2892 - Der Tod kommt nie zu spät
Chef in wenigen Sätzen den aktuellen Stand in Den Haag vermittelt hatte, gab er mir eine brisante Aussage von Carlos Mendez weiter.
»Unsere Kollegen in New York konnten Carlos Mendez und Dean Anderson verhaften. Leider kam es zum Widerstand durch Anderson, weshalb die Kollegen von der Waffe Gebrauch machen mussten«, erzählte ich anschließend.
Der Killer hatte die Notoperation nicht überlebt, während Mendez sich auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einließ. Vermutlich war die drohende Abschiebung nach Mexiko dafür verantwortlich, denn Carlos Mendez kannte die üble Qualität mexikanischer Gefängnisse und zog daher einen Aufenthalt in einem amerikanischen Gefängnis vor. Der Auslieferungsantrag der mexikanischen Bundespolizei, die dem Killer eine Reihe von Morden im Rahmen von Auseinandersetzungen zwischen Drogenkartellen vorwarf, lag dem Justizministerium vor und konnte daher gut als Druckmittel eingesetzt werden.
»Mendez hat einen Namen genannt. Es soll sich um einen Hintermann oder besser gesagt eine Anstifterin für den Anschlag handeln«, sagte ich.
Phil und Kommissar Vente schauten mich überrascht an.
»Eine Frau steckt dahinter?«, fragte mein Partner ungläubig.
Ich nannte den Namen – und wurde mit einer verblüfften Reaktion des niederländischen Kollegen belohnt.
***
Mich nervte das permanente Piepen der Überwachungsgeräte an Steves Bett. Es war eine Reaktion auf Krankenhäuser, in denen ich mich meistens unwohl fühlte.
»Macht dich das nicht wahnsinnig?«, fragte ich.
Unser Kollege schüttelte nur den Kopf.
»Nicht so sehr wie deine Fähigkeit, sich immer mit den schlimmsten Gangstern anzulegen«, erwiderte er lakonisch.
Steve grinste Phil verschwörerisch an, sodass mein Partner und auch Dennis Vente in schallendes Gelächter ausbrachen.
»Danke für die Blumen«, erwiderte ich.
Es tat gut, mit Steve schon wieder kleine Wortgefechte austragen zu können. Seine Genesung machte gute Fortschritte, und er war natürlich begierig darauf, mehr über unsere Ermittlungen zu erfahren.
»Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass eine solche Organisation so extrem von den Kontakten eines Mannes wie Serge abhängig sein sollte«, griff Steve den Faden wieder auf.
Wir diskutierten bereits eine Weile über die unterschiedlichen Ansichten, die von uns und Kommissar de Jong vertreten wurden. Wenn auch die jüngsten Ereignisse die Überlegungen unseres niederländischen Kollegen von Europol zu stützen schienen, blieben Phil, Dennis Vente und ich skeptisch.
»Was wissen wir über Fay Rafferty?«, fragte Steve.
Diesen Namen hatten unsere Kollegen aus New York von Carlos Mendez erfahren.
»Sie gehört zu einer Abteilung bei Europol, die für die Koordinierung länderübergreifender Ermittlungen verantwortlich ist. Sie wurde von der Metropolitan Police in London abgestellt und hat den Dienstrang eines Superintendent«, antwortete Kommissar Vente.
Seitdem uns der Name der Kollegin aus England genannt worden war, suchten wir nach einer Verbindung zu dem Anschlag.
»Warum sollte Rafferty den Hintermännern des Anschlags behilflich sein? Oder hält jemand sie sogar selbst für die Anstifterin?«, fragte Steve.
Es waren diese Fragen, die wir bislang nicht hatten klären können. Lediglich Dennis Vente sah eine Verbindung, der weder Phil noch ich so richtig folgen wollten.
»Dennis denkt über die Möglichkeit nach, dass Rafferty von der Organisation gekauft wurde«, erwiderte ich.
Steve schaute zu dem Kommissar, der dem forschenden Blick standhielt. Vente wusste selbst, wie fragwürdig seine Faktenlage aussah. Wir tappten im Dunkeln, was uns allen schwer zu schaffen machte.
»Gibt es in den Aussagen der beiden Söldner keine Punkte, an denen ihr ansetzen könntet?«, fragte Steve.
Vente hatte uns Kopien der Protokolle beschafft, die Phil und ich sorgfältig studiert hatten. Wir wussten nun, dass der Gangster mit den Rastalocken früher bei den niederländischen Streitkräften gedient hatte. Er war aus gesundheitlichen Gründen entlassen worden, um sich später als Söldner zu verdingen. Sein tätowierter Partner war ein Landsmann von ihm, obwohl er kroatische Vorfahren hatte.
»Nein, leider nicht. Sie verkaufen ihre Kanonen an jeden, der genug bezahlt. Es gibt eine vage Querverbindung zu Serge«, antwortete Phil.
Der Rastamann hatte seine Dienstzeit als UN-Soldat in Serbien absolviert, als sein Kumpan etwa zur gleichen Zeit gemeinsam mit Serge dort im Einsatz gewesen war.
»Also
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