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2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

Titel: 2896 - Die Wahrheit bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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die man gerne hätte«, sagte Keele.
    Tedrow begann zu weinen. »Entschuldigen Sie, aber ich habe gerade daran gedacht, dass wir eine Mitschuld am Tod der beiden Menschen tragen.«
    »So kann man es nicht sehen, Irene«, sagte Keele. »Dann wären auch alle Autohersteller mitschuldig an den Unfalltoten.«
    Ich wollte keine Grundsatzdiskussionen führen. Die Zeit drängte. »Worin genau bestand Ihre Aufgabe, Professor?«
    »Wir arbeiten bei diesem Projekt mit verschiedenen Substanzen, die man als Wahrheitsdrogen bezeichnen könnte. Dazu gehören Pflanzenextrakte, wie zum Beispiel Scopolamin, oder auch Barbiturate, halluzinogene Drogen wie LSD und Opiate. Natrium-Thiopental ist ein schnell wirksames Barbiturat und wird in manchen Ländern bei Verhören benutzt. In vielen Staaten ist die Verwendung allerdings verboten. Offiziell zumindest.«
    Keele räusperte sich. »Deutschland war bislang eine unserer Bezugsquellen. Aber sie liefern das Serum mittlerweile aus ethischen Gründen nicht mehr in die USA. Daher wurden wir damit beauftragt, das Serum herzustellen und es in Bezug auf die Wirksamkeit zu optimieren.«
    »Ist dieses Serum denn speziell für die Polizei und die Geheimdienste entwickelt worden?«, fragte ich nach.
    »Nein. Thiopental wird in erster Linie in der Anästhesie zur Einleitung einer Narkose verwendet. Und in der Intensivmedizin vereinzelt auch als Dauerinfusion zur Senkung des Hirndrucks oder zur Durchbrechung eines außergewöhnlich lange andauernden epileptischen Anfalls«, erläuterte Keele.
    Nun schaltete sich auch Tedrow wieder in das Gespräch ein. »In den USA wird es auch zur Vorbereitung auf die Hinrichtung durch die Giftspritze eingesetzt. Und in Ohio zur Hinrichtung selbst.«
    »Daher die ethischen Bedenken der Deutschen«, mutmaßte ich.
    Tedrow nickte.
    »Und was ist an Nebenwirkungen bekannt?«
    Keele dachte kurz nach. »Da ist einiges denkbar, und erst recht, wenn die Proben verunreinigt sind. Blutdruckabfall, reflexhafte Pulsbeschleunigung, Erhöhung des myokardialen Sauerstoffverbrauchs. Und dann schwere Herzinsuffizienz, Atemdepression, Atemstillstand.«
    »Das würde passen, wenn man sich den Krankheitsverlauf der beiden Toten ansieht«, sagte ich.
    Eine Frage hatte ich noch. Ich folgte dabei ganz meinem Gefühl. »Wissen Sie, warum Dr. Waters nicht zur Arbeit erschienen ist, Miss Tedrow?«
    Sie schüttelte den Kopf. Zu schnell und zu häufig.
    ***
    Waters wurde vom Klingeln seines Firmenhandys völlig überrascht.
    »Hier ist Irene. Henry, wo bist du da nur hineingeraten?«, fragte Tedrow besorgt. Sie empfand mehr für Henry, als er ahnte und sie sich eingestand.
    »Was meinst du, Irene?«, fragte Waters barsch.
    »Ich hatte gerade mit Keele und einem Agent vom FBI eine Videokonferenz.«
    »FBI?«, fragte Waters nervös.
    »Es sind zwei Männer gestorben. Man hat bei ihnen Reste von Natrium-Thiopental im Blut nachgewiesen. Und uns fehlen Proben.«
    »Haben sie nach mir gefragt?«, wollte Waters wissen.
    »Henry, du bist nicht mehr zur Arbeit gekommen, niemand weiß, was mit dir los ist. Das FBI kann doch eins und eins zusammenzählen. Und Keele und ich können das auch.« Tedrow holte tief Luft. »Der Agent hat mich gefragt, ob ich wüsste, warum du nicht auf der Arbeit warst.«
    »Sie wissen es also«, sagte Waters langsam.
    »Was wissen sie, Henry? Rede mit mir«, flehte Tedrow ihn an. »Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst.«
    Waters legte auf, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Dann wählte er die Nummer von Belding.
    »Hören Sie zu, Belding. Das FBI weiß bereits, dass ich die Proben gestohlen habe. Ich kann kein Serum mehr besorgen. Ich will die restlichen 75.000 Dollar. Dafür bekommen Sie den Brief, den ich an das FBI geschrieben habe. Kodak Theatre, morgen Nachmittag um vier Uhr.«
    Belding wollte protestieren.
    »Keine Diskussionen, Belding. Ich lasse mich auf nichts anderes ein. Wenn ich das Geld morgen nicht bekomme, landet der Brief beim FBI.« Dann beendete Waters das einseitige Gespräch. Das Handy warf er in den nächsten Abfalleimer. Er überquerte die Straße und ging in das Motel, in dem er ein Zimmer gemietet hatte. Er konnte weder in seine Wohnung noch in das Apartment, das er nach der Trennung von seiner Frau gemietet hatte. New York war für Waters ein heißes Pflaster geworden. Und er war nahe dran, sich die Füße zu verbrennen.
    ***
    Mullvaney saß in seinem Büro. Er hatte einen Brief geschrieben. Er schrieb weder oft noch gerne, aber für diesen

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