug, sie aus dem Weg zu schaffen«, sagte Phil.
    Dieser Darstellung widersprach der Engländer entschieden.
    »Die Aussagen im Prozess müssten überhaupt nicht sein, Agent Decker. Das ist alles längst schriftlich belegt und ich leugne es ja auch nicht«, sagte er.
    War Ford wirklich so einfältig oder spielte er uns etwas vor?
    »Sie haben auf einen Rechtsbeistand verzichtet, obwohl wir Ihnen eine schwere Straftat zur Last legen. Warum?«, hakte ich nach.
    Serge lehnte sich zurück, strich mit der flachen Hand über die blonden Raspeln auf seinem Schädel und zuckte schließlich mit den breiten Schultern.
    »Ich habe nichts damit zu schaffen, Agent Cotton. Wenn es damals nicht diesen blöden Zwischenfall mit den niederländischen Blauhelmen gegeben hätte, säße ich nicht einmal hier«, antwortete er.
    Zum zweiten Mal wurde die Rede auf diese Soldaten gebracht, was meine Neugier auslöste. Ich bat Serge, uns mehr darüber zu erzählen.
    »Im Balkankrieg mussten alle Seiten auf Soldaten mit Spezialkenntnissen anderer Nationalitäten zurückgreifen. So kam ich auch an diesen Auftrag, für den ich mit einer kleinen Kommandotruppe im Grenzgebiet zum Kosovo aktiv war«, erzählte Gerald Ford.
    Mit unfassbarer Gleichgültigkeit berichtete der Engländer über diverse Gräueltaten, die er im Namen des Krieges für die Serben ausgeführt hatte.
    »Normalerweise zogen sich die UN-Einheiten immer sofort zurück, wenn es brenzlig wurde. Nur diese Niederländer drehten auf einmal durch und griffen uns tatsächlich an. Es kam zu einem mehrstündigen Gefecht, bei dem sechs Soldaten der Blauhelme verletzt und zwei von ihnen getötet wurden«, schloss er seinen Bericht.
    Nach seiner Auffassung war dies der eigentliche Grund, warum man den Engländer gejagt und in Den Haag vor Gericht gezerrt hatte. Gerald Ford war stolz auf seine Tätigkeit und sah keinen Grund, warum er sich für den Tod der Soldaten rechtfertigen musste.
    »Es war Krieg und die Jungs wussten doch, was sie erwartete. Die hätten sich einfach wie immer zurückziehen sollen, dann gäbe es jetzt keine toten Niederländer«, sagte er.
    Im Verlaufe der Vernehmung entwickelte ich immer mehr das Gefühl, dass Gerald Ford alias Serge wirklich nichts mit dem Anschlag auf die Ermittler zu tun hatte.
    »Sie haben aber eine Ahnung, wer in Wahrheit hinter dem Anschlag steckt«, behauptete ich.
    Ein anerkennendes Grinsen huschte über Fords Gesicht, und mein Partner schürzte verblüfft die Lippen. Es war ein Schuss ins Blaue gewesen und erwies sich als Volltreffer.
    »Sie glauben gar nicht, was man hier drinnen so alles hört. Aber auch die Befragungen durch die Leute von Europol sind in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich«, antwortete Serge.
    Er war keine Intelligenzbestie, verfügte aber über eine Art Bauernschläue. Gerald Ford hatte von Mitgefangenen einige Gerüchte aufgeschnappt, und als die gleichen Namen in den Vernehmungen angesprochen wurden, zog der Söldner seine Rückschlüsse.
    »Das Geld und die Waffen für den Anschlag kommen vermutlich aus einer Quelle hier in Den Haag. Die Killer waren alle Profis, die ausschließlich für den Auftrag angeheuert worden sind«, erzählte er.
    Als ich jedoch endlich die Namen hören wollte, schüttelte Gerald Ford den Kopf.
    »Nicht so eilig, Agent Cotton. Wie heißt es doch immer so schön? Frag nicht, was du für den Ermittler tun kannst, sondern was er für dich tun kann. Sie verstehen doch, oder?«, fragte er.
    Es wäre ein Wunder gewesen, wenn Serge keine Gegenleistung erwartet hätte. Phil warf mir einen warnenden Seitenblick zu. Wir hatten natürlich mit so etwas gerechnet, und daher sprach ich den Wachmann an, womit man einem Mann wie Gerald Ford einen Gefallen tun könnte.
    »Serge ist da recht einfach veranlagt, Agent Cotton.

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