2892 - Der Tod kommt nie zu spät
Henk Willems aber nicht der liebe Onkel von nebenan.
»Wie packen wir es an? Sollen wir Willems eine Weile beschatten, um zu sehen, wer bei ihm so ein- und ausgeht?«, fragte Phil.
Normalerweise wäre es ein guter Weg gewesen, doch dafür fehlte es uns an der erforderlichen Zeit.
»Nein, wir marschieren da rein und konfrontieren Willems mit unserem Wissen«, sagte ich.
Mein Partner wiegte zwar skeptisch den Kopf, sparte sich aber seine Einwände. Phil wusste selbst, wie sehr uns die Zeit im Nacken saß. Früher oder später würde Kommissar de Jong mitbekommen, dass wir seine Anweisungen weiterhin missachteten, und dann würde er uns vermutlich tatsächlich des Landes verweisen lassen.
»Na, dann. Mal sehen, wie smart der liebe Henk Willems ist«, stimmte Phil zu.
Wir stiegen aus dem dunkelblauen BMW und marschierten nebeneinander über die schmale Straße, um gleich darauf das Geschäft von Willems zu betreten.
»Ganz schön muffelig«, brummte Phil.
Der unverkennbare Geruch von alten Dingen, besonders Möbeln und Kleidung, stieg uns sofort in die Nase. Bei unserem Eintreten lösten wir ein Glockenspiel aus, wodurch Willems auf uns aufmerksam wurde.
»Hallo, suchen Sie etwas Bestimmtes?«, fragte er.
Zwei Dinge fielen mir bei dem Mann sofort auf. Henk Willems bewegte sich für einen Mann seiner Größe und seines Gewichts ungewöhnlich flink. Noch bemerkenswerter fand ich die Tatsache, dass er uns in Englisch anredete. Hatte man ihn vielleicht gewarnt?
»Special Agent Cotton vom FBI. Das ist mein Partner, Special Agent Decker. Wir ermitteln wegen des Mordversuchs an einem unserer Kollegen. Er saß mit in dem Restaurant, in dem drei Killer ihn und weitere Ermittler niedergeschossen haben«, antwortete ich.
Wir ließen unsere Dienstmarken aufblitzen und hielten gleichzeitig die Legitimationen von Europol in die Höhe. Willems warf die Hände in die Höhe und lachte unfroh auf.
»Ich wusste doch, dass man wieder einmal mich in Verdacht haben würde. Immer soll es der arme Henk sein«, stieß er hervor.
Daher wehte also der Wind. Die niederländischen Kollegen statteten Willems regelmäßig ihren Besuch ab, wenn es in der Stadt um Straftaten ging.
»Demnach haben Sie keine Ahnung, wer den Killern die Waffen, die Fluchtfahrzeuge oder möglicherweise die falschen Ausweispapiere beschafft hat?«, fragte ich.
Der füllige Riese wehrte jeden Vorwurf mit vielen Worten ab und überzeugte mich keine Sekunde lang. Henk Willems war ein schlechter Lügner, und ich war mir absolut sicher, dass wir in diesem Augenblick dem richtigen Mann gegenüberstanden.
»Zu dumm, dass einer der Männer geplaudert hat. Unsere Kollegen in New York konnten Carlos Mendez verhaften, und der hatte es ausgesprochen eilig, einen Deal mit der Staatsanwaltschaft zu machen«, bluffte ich.
In dem Telefonat mit Mr High hatten wir lediglich erfahren, dass June und Blair dem verdächtigen Killer auf den Fersen waren. Von einer Festnahme beziehungsweise Aussage konnte überhaupt keine Rede sein.
»Wer soll das sein? Ich kenne keinen Hernandez?«, erwiderte Henk Willems.
Ich warf Phil einen spöttischen Seitenblick zu, der ihm gleichzeitig das Signal zum Eingreifen vermittelte. Jetzt war er an der Reihe, dem Hehler den Tag zu verderben.
»Mendez heißt der Killer, und Sie haben ihn genau einmal getroffen. Als Carlos zusammen mit seinen beiden Komplizen die Maschinenpistolen, die beiden Audi sowie die falschen Pässe abgeholt hat. Leugnen ist völlig zwecklos, Mister Willems«, sagte Phil.
Mit diesen Fakten hatten wir unser komplettes Pulver verschossen und die Sache mit dem einmaligen Treffen war zudem mehr Spekulation als echtes Wissen. Ich konnte dennoch verfolgen, wie Phils Worte ihre Wirkung entfalteten. Willems leckte sich mehrfach nervös über die wulstigen Lippen. Es schien mir so, als wenn der Niederländer jeden Augenblick auspacken würde.
»Tut mir leid, Agent Cotton. Da sind Sie offensichtlich einem dreisten Lügner aufgesessen«, sagte er schließlich.
An irgendeiner Stelle hatte Willems offenbar den Bluff durchschaut, denn er zeigte auf einmal wieder die anfängliche Überlegenheit.
»Falsche Antwort, Willems! Wir nehmen einen Mordanschlag auf einen Kollegen ausgesprochen persönlich und werden Ihnen ab sofort permanent auf den Zehen stehen. Verstanden?«, warnte ich ihn.
Er breitete in einer Geste totaler Unschuld die Arme aus und schaute mich aus großen, blauen Augen an. Am liebsten hätte ich den Riesen an seinen
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