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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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möge; aber beim Raïs Effendina wird es mit gewaltiger Schwere auf die Waagschale drücken, daß ihr diese Mitbekenner eures Glaubens wie heidnische Neger behandelt habt.“
    „Drum sage ich, du sollst uns richten, Effendi, du!“
    „Bitte das nicht! Denn wollte ich nur Gerechtigkeit üben, so würde mein Urteil noch strenger ausfallen als das seinige, weil mir ein Neger oder Heide genausoviel wie ein Araber oder Moslem gilt. Und welche freche Stirn ist's, die du mir zeigst, indem du mich erst verfluchst und dann um Schonung bittest! Des Menschen Schicksal liegt in seiner Hand; ihr habt die eurige in Blut getaucht; darum kann euer Ende kein anderes als ein blutiges sein!“
    „Ist dies die letzte Entscheidung, welche du fällst?“
    „Ja.“
    „So sollst du noch eher sterben als ich und wir alle, du Sohn des Aussatzes und der Verworfenheit!“
    Er sprang auf mich ein, was ihm dadurch möglich wurde, daß seine Füße nicht gefesselt waren, und krallte die Finger seiner zusammengebundenen Hände um meinen Hals; er wollte mich erwürgen. Ben Nil fuhr schnell in die Höhe, um mir beizustehen, aber das war überflüssig, denn ich stieß dem vor Angst wütenden Menschen die Faust unter das Kinn, daß er seine Finger von meinem Hals löste und mit hintenüber knickendem Kopf zu Boden stürzte. Die Füße wurden ihm nun auch zusammengebunden. Hierauf beorderte ich einige Asaker zur Bewachung der beiden Sklavenhändler, denn Ben Nil, der sie bisher beaufsichtigt hatte, war bei der Verteilung der Beute nötig, welche nun beginnen sollte.
    Beute! Welch ein angenehmes Wort für alle, welche das Recht besaßen, an ihr teilzunehmen, doppelt angenehm, weil nicht der Raïs Effendina, sondern ich es war, der für alle Fälle den entscheidenden Spruch zu fällen hatte! Dieses Wort brachte einen solchen Jubel und eine so fieberhafte Beweglichkeit hervor, daß ich Mühe hatte, die nötige Ruhe und Ordnung herzustellen. Man hatte sich zwar schon während der Nacht damit beschäftigt, die eigentliche Arbeit aber konnte erst jetzt beginnen.
    Ich bestimmte, daß nicht nur diejenigen, welche unseren nächtlichen Zug mitgemacht hatten, sondern alle, die zum Schiff gehörten, Anteil an der Beute haben sollten. Das waren also unsere ursprünglichen Asaker, dann die in Faschodah engagierten Takaleh, ferner die Soldaten von der Seribah Aliab und endlich die El Homr. Was außer den Genannten für Mannschaften auf dem Schiff gewesen waren, die hatten es in Faschodah verlassen. Außerdem gab es noch einzelne Personen, welche natürlich auch nicht übergangen werden durften, nämlich Abu en Nil, Ben Nil und der lange Selim, welcher als der ‚größte Held des Weltalls‘ am meisten haben wollte, obgleich er keinen Finger zum Gelingen unsers Streiches in Bewegung gesetzt hatte und mir überhaupt, seit ich ihn kannte, mehr hinderlich als förderlich gewesen war; hatte ich doch die meisten Verlegenheiten, in welche wir geraten waren, nur ihm zu verdanken gehabt.
    Zu meiner besondern Freude hatte ich von einigen der befreiten Gefangenen erfahren, daß zur Michbaja einige Dutzend Reit- und Lastkamele gehörten, welche in einer am Rand des Waldes gelegenen Einzäunung gehalten wurden. Diese bestimmte ich für die El Homr und die Takaleh, welche dadurch, meinem den ersteren gegebenen Versprechen gemäß, eine vortreffliche Transportgelegenheit nach ihrer Heimat fanden. Natürlich sorgte ich auch dafür, daß diese Leute hinreichend mit Anzügen, Waffen und Munition versehen wurden; es war genug davon vorhanden.
    Die Teilung unter die vielen, leicht erregbaren Menschen ging natürlich nicht ohne Szenen ab, bei denen sogar die Fäuste zu Hilfe genommen wurden; ich sah mich gezwungen, dieses Beweismittel auch in Anwendung zu bringen, und wenn ein kräftiges Wort von mir den beabsichtigten Eindruck nicht hervorbringen wollte, so half ich mit einem tüchtigen Hieb nach, welcher seine Wirkung nie verfehlte.
    Die drei Offiziere kamen selbstverständlich zuerst daran. Sie erhielten ‚unter acht Augen‘ von der persönlichen Habe Jumruks so viel, daß sie sich gern zufrieden erklärten. Auch Abu en Nil, Ben Nil und Selim wurden ohne Zeugen von mir abgefertigt; ich betrachtete sie als zu mir gehörig und gönnte ihnen darum einen Vorzug vor den Soldaten, von dem diese nichts zu wissen brauchten. Auch Jumruk hatte, grad wie die Omm-Karn-Leute, aber viel mehr als diese, Goldstaub besessen, dessen größter Teil den Offizieren zugefallen war; den Rest

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