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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welches, um die Stechmücken abzuwehren, die ganze Nacht unterhalten werden sollte. Dort hatten Ben Nil und Selim sich niederzulegen, weil sie, von den Flammen beschienen, besser bewacht werden konnten. Was aber mich betraf, so sagte Ibn Asl, nachdem er meine Handschellen und die Schebah sorgfältig untersucht hatte: „Dich lasse ich nicht im Freien. Du mußt mit ins Zelt hinein, damit ich deiner vollständig sicher bin.“
    Ich wurde also in das Zelt geschafft und im Hintergrund niedergelegt, nachdem man mir mit einem Riemen beide Fußgelenke zusammengebunden hatte. Die Spitze der Schebah wurde fest an die eine Zeltstange geschnürt, so daß ich die ganze Nacht den Kopf und Oberkörper nicht zu bewegen vermochte, eine mehr als unbequeme Lage.
    Nahe dem Eingang wurde für Ibn Asl ein Lager aus weichen Decken zurechtgemacht und für den etwaigen Bedarf während der Nacht ein Gefäß voll Trinkwasser daneben gestellt. Dieses Wasser hätte mich retten können; leider aber stand es nicht in meinem Bereich. Als er sich auf sein Lager hingestreckt hatte, machte er mir die Bemerkung:
    „Denke nicht etwa an Flucht! Ich werde jede deiner Bewegungen hören. Wolltest du dich erheben, so würdest du, da die Schebah mit dem Zelt verbunden ist, dasselbe erschüttern oder gar niederreißen. Auch sitzen die Wächter draußen am Feuer und werden das Zelt nicht aus den Augen lassen.“
    Der gute Mann hatte sehr recht; aber wenn mir das Wassergefäß zugänglich gewesen wäre, so hätte er nicht recht gehabt. Er verschloß den Eingang des Zeltes, indem er den Vorhang vorzog, und verhielt sich von jetzt an ruhig. Ich war ebenso still wie er, aber nur äußerlich. In meinem Innern sprachen verschiedene Stimmen, von denen aber keine zur wirklichen Geltung gelangte. Sowie ich jetzt hier im Zelt lag, war Flucht unmöglich. Ich mußte mich heute noch in Geduld fügen. Aber Schlaf fand ich nicht. Erstens war meine Lage zu unbequem dazu, und zweitens galt es, nachzudenken, ob es nicht auf eine andere, mir bisher noch nicht eingefallene Weise möglich sei, loszukommen. Aber all mein Sinnen führte zu keinem Ziel; der Kopf wurde mir schwer; ich fiel zuweilen in eine Art von Halbschlummer, aus dem ich immer schnell wieder erwachte, und als die Wächter draußen die Schläfer mit lauter Stimme weckten, war ich viel müder, als ich am Abend gewesen war.
    Der Tag brach an. Man band mir die Füße frei, löste die Schebah von der Zeltstange und führte mich hinaus, wo ich wieder Durrhabrei, und zwar in derselben Weise wie am vorigen Abend zu essen bekam. Dann wurde ich, nachdem man mir die Schebah abgenommen hatte, wieder auf den Ochsen gebunden, Ben Nil und Selim ebenso, worauf der heutige Ritt begann. Einer der Führer fehlte. Wie ich später erfuhr, war er schon während der Nacht aufgebrochen, um uns als Kundschafter voranzureiten.
    Während ich über mein Befinden im Sattel jetzt nicht mehr zu klagen hatte und auch Ben Nil sich nicht beschwerte, begann Selim hinter uns zu wimmern und zu klagen. Es war klar, daß der alte Mann solchen Anstrengungen nicht gewachsen sein konnte. Ich bedauerte ihn, obgleich nur er allein unsere gegenwärtige Lage verschuldete, und warf ihm einige Bemerkungen, die ihn trösten sollten, zu. Dies war mir heute möglich, da ich die Schebah nicht zu tragen hatte und mich also umdrehen konnte.
    „Schweig, Effendi!“ fuhr er mich undankbar an. „Du bist schuld an allem, was ich zu leiden habe.“
    „Ich? Wieso?“ fragte ich verwundert.
    „Wärst du in Wagunda geblieben, so wäre ich dir nicht nachgelaufen! Meine Glieder sind wie von Papier, und meine Seele weint mehr Tränen, als es in einem Jahre regnen kann. Dieser Ochse ist mein Tod.“
    „Ich habe geglaubt, daß du ein guter Reiter seist!“
    „Der bin ich auch. Ich bin der kühnste und gewandteste Reiter des Weltalls. Ich bändigte selbst das wildeste Roß; aber welcher wahrhaft Gläubige hat jemals schon auf einem Ochsen gesessen?“
    Er konnte selbst in unserer jetzigen Lage das Aufschneiden nicht lassen. Übrigens verdenke ich es selbst heute noch keinem gläubigen Moslem, wenn er es vorzieht, lieber auf einem samtenen Diwan, als auf einem sudanesischen Ochsen zu sitzen. Es soll sogar Christen geben, welche genau derselben Meinung sind.
    Als wir die Prärie hinter uns hatten, ritten wir durch einen Wald, am Rand eines Sumpfes hin. Die Gegend kam mir bekannt vor. Bald darauf ging es wieder über eine Lichtung, welche ich auch schon gesehen zu haben

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