2892 - Der Tod kommt nie zu spät
uns wie Schüler nach einem missglückten Streich vorm Schreibtisch ihres Schuldirektors stehen ließ, saß Kommissar Dennis Vente in einem der Besucherstühle und zwinkerte uns zu.
»Wir hätten die Geiselnahme natürlich zulassen können, damit wir nicht die administrativen Spielregeln von Europol verletzen«, erwiderte ich kühl.
Wir hatten gewusst, dass uns de Jong mit Vorwürfen überhäufen und wahrscheinlich erneut Drohungen aussprechen würde. Daher hatten Phil und ich uns mit Kommissar Vente besprochen, bevor wir ins Hauptquartier von Europol zurückfuhren. Ich hielt mich mit der Antwort an die abgesprochene Vereinbarung.
»Ja, ja. Sie haben riesiges Glück gehabt, dass meine Kollegen Ihre Darstellung bestätigen. Was aber noch nicht geklärt ist, wäre die Frage zu den eingesetzten Pistolen. Woher hatten Sie und Agent Decker die Waffen?«, wollte de Jong wissen.
Mein Partner verwies auf die vorherige Auseinandersetzung mit den Verfolgern in den schwarzen Land Rovern.
»Wir hatten die Pistolen sichergestellt, konnten sie aber noch nicht an einen Ihrer Kollegen übergeben«, antwortete Phil.
Mit dieser Version konnten wir Kommissar Vente aus der Geschichte heraushalten, was mir sehr recht war. Kommissar de Jong musterte uns einige Sekunden schweigend und man konnte sehen, wie sehr es in ihm arbeitete. Die Geschehnisse sprachen aber für uns, weshalb er keine Handhabe für eine etwaige Ausweisung vorweisen konnte.
»Setzen Sie sich«, sagte er schließlich.
Damit war die unschöne Phase des Gesprächs vorbei und wir konnten endlich über die laufenden Ermittlungen sprechen. Was uns Kommissar de Jong dann eröffnete, überraschte Phil und mich sehr.
»Sie haben mit Ihrer Aktion eher zufällig auch die Ermittlungen nach den Killern aus dem Restaurant unterstützt«, sagte er.
Ich warf einen fragenden Seitenblick zu Kommissar Vente, der ein unglückliches Gesicht machte. Was war passiert?
»Die beiden Geiselnehmer waren bei Henk Willems, um sich erneut mit automatischen Waffen sowie Sprengstoff zu versorgen. Die Bosse des Geldwäscherrings wollten Serge offenbar gewaltsam aus dem Gefängnis befreien lassen«, sprach de Jong weiter.
Es gab also tatsächlich eine Verbindung zwischen Serge und diesem Geldwäscherring? Damit hatte ich nicht gerechnet.
»Dann reden die Männer also?«, fragte ich.
Kommissar de Jong lächelte zufrieden und bestätigte, dass die beiden Söldner gegen Strafnachlass jeweils ein umfassendes Geständnis abgelegt hatten. Er berichtete ausführlich über die Vernehmungen, und wir mussten einsehen, dass die niederländischen Kollegen hervorragende Arbeit geleistet hatten.
»Welche Rolle spielt Serge eigentlich für den Ring?«, fragte ich.
An dieser Stelle musste uns de Jong vorerst mit einer Theorie aushelfen, denn dazu hatten die beiden Söldner nichts aussagen können.
»Wir gehen davon aus, dass Serges Kontakte auf dem Balkan für die Geldwäscher von eminenter Bedeutung sind. Deswegen wird alles unternommen, um den anstehenden Prozess zu verhindern«, sagte der Kommissar.
Es klang plausibel, passte aber nicht mit der Aussage von Serge zusammen, die er Phil und mir gegenüber gemacht hatte.
»Was haben Sie erwartet, Agent Cotton? Natürlich hält er sich schön bedeckt. Solange er nicht in Freiheit ist, muss Serge sich doch so verhalten«, sagte de Jong.
Der Kommissar von Europol hatte seine Theorie und passte die Details notfalls an, wie mir erschien. Es passte auch seinem Kollegen von der Sonderabteilung für Observationen nicht, wie wir schnell erkannten.
»Mir reicht es nicht, wie ihr Henk Willems’ Rolle einschätzt. Er wäre nicht so lange unbehelligt mit seinen Machenschaften davongekommen, wenn er sich dermaßen unfähig anstellen würde«, warf Kommissar Vente ein.
Er verwies auf die Söldner, die erneut bei Willems Waffen für den zweiten Anschlag kaufen wollten. So ein Risiko, besonders da die Ermittlungen noch in vollem Umfang liefen, passte nach Ventes Erfahrung nicht zu Henk Willems.
»Das war entweder die reine Gier oder eben die Angst vor den Hintermännern des Geldwäscherrings«, wehrte de Jong ab.
***
Phil und ich verließen eine halbe Stunde später das Büro des Kommissars, um gemeinsam mit Dennis Vente einen Kaffee in der Kantine zu trinken. Weder ihm noch uns reichten die bisherigen Erkenntnisse aus, um den Anschlag als aufgeklärt anzusehen. Mitten in unserer angeregten Diskussion erreichte mich der Anruf von Mr High. Nachdem ich unserem
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