29 - Im Lande des Mahdi III
mir gegen Jumruk geplante Streich vollständig gelungen sei.
„Ja, vollständiger noch, als ich dachte“, antwortete ich. „Schicke mir zunächst Abu Reqiq unter guter Bedeckung an das Land!“
Es dauerte nur einige Minuten, so wurde der Sklavenhändler gebracht. Als die Asaker, welche ihn führten, mit ihm aus dem Boot stiegen, sagte ich zu ihm:
„Du hattest so große Sehnsucht, El Michbaja kennenzulernen; Hubahr sollte dein Führer sein. Er war nicht geeignet dazu, und so bin ich an seine Stelle getreten. Unter meiner Leitung wirst du nicht bloß sie, sondern auch Jumruk el Murabit sehen, der dich mit so großer Sehnsucht erwartet hat.“
„Allah rhinalek – Gott verfluche dich!“ murmelte er halblaut zwischen den Zähnen.
Ich tat natürlich, als ob ich das nicht gehört hätte, und ließ ihn nach dem Platz schaffen. Dort angekommen, mußte er Jumruks Haus betreten. Dieser saß mit Ben Nil allein im Innenraum und blickte uns beiden mit finsteren Augen entgegen.
„Hier bringe ich dir einen Freund, o Jumruk el Murabit“, sagte ich. „Er wird Abu Reqiq genannt und ist außerordentlich entzückt darüber, daß er das außerordentliche Glück hat, dich grad unter meinem freundlichen Schutz begrüßen zu können.“
Die Fesseln hinderten ihn, von seinem Sitz aufzuspringen; er machte einen vergeblichen Versuch dazu, fiel aber natürlich wieder zurück.
„Du bist ein Hund, der nichts gelernt hat, als nur die Zähne zu zeigen!“ knirschte er. „Allah gebe, daß wir sie dir noch ausbrechen können!“
Er erhielt für diese Beleidigung von Ben Nil eine schallende Ohrfeige, die ihn so klug machte, daß er von jetzt an kein Wort mehr sagte. Ich fuhr so ruhig, als ob ich nichts gehört und gesehen hätte, fort:
„Ich ließ euch zusammenführen, um euch zu sagen, was ich beabsichtige, mit euch zu tun. Ihr seid meine Todfeinde, und ich könnte euch nach den unter euch herrschenden und von euch befolgten Gesetzen das Leben nehmen; die Menschheit würde mir dadurch zum größten Dank verbunden sein. Aber als Christ muß ich euch alles verzeihen, was ich persönlich gegen euch habe, wenn ihr auch nicht glauben dürft, daß es mir erlaubt ist, euch dem Gesetz zu entziehen; ich bin vielmehr gezwungen, euch diesem zur Bestrafung zu übergeben. Der Raïs Effendina ist der Vertreter der weltlichen Gerechtigkeit, welcher ihr verfallen seid, und so mögt ihr wissen, daß ich euch ihm ausliefern werde.“
Da fiel Abu Reqiq schnell ein:
„Tu das nicht, Effendi! Er würde uns sofort töten. Richte lieber du nach den Gesetzen des Christentums über uns!“
„Ah! Wenn es sich um dein Wohl, ja um dein Leben handelt, ziehst du das Christentum dem Islam vor? Wolltest du dich meiner Gnade erfreuen, so durftest du vorhin nicht wünschen, daß Allah mich verfluchen möge. Was kann dir die Barmherzigkeit eines Verfluchten nützen? Wenn du einen Christen, der im Abgrund des Fluches untergegangen ist, um Gnade anflehst, wie tief, wie viel tiefer mußt da erst du gesunken sein!“
Da schrie er mich an:
„Deine Seele ist so schwarz, daß sie gar nicht schwärzer werden kann! Lieferst du uns dem Raïs Effendina aus und tötet er uns, so wird Allah einst am letzten Tag unsere Seelen von dir fordern!“
„Ich werde ruhig nach der Dschehennah zeigen, wo er sie von den Schejatin fordern müßte, deren Eigentum ihr infolge eurer Missetaten geworden seid. Der Raïs Effendina wird euch nach seinem Spruch richten: Wehe dem, der wehe tut! Leider kann er euch das Weh, welches ihr verbreitet habt, nicht zum tausendsten Teil antun; aber eins kann er, und das wird er gewiß nicht unterlassen; nämlich euch unschädlich machen, wie man giftige Schlangen unschädlich macht, indem man ihnen die Köpfe zertritt.“
„Bedenke, was du tust, Effendi! Du bist ein Mensch, und auch wir sind Menschen, die man nicht wie Schlangen zertritt!“
„Waren das keine Menschen, die ihr getötet oder in die Sklaverei verkauft habt?“
„Schwarze sind nur halbe Menschen; sie fühlen nichts!“
„Damit entschuldigt ihr euch, obwohl ihr sehr gut wißt, daß es nichts als eine Lüge ist. Aber selbst angenommen, daß es wahr sei, sind die El Homr, welche du verkaufen wolltest, Schwarze? Gibt es unter den Sklaven, die wir hier befreiten, nicht über dreißig Personen, die keine Neger, sondern sogar Bekenner des Islam sind? Ich mache da keinen Unterschied, denn mir gilt ein Mensch soviel wie der andere, welchen Glaubens und welcher Abstammung er auch sein
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