2896 - Die Wahrheit bringt den Tod
hat.«
»Nicht mit Ihnen. Mein Captain bat mich, mit dem FBI Kontakt aufzunehmen, da die Untersuchung der Todesfälle vermutlich in die Zuständigkeit des FBI fällt.«
»Dann kommen Sie doch bei uns vorbei, und wir klären das«, schlug ich vor.
»Gerne«, entgegnete Pedroza.
»Wann passt es Ihnen?«, fragte ich und warf einen flüchtigen Blick in meinen Terminkalender, um sicherzugehen, dass heute nicht noch ein anderer wichtiger Termin auf der Agenda stand.
»Am besten gleich«, erwiderte Pedroza. »Ich stehe vor Ihrer Tür.«
Phil und ich sahen uns überrascht an. »Warum sind Sie dann nicht hereingekommen?«
»Ich kündige mich immer an«, sagte Pedroza. »Eine Frage der Höflichkeit, Agent Cotton.«
***
Als Pedroza in die Tür trat, wusste ich sofort, woher ich ihn kannte. Er war der Lieutenant, der den Mord an unserem Kollegen James McAdams aufgenommen hatte.
»Lieutenant, es tut mir leid, dass ich Ihren Namen zunächst nicht zuordnen konnte«, begann ich und streckte ihm die Hand entgegen.
»Kein Problem«, wiegelte Pedroza ab und schüttelte mir die Hand.
Ich kam gleich zur Sache. »Sie haben gesagt, dass Sie Informationen hätten, die in unseren Zuständigkeitsbereich fallen würden.«
»Richtig. Gestern Nacht sind zwei Menschen im Beth Israel Medical Center eines nicht natürlichen Todes gestorben. Die Klinikleitung hat uns daraufhin umgehend informiert. Ich habe Ihnen die Unterlagen mitgebracht.« Pedroza legte zwei Mappen auf meinen Schreibtisch.
»Wer waren die Toten?«, wollte Phil wissen.
»Der eine heißt John Hadden und war Wirtschaftsjurist, der andere Gary Venneby, von Beruf Steuerberater. Beide waren mit hohem Fieber in die Klinik eingeliefert worden.«
»Vermutlich sind sie routinemäßig obduziert worden«, schaltete sich Phil in die Unterhaltung ein.
Pedroza nickte.
»Was hat die Untersuchung ergeben?«, hakte ich nach.
»Im Blut der beiden konnte ein geringer Anteil von stark verunreinigtem Natrium-Thiopental nachgewiesen werden, ebenso in der Leber. Ich habe mir sagen lassen, dass es sich um ein sogenanntes Derivat handelt, also eine Substanz, die es in der vorliegenden Form bislang noch nicht gibt.«
»Was genau ist denn dieses Natrium-Thiopental?«, wollte Phil wissen.
»Ein Wahrheitsserum«, sagte Pedroza knapp.
Phil und ich schauten uns überrascht an.
Pedroza zog ein sauber gefaltetes Papier aus der Jackentasche. »Ich vermute, dass den Opfern das Wahrheitsserum ohne ihr Wissen verabreicht wurde und sie unbeabsichtigt an den Nebenwirkungen verstorben sind.«
Er setzte eine Brille auf und begann zu lesen. »Von vergleichbaren Substanzen ist bekannt, dass ihr Einsatz nicht nur mit einer verlangsamten und schleppenden Aussprache einhergeht, sondern auch zur Verkrampfung der Muskeln um die Atemwege und einer Atemdepression bis hin zum Atemstillstand führen kann.« Pedroza schaute auf. »Noch können wir uns allerdings keinen Reim darauf machen, mit welcher Absicht den beiden Todesopfern das Serum verabreicht worden ist. Vorstellbar wäre ja so einiges. Meine Detectives haben das Privatleben der Toten durchleuchtet, aber bislang keine brauchbaren Hinweise gefunden.«
Pedroza faltete den Zettel sorgfältig zusammen und steckte ihn wieder in seine Jackentasche. »Eine Gemeinsamkeit gibt es allerdings. Beide haben für namhafte Unternehmen gearbeitet.« Pedroza stand auf, nahm seine Brille ab und schob sie in die Brusttasche seines Hemdes. »Mehr habe ich nicht für sie, Agents. Guten Tag.«
***
Ich blätterte in den Mappen, die mir Pedroza auf den Tisch gelegt hatte. »Können sich die beiden das Wahrheitsserum selbst verabreicht haben?«
Phil setzte ein erstauntes Gesicht auf. »Warum hätten sie das tun sollen? Es hat keinerlei berauschende Wirkung, und in der Regel lügt man sich ja nicht selber an. Und dass am gleichen Tag zwei Menschen, die sich nach bisherigen Erkenntnissen nicht kannten, die gleiche seltene Substanz zu sich genommen haben, ist doch mehr als unwahrscheinlich.«
»Okay. Aber was wollte derjenige erreichen, der den beiden das Serum verabreicht hat?«, hakte ich nach.
Phil zuckte mit den Schultern. »Bankdaten. Geheimnummern. Geldverstecke. Etwas in der Richtung.«
»Das kann man doch auch mit der guten alten Folter erreichen«, sagte ich lakonisch.
Phil gab mir recht. Vermutlich steckte etwas anderes dahinter.
»Es muss etwas sein, das ein Folterer nicht überprüfen kann. Eine Geheimnummer kann er überprüfen oder ein Geldversteck«,
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