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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es mir, sie zu überwältigen, ohne daß ihre Kameraden aufwachen, so könnt ihr ruhig hierbleiben, bis ich euch dann rufe; wachen aber diese andern auf, so kommt ihr schnell zu mir hingesprungen, um mir beizustehen. Es wird aber wohl alles so glatt verlaufen, wie ich denke, denn die Gefangenen sind, wie ich vorhin aus einigen Ausrufen gehört habe, der arabischen Sprache mächtig; sie werden also das, was ich ihnen zu sagen habe, verstehen und auch so schnell ausführen, wie es nötig ist. Dennoch aber müßt ihr euch bereit zum schnellen handeln halten.“
    Ich kroch aus meinem Netz heraus, legte es und den Bärentöter in das Gebüsch und schob den Arm in den Riemen des Henrystutzens, denn diesen mußte ich mitnehmen, um nötigenfalls die Feinde mit ihm in Schach halten zu können. Als der Anführer vorhin den Adschnabi, den Fremden erwähnte, hatte er mich gemeint; mein Name war ihm also zu Ohren gekommen, und da durfte ich als sicher annehmen, daß er auch von meiner gefürchteten ‚Zauberflinte‘ gehört hatte.
    Ich kroch aus dem Gesträuch, welches uns versteckt hatte, heraus und schlich mich, um von hinten an die Wächter zu kommen, in einem Bogen nach dem Feuer hin. Das war gar nicht schwer, denn ich hatte es hier mit Leuten zu tun, welche von dem echten, richtigen Wald- und Wildnisleben keine Ahnung besaßen. Ich kam ohne Anstrengung so nahe an sie heran, daß ich beide fast mit den Händen erreichen konnte, eine wahre Wonne für mich, den Westläufer, denn nun war ich sicher, daß alles genauso verlaufen würde, wie ich es mir gedacht hatte.
    Ich lag in dichter Omm Sufah versteckt; anderthalb Armlängen von mir saßen die Wachen, die Gesichter von mir abgewandt; sie sprachen miteinander und waren nur damit beschäftigt, Holz in die Feuer zu werfen, die mit ihrem Schein alles hell erleuchteten. Rechts lagen die schlafenden, tief in ihre Decken gehüllten Händler und links und vorn die wachen Gefangenen, die mich unbedingt sehen mußten, wenn ich mich zum Angriff gegen die Wächter erhob. Die Überraschung konnte ihnen Ausrufe entlocken, durch welche die Schläfer vorzeitig aufgeweckt wurden. Dem mußte ich vorbeugen. Ich zog also den Arm aus dem Riemen des Gewehres, nahm es in die rechte Hand, richtete mich langsam auf und legte die linke mit jener warnenden Bewegung auf den Mund, welche in der Zeichensprache aller Völker eine Aufforderung zum Schweigen bedeutet. Mein Zweck wurde erreicht, denn es ließ sich nicht nur kein Ruf hören, sondern das bisher ununterbrochene Stöhnen und Wimmern hörte plötzlich auf. Die Sklaven hatten mich gesehen, und wie die Umstände lagen, mußten sie sich sofort sagen, daß sie von mir nichts zu fürchten, sondern im Gegenteil nur Gutes zu erwarten hatten. Es läßt sich denken, mit welcher großen Spannung ihre Augen auf mich gerichtet waren.
    Ein guter Westmann wäre durch das so plötzlich eingetretene Schweigen aufmerksam und mißtrauisch gemacht worden; von den beiden Takobaleuten aber wurde es gar nicht beachtet. Jetzt kehrte ich den Stutzen um – zwei wohlabgewogene Hiebe auf ihr Köpfe, und sie knickten lautlos zusammen. Ich bückte mich rasch zu ihnen nieder, um zu sehen, ob ich ihrer augenblicklichen Unschädlichkeit sicher sein könne; als ich mich davon überzeugt hatte, machte ich einige Schritte vorwärts, so daß die Gefangenen mich verstehen konnten, auch wenn ich mit unterdrückter Stimme sprach, und sagte:
    „Seid still und sprecht jetzt kein lautes Wort! Ich bin gekommen, euch zu befreien. Ich werde eure Stricke zerschneiden; dann, aber ja nicht eher, als bis ich die Wächter gebunden habe, nehmt ihr die Händler fest! Ihr sollt ihnen aber nichts tun, sondern sie nur halten, daß wir sie fesseln können. Also paßt auf!“
    Dreimal sechzig Stricke zu zerschneiden, das hätte ziemlich lange gedauert; aber als ich die zwei ersten befreit hatte, forderte ich sie auf, die Messer der Wächter zu nehmen und mir zu helfen. Auf einem Wink von mir nach dem Gebüsch, in welchem Ben Nil und die Asaker steckten, eilten diese herbei, und so standen nach kaum zwei Minuten alle Sklaven mit freien Gliedern da.
    „Euch hat Allah gesandt!“ sagte einer von ihnen. „Willst du uns sagen, Herr, wer du bist und woher –“
    „Still jetzt!“ unterbrach ich ihn. „Ihr werdet nachher alles erfahren. Jetzt binden wir zunächst die Wachen, und dann machen wir uns über die anderen her. Da sie sich in ihre Decken gehüllt haben, können sie sich gar nicht wehren,

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