2892 - Der Tod kommt nie zu spät
ist der Mann mit den Locken«, rief ich Phil zu.
Der Mann tauchte neben einem schmalen Haus in einen Durchgang ein. Der Vorsprung der Flüchtigen war zu gering, um sich entscheidend absetzen zu können. Während wir ihnen weiterhin folgten, informierte ich Kommissar Vente über sein Mobiltelefon. Dann verstaute ich mein Telefon schnell wieder in der Jacke, um beide Hände frei zu haben. Längst hielten Phil und ich die Pistolen bereit, um den Gangstern nicht wehrlos gegenübertreten zu müssen. Es war ein sehr schmaler Steg, der zwischen mehreren Häusern hindurchführte. Der Weg war gepflastert und wurde regelmäßig von breiten Stufen unterbrochen. Noch rannten die beiden Männer den Steg möglichst zügig hinauf, da sie uns bislang nicht bemerkt hatten.
»Vorsicht, Phil!«
Vermutlich war es ein reiner Reflex des Rastamannes gewesen, sich am Ende des Durchgangs einmal kurz nach hinten umzudrehen. Er bemerkte uns und reagierte blitzschnell. Während Phil sich eilig in einer Türnische verbarg, ging ich in die Hocke. Bevor ich den Schuss hörte, rieselte bereits Putz auf mich hernieder. Als Phil und ich das Feuer erwiderten, setzte der farbige Gangster seine Flucht fort.
»Die haben nicht damit gerechnet, dass wir bewaffnet sind«, stellte Phil fest.
Dieser Umstand war bemerkenswert, doch vorerst wollte ich die Männer einfach nur stellen. Wir erreichten die Straße am oberen Ende des Durchgangs und sahen die Flüchtigen, wie sie mit brutaler Gewalt eine laut schreiende Frau aus ihrem Wagen zerrten.
»Stopp! Police!«, brüllte ich.
Mehrere Passanten wollten der Frau zu Hilfe eilen, da sie die bestehende Gefahr unterschätzten. Mein Ruf hielt sie genauso auf wie die Gangster. Dieses Mal war es der mit Tätowierungen übersäte Mann, der zum Angriff überging. Erst als eine Kugel die Lampe an einem kleinen Schreibwarenladen traf und die Scherben zu Boden flogen, bemerkten die Passanten die Bedrohung.
»Ich bringe die Fahrerin in Sicherheit«, rief ich Phil zu.
Wir rückten schulbuchmäßig vor, wodurch wir die Gangster langsam vom Auto abdrängten. Die Fahrerin lag immer noch auf der Fahrbahn und wimmerte leise vor sich hin. Da sie sich wie ein Embryo zusammengerollt hatte, konnte man nicht erkennen, ob oder wie schwer verletzt sie war.
»Verstehen Sie mich?«, fragte ich.
Es war mir gelungen, neben der Frau in die Hocke zu gehen und gleichzeitig den farbigen Gangster mit den Rastalocken in Deckung zu halten. Als ich sie auf Englisch ansprach, hob die schockierte Frau den Kopf und nickte.
»Sehr schön. Mein Kollege und ich arbeiten für Europol. Sind Sie verletzt?«, redete ich weiter.
Die Frau war glimpflich davongekommen. Vermutlich hatte sie sich bei dem brutalen Überfall einige Prellungen zugezogen, doch es lag keine ernsthafte Verletzung vor.
»Stehen Sie langsam auf und bleiben Sie dann hinter mir«, sagte ich.
Mein Partner feuerte in rasender Folge auf beide Gangster, um sie in Deckung zu halten. Dadurch verschaffte Phil mir die Zeit, um die verängstigte Fahrerin zum Eingang eines Ladens für Alkohol und Tabak zu dirigieren. Gerade als wir knapp davor waren, signalisierte mir Phil das Ende seiner Munitionsvorräte.
»Deckung!«, brüllte ich.
Die Gangster witterten ihre Chance und sprangen aus der Deckung, um sofort das Feuer auf mich und die Frau hinter mir zu eröffnen. Ich schoss zurück und traf den schmächtigen Mann, der mit einem lauten Aufschrei gegen einen geparkten Kleintransporter stürzte. Sein Kumpan zögerte eine Sekunde lang, was ihm zum Verhängnis wurde. Mit den beiden letzten Patronen aus meiner Waffe machte ich ihn ebenfalls kampfunfähig, sodass Phil ihre Pistolen einsammeln konnte.
Der niederländische Kollege traf kurz nach Ende der Schießerei in der Straße ein.
»Das war ganz schön knapp«, sagte Kommissar Vente.
***
Die Angestellten im Hotel fielen aus allen Wolken.
»Beide Männer sind gefährliche Gangster und werden ohne Zögern von der Waffe Gebrauch machen«, erklärte June.
Für den Zugriff hatte sie zwei Streifenwagen zur Unterstützung angefordert, deren Besatzungen sich nun aufteilten.
»Sie sichern den Durchgang zum Restaurant«, wies Blair zwei Officer an.
Laut Aussage der Mitarbeiterin des Hotels befanden sich Carlos Mendez und Dean Anderson im sogenannten Palmengarten. Das war eine komplett überdachte Terrasse, auf der es sogar eine Raucherlounge gab. Dort sollten sich die beiden Killer aufhalten.
»Sie geben uns Deckung, sobald Agent Duvall
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