29 - Im Lande des Mahdi III
nötigenfalls selbst mit den Waffen gegen ihn verfechten.
Weil die Beute, auf welche sie sich so sehr gefreut hatten, so über alles Erwarten reich ausgefallen war, erklärten sie sich auf meinen Wunsch gern bereit, auf alles andere zu verzichten. Ich sagte also dem Schech es Sehf der El Homr, daß er die Kamele und alles, was er bei ihnen finden werde, als sein und seiner Leute Eigentum betrachten solle; ebenso solle ihnen alles, was die Gefangen in ihren Taschen hatten, nur Gold ausgenommen, als Eigentum zufallen. Das erregte natürlich Freude und auch bei diesen Leuten, welche, weil ich die Händler nicht als ihr, sondern als unser Eigentum betrachtete, angenommen hatten, daß ihnen infolgedessen auch von der Beute nichts zufallen werde. Daß sie gern sofort in den Besitz derselben kommen wollten, konnte ich ihnen nicht verdenken; darum gab ich, als sie mich darum baten, den Befehl, die Gefangenen aus ihren Decken zu wickeln und ihnen die Taschen zu leeren, sie aber an Händen und Füßen gut zu fesseln.
Dies geschah. Ich war neugierig, wie die Takobamänner sich dabei verhalten würden. Wäre es meine Ansicht gewesen, daß sie sich sträuben und in Schimpfreden ergehen würden, so hätte ich mich im Irrtum befunden, denn sie ließen alles ruhig und ohne sich zu wehren über sichergehen. Der Schreck über ihre Gefangennahme, welche für sie im Bereich der Unmöglichkeit gelegen hatte, wirkte noch nach. Nur Abu Reqiq, welcher zuletzt an die Reihe kam, verhielt sich zwar still, während er von seiner Decke befreit und dann gleich wieder gebunden wurde; aber als ihm Ben Nil in die Taschen griff und die in denselben befindlichen Gegenstände herausnehmen wollte, fuhr er ihn in zornigem Ton an: „Was fällt dir ein! Bin ich etwa unter Räuber geraten, daß man mir stiehlt, was mir gehört?“
„Kerl, sei still, und sprich nicht von Räubern und Diebstahl!“ antwortete Ben Nil. „Der größte und schlimmste Dieb und Räuber bist doch du selbst! Wir haben euch ergriffen; also ist alles, was ihr bei euch habt, unser Eigentum. Das ist hier Gesetz, wie du wohl wissen wirst.“
„Du würdest anders sprechen, wenn du wüßtest, wer ich bin. Meine Macht ist so groß, daß es nur eines Wortes von mir bedarf, euch zu verderben!“
„So sprich es aus, dieses Wort! Ich bin sehr neugierig darauf, von welcher Seite dieses Verderben kommen und worin es bestehen wird.“
„Es wird in eurem Untergang, in eurem Tod bestehen!“
„Sprich nicht so dummes Zeug! Ist jemand hier, dem der nahe Tod schon zur Seite steht, so bist du es allein.“
„Höhne nicht! Ich bin Tamek er Rhani, den man Abu Reqiq nennt!“
„Das wissen wir; aber wer du bist und ob man dich Abu Reqiq oder Tamek el Chasir (Tamek der Schuft) nennt, das ist uns vollständig gleich. Du stehst in unseren Augen nicht höher als der ärmste Ziegenhirt; ja, ein Ziegenhirt wird von uns hundert- und tausendmal höher geachtet als du, denn er ist ein ehrlicher Mann, der nur tut, was Allah wohlgefällt, während du ein Schurke bist, welcher an die Stelle der Dschehennah gehört, wo die Qualen am größten sind.“
„Hund, wer bist du, daß du es wagst, mich einen Schurken zu nennen?“
„Ich heiße Ben Nil. Das ist ein Name, an welchem kein einziger Tropfen Blut und keine einzige solche Sünde hängt, wie du sie ohne Zahl auf dem Gewissen hast. Hüte dich übrigens, mich wieder Hund zu nennen! Hier neben mir steht ein Mann, der dich dafür strenger, viel strenger bestrafen wird, als du es ahnst!“
Er meinte mit diesen Worten mich, der ich an seiner Seite stand. Tamek ließ seinen Blick über mich gleiten und sagte dann:
„Dieser Mensch mag sein, wer er will, er kann mir nichts tun. Er mag sich ja hüten, mir auch nur das geringste zuzufügen! Von meiner Macht wieder zu sprechen, bin ich viel zu stolz; aber ich habe so mächtige Freunde und Bekannte, daß selbst jedes eurer Worte, welches mir nicht gefiele, von ihnen mit eurem Tod beantwortet würde. Hütet euch also!“
Das wies ich Ben Nil an:
„Laß den Kerl doch schwatzen! Er quakt wie ein Frosch, aus dessen Maul kein anderer Ton je kommen kann. Er gleicht der Mücke, die sich brüstet, den Adler zerreißen und auffressen zu wollen. Das ist rein lächerlich. Mach seine Taschen leer, und damit basta!“
Als Ben Nil diesem Befehl gehorchte, brüllte mich der Sklavenhändler wütend an: „Mensch, ich habe dich gewarnt. Wenn du trotzdem in dein Verderben rennen willst, so tue es; ich habe nichts dagegen
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