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2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

Titel: 2896 - Die Wahrheit bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Brief hatte er sich sehr viel Mühe gegeben. Er war an das FBI adressiert.
    Ich, Dr. Henry Waters, wurde von Richard Belding gezwungen, das Wahrheitsserum aus dem Labor zu stehlen. Ich bin nachts eingestiegen und habe einige Ampullen mitgenommen. Belding will das Serum verwenden, um Leute zu erpressen. Wenn dieser Brief bei Ihnen angekommen ist, hat mich Belding umgebracht. Er ist verantwortlich für meinen Tod. Dr. Henry Waters.
    Mullvaney war zufrieden. Er faltete den Brief und steckte ihn in einen Umschlag, den er sorgfältig verschloss und anschließend beschriftete. New York Field Office, Federal Bureau of Investigation, 26 Federal Plaza, New York.
    Diesen Brief würde er natürlich nicht an das FBI schicken, sondern Belding übergeben. Dann würde Belding denken, alles sei in Ordnung, da er Waters’ Brief hätte. Doch der echte Brief von Waters wäre dann längst beim FBI. Und das FBI bald bei Belding.
    Doch zunächst musste Mullvaney herausfinden, ob er in dem Brief von Waters auftauchte. Falls auch sein Name genannt wurde, musste er sich eine andere Strategie überlegen. Aber er glaubte es nicht, denn Mullvaney hatte sich nicht vorgestellt, und Belding würde seinen Namen im Gespräch mit Waters auch nicht genannt haben. Insofern musste sein Plan aufgehen. Waters würde sterben und Belding hätte ein großes Problem.
    Belding könnte ihn zwar belasten, aber er hatte nichts gegen ihn in der Hand. Außer den monatlichen Zahlungen auf sein Konto. Aber das war nicht strafbar, er war ja schließlich Beldings Angestellter. Belding würde in den Knast wandern. Und er würde das Kommando übernehmen. Dachte er.
    Mit einem lauten Knall schlug die Tür gegen die Wand. Belding stand im Türrahmen und lächelte. »Warum erschrickst du denn so, Steve? Hast du ein schlechtes Gewissen?« Mullvaney atmete schwer. »Du musst dich morgen mit Waters treffen. Er hat kein Serum besorgen können und will nun die restlichen 75.000 Dollar.«
    »Aber …«, begann Mullvaney. Belding unterbrach ihn. »Du gibst ihm das Geld und verlangst den Brief. Wenn du den Brief hast, legst du ihn um. Wie du das machst, ist deine Sache. Morgen Abend müssen die 75.000 Dollar und der Brief auf meinem Schreibtisch liegen.«
    »In Ordnung«, sagte Mullvaney. Das konnte er haben.
    Belding ging zurück in sein Büro und verklebte sorgfältig den unscheinbaren, grauen Briefumschlag. In dem Umschlag befand sich der USB-Stick einer Warenhauskette, von dem allein in New York vermutlich Tausende in Umlauf waren. Keine Chance, den Käufer zu identifizieren. Keine Spuren, die man zurückverfolgen könnte.
    ***
    Auf dem Datenträger befand sich lediglich eine Datei, insgesamt vier Seiten lang. John M. Dwyer, der Chefredakteur der New York Times , erkannte schon nach den ersten Zeilen die Brisanz der anonymen Zusendung. In seinem Büro hatte sich eine kleine Gruppe zusammengefunden, um die Situation und das weitere Vorgehen zu besprechen.
    »Wann ist der Brief bei uns eingegangen?«, wollte der stellvertretende Chefredakteur Michael Sellers wissen.
    »Heute Morgen mit der Post«, antwortete Conrad Woolf. Er war heute der verantwortliche Chef vom Dienst.
    »Absender?«, hakte Dwyer nach.
    »Fehlanzeige. Wir haben den Stick nur mit Handschuhen angefasst, falls sich darauf noch Fingerabdrücke befinden sollten«, gab Woolf Auskunft.
    »Und die Datei? Gibt sie Aufschluss über den Verfasser des Textes?«, wandte sich Dwyer an den Hausinformatiker Walter Landers.
    Landers schüttelte den Kopf. »Keine Quelldaten, keine Autorennamen, keine Hinweise auf den Urheber.«
    Dwyer schaute in die Runde. »Okay, vielen Dank, Mister Landers. Mister Woolf. Wir benötigen Ihre Hilfe dann nicht mehr.«
    Landers und Wolf standen auf, nickten den beiden verbliebenen Teilnehmern des Gesprächs zu und gingen.
    »Weißt du, was passiert, wenn wir das Interview oder auch nur Teile daraus veröffentlichen?«, fragte Sellers, ohne eine Antwort zu erwarten. »Die Sachen sind ja reinstes Dynamit.«
    »Die Frage stellt sich nicht«, sagte Dwyer. »Wir veröffentlichen nichts, was anonym bei uns eingeht.«
    »Müssen wir ja auch nicht, John. Hör zu, wir setzen unsere besten Leute auf die Sache an. Sie sollen recherchieren, ob die Informationen stimmen, und dann machen wir eine Geschichte daraus. Die Informationen sind zu brisant, die können wir nicht liegen lassen.«
    »Warum macht er das?«, fragte Dwyer gedankenverloren.
    »Wer macht was?«, fragte Sellers irritiert.
    »Warum versorgt

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