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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wo war das Vermögen des Verschwundenen hin? Er war weder bestohlen worden, noch hatte man jemals von einem Bankrott gehört. Er mußte es mitgenommen haben, denn es gab in ganz Khartum keinen Geschäftsmann, bei dem es deponiert worden war.
    Unter diesen vergeblichen Nachforschungen meinerseits verging eine ganze Woche. Da wollten meine Begleiter, die sich nach ihrer Heimat sehnten, nicht länger bleiben, und so beschlossen wir, abzureisen.
    Es fiel uns gar nicht ein, den Weg durch die Bajudasteppe zu nehmen. Wir hatten unsere Schachtura, welche kein Mensch uns bisher streitig gemacht hatte, und wollten auf ihr den Nil hinab. Was mich außerordentlich wunderte, war, daß der Raïs Effendina sich noch nicht hatte sehen lassen. Er hätte nach meiner Berechnung höchstens zwei Tage nach unserer Ankunft auch eintreffen können. Ich war oft an den Fluß gegangen, um nach dem ‚Falken‘ zu sehen, hatte ihn aber nicht erblickt.
    Da, nur einen Tag vor unserer Abfahrt, hatte ich wegen der Verproviantierung unseres Bootes im Getreidemagazin zu tun gehabt und ging, aus demselben heraustretend, an der danebenliegenden Saraya (Palais des Generalgouverneurs) vorüber, einem der wenigen aus Ziegel gebauten Häuser der Stadt, die meist nur aus Lehmwohnungen bestand, als jemand so eiligen Schrittes aus dem Tor kam, daß er mit mir zusammenstieß; es war – – – der Raïs Effendina!
    Er trat zurück, um sich zu entschuldigen; da sah er, daß ich es war, und fuhr sofort mit der Hand nach dem Säbel. Wir standen uns einige Augenblicke hoch aufgerichtet und Blick in Blick getaucht, einander gegenüber, da zog er die Hand zurück, machte eine verachtungsvolle Armbewegung, spuckte aus und sagte:
    „Du bist für mich Hawa, ganz el Hawa er raik! (Luft, ganz durchsichtige Luft!)“
    Das klang so unendlich geringschätzig, daß es mir sehr schwer wurde, ihm nur mit einem ruhigen Lächeln zu antworten. Er gab damit, daß ich für ihn gar nicht vorhanden sein sollte, seine vollste Niederlage zu. Hätte er nur die geringste Hoffnung des Gelingens gehabt, so wäre ich von ihm sicher zur Rechenschaft gezogen worden. Er spuckte noch einmal aus, drehte sich um und ging stolzen Schrittes von dannen. Mir war sein Verhalten sehr erklärlich; selbst der Umstand befremdete mich nicht, daß jemand vor einem Menschen ausspucken kann, der für ihn gar nicht vorhanden ist.
    Ich schaute nun nach dem ‚Falken‘ aus, konnte ihn aber nicht zu Gesicht bekommen. Erst am andern Morgen erfuhr ich kurz vor unserer Abfahrt, daß das Schiff des Raïs Effendina schon seit zwei Tagen jenseits des Ras (Vorgebirge), Omm Dermann gegenüber, am sogenannten Schedrah Mahobe vor Anker liege und daß der Raïs keinem seiner Leute erlaubt habe, von Bord zu gehen; da seien sie alle, nur die drei Offiziere ausgenommen, während der letzten Nacht mit Sack und Pack desertiert. Leider kam mir keiner der Asaker zu Gesicht, und ein Wiedersehen mit dem treuen Freund Murad Nassyr und seiner Turteltaube konnte ich auch nicht feiern; wir mußten fort. Des Zusammenhanges wegen will ich gleich hier bemerken, daß ich den Raïs Effendina einige Male wiedergesehen habe. Er heißt jetzt nicht mehr Achmed el Insaf, sondern trägt einen andern Namen; er ist längst nicht mehr Raïs Effendina, sondern ein sehr hoher, oft genannter Beamter geworden, was mich aber nicht im geringsten genieren kann. Er hat mich auch gesehen, doch schien ich Luft für ihn geblieben zu sein, wenn er dies in Kairo auch nicht grad so wie damals in Khartum durch eine derartig rapide Entäußerung jener Feuchtigkeit bekräftigte, welche ganz unentbehrlich für die Verdauung ist. Da meine Werke, allerdings in einer von mir nicht erlaubten Übersetzung in französischer Sprache, auch in Kairo gelesen werden, so ist es sehr leicht möglich, daß ihm, der jetzt gut französisch liest, der vorliegende Band vor Augen kommt. Falls er da dies Buch nicht auch als einen Teil der Atmosphäre betrachtet, sondern die Gnade hat, einen Blick hineinzuwerfen, so mag er hier die höfliche Bemerkung finden, daß ihn die deutsche Luft schön grüßen läßt!
    Doch weiter!
    Nach einer langen und glücklichen Fahrt legte unsere Schachtura am Ufer von Maabdah an. Wir fragten nach Ben Wasak, dem Führer. Er wohne noch da, wurde uns gesagt, mache aber den Führer nicht mehr, denn er sei sehr reich geworden. Er wäre längst nach Kairo gezogen, wenn er nicht auf die Rückkehr eines deutschen Effendi warten müsse, den er nach Khartum

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