2896 - Die Wahrheit bringt den Tod
Belding wies sie zunächst auf das veröffentlichte Interview hin. Dann nannte er ihnen die Namen derer, die er interviewt hatte, und deutete an, welche Informationen er erhalten hatte. Schon am nächsten Tag war Belding um drei Millionen Dollar reicher.
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Frank Cappelani war der Kopf der Sapienza-Familie. Er traf sich regelmäßig mit seinem Unterboss, Mike Giordano, um Geschäftliches zu besprechen. Nun rief Cappelani bei Giordano an, um ihn einzuladen. Er hätte Besuch von seiner Familie aus Italien bekommen, und am Abend würde es ein großes Essen geben. Die Verwandten hätten Rotwein aus eigener Produktion mitgebracht. Und Grappa, natürlich selbst gebrannt. Am frühen Abend würde ihn jemand mit dem Auto abholen und auch später wieder zu seinem Haus zurückbringen.
Kurz vor sieben Uhr stand Mike Giordano vor dem Spiegel in seinem Schlafzimmer. Er hatte sich herausgeputzt. Die Haare hatte er streng nach hinten gekämmt. Giordano betrachtete seine makellosen Zähne. Als er die Manschettenknöpfe anlegte, klingelte es an der Haustür. Giordano löschte das Licht und ging zur Tür. Er öffnete sie mit einem strahlenden Lächeln und sah in die weichen, braunen Augen eines jungen Mannes, kaum älter als achtzehn Jahre. »Mein Name ist Federico, Mister Giordano. Mister Cappelani hat mich gebeten, Sie abzuholen.«
Die beiden gingen zum Auto, und Federico öffnete den Fond des Wagens. Giordano stieg ein, und der junge Mann schloss die Tür. Auf der Fahrt zu Frank Cappelanis Anwesen auf Staten Island redeten die beiden über die letzten Spiele der New York Yankees , den Verkauf des Centers der New York Knicks nach Texas und die italienische Heimat.
»Und wie steht es mit den Frauen, Federico?«, wollte Giordano wissen.
»Ach, wissen Sie, Mister Giordano, ich will nichts überstürzen. Ich habe eine Freundin, klar. Aber es ist noch nichts Ernstes. Ich will noch etwas vom Leben haben.«
»Das ist die richtige Einstellung, mein Junge. Ich habe es in deinem Alter genauso gemacht. Irgendwann wird man ruhiger, aber diese Zeit kommt früh genug. Und bis dahin sollte man sich richtig ausgetobt haben.«
Federico gefiel ihm. Er war höflich und hatte eine schnelle Auffassungsgabe. Er würde es weit bringen in der Familie.
Eine halbe Stunde später hatten sie das Ziel erreicht. Federico fuhr die Auffahrt zu dem prunkvollen Haus empor und parkte den Wagen direkt vor der Eingangstür. Beide stiegen aus, und Federico klingelte an der Tür. Wenig später konnte man Schritte hören, die langsam näher kamen. Dann wurde die schwere Holztür geöffnet, und ein älterer Mann, offensichtlich auch Italiener, nickte Giordano freundlich zu. Giordano trat ein und blieb einen kurzen Moment stehen, um sich in dem Foyer zu orientieren. Niemand erschien, um ihn zu begrüßen. Es waren auch keine Stimmen zu hören. Das Haus schien menschenleer.
Giordanos Lächeln erstarb. Und dann starb er. Die Kugel durchdrang seinen Hinterkopf und blieb im Gehirn stecken. Federico feuerte noch dreimal. Nach dem ersten und dem zweiten Schuss zuckte Giordano noch. Federico besah sich sein Werk und nickte zufrieden.
***
Unsere Fahndung nach Waters hatte bislang kein Ergebnis gebracht. Ich griff zum Telefonhörer und rief Irene Tedrow an.
»Miss Tedrow, ich hatte während unserer Videokonferenz das Gefühl, Sie wüssten eventuell etwas über den Aufenthaltsort von Dr. Waters.«
»Ich weiß nichts«, entgegnete Tedrow knapp.
»Ich denke, dass das nicht stimmt«, sagte ich vorsichtig. »Hören Sie, Miss Tedrow, Dr. Waters ist in Gefahr. Wenn Sie wissen, wo er sich aufhält, dann sollten Sie es uns sagen. Auch in seinem Interesse.«
Tedrow schwieg.
»Okay. Sollten Sie etwas von Dr. Waters hören, dann würde ich Sie bitten, sich bei mir zu melden. Wir brauchen unbedingt Informationen über den Diebstahl des Serums. Und für wen das Serum bestimmt war.«
»Henry Waters ist kein schlechter Mensch«, sagte Tedrow. »Er hat in seinem Leben nur sehr viel Pech gehabt. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.« Dann legte sie auf.
» Sie weiß, wo er ist«, vermutete Phil, der das Gespräch mitgehört hatte.
»Aber wir können sie nicht zwingen, es uns zu sagen.«
»Zwingen können wir sie nicht, das stimmt.« Phil zögerte. »Wir bräuchten lediglich etwas von dem Wahrheitsserum.«
»Denk gar nicht dran.«
»Warum nicht?«, fragte Phil.
»Weil die Einnahme mit sehr unangenehmen Nebenwirkungen verbunden ist.«
»Wir würden aber von denjenigen eine Menge
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