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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verloren.“
    „O nein! Es muß und wird etwas zu unserer Rettung geschehen.“
    „Was denn? Ich kann nichts tun, Selim auch nicht. Und dich wird man wieder an das Zelt binden. Was soll da geschehen!“
    „Nun, wenn nichts anderes geschieht, so passiert wenigstens das eine, daß ich mich über Ibn Asl hermache.“
    „Unmöglich! Du wirst ja angebunden sein!“
    „Mit der Schebah an die Zeltstange, ja. Aber wenn ich mich erhebe, so reiße ich die Stange mit empor und das Zelt stürzt ein. Sollte mich wundern, wenn es mir da nicht gelänge, Ibn Asl zu fassen.“
    „Was hilft das uns?“
    „Sehr viel. Befindet er sich einmal zwischen meinen Händen, so geb' ich ihn gewiß nicht wieder los.“
    „Aber man tötet uns!“
    „Vielleicht auch nicht. In meinen Händen ist dieser Mensch eine Geisel, gegen welchen wir uns freihandeln können.“
    „Du bist gebunden und waffenlos, während er selbst während des Schlafes sein Messer bei sich hat. Wenn du ihn trotz deiner Handschellen faßt, wird er dich erstechen.“
    „Ich packe ihn gleich so, daß er gar nicht an sein Messer denken kann.“
    „Könnten wir doch mit diesen Djangeh sprechen! Aber auch das würde uns nichts nützen. Sie sind zwar mit den Leuten von Wagunda gleichen Stammes; aber sie waren ja auch mit den Bewohnern von Foguda, die ebenso zu den Gohk gehören, verwandt und haben sie doch mit überfallen und ermordet. Wenn die Schwarzen einmal Blut gesehen haben, hört bei ihnen jedes Gefühl und jede Rücksicht auf.“
    Wir mußten unser Gespräch abbrechen, da man kam, um uns in die Nähe des Zeltes zu schaffen. Es herrschte nur noch ein Halbdunkel unter den Bäumen. Ich benutzte dasselbe, um einen Überblick über das Lager zu gewinnen.
    Der Raum zwischen den beiden Büschen war weniger breit als lang. Infolgedessen hatte das Lager eine langgestreckte, schmale Gestalt angenommen. Den einen Flügel nahmen die weißen Asaker, den andern die Djangeh ein. Zwischen beiden stand das Zelt, doch nicht in der Mitte des Lagers, da die Schwarzen einen größeren Raum einnahmen als die Weißen. Die Ochsen waren hinter den Büschen angebunden. Einige Djangeh wurden mit den vorhandenen Gefäßen nach Wasser geschickt. Sie mußten es trotz der ansehnlichen Entfernung aus der Furt holen. Als sie zurückkehrten, wurde der schon erwähnte Brei bereitet, mit welchem auch ich gefüttert wurde. Dann schaffte man mich in das Zelt, wo ich genauso wie gestern angebunden wurde. Ibn Asl blieb vor dem Eingang desselben sitzen. Ich hörte, was er mit seinen Leuten sprach. Er schickte zwei Kundschafter aus und befahl außerdem, für ihn Wasser zu holen, da der vorhin gebrachte Vorrat zu Ende gegangen war.
    Es verging eine lange Zeit, wohl eine Stunde. Dann kehrte der Mann von der Furt mit dem Wasser zurück. Ibn Asl trank und stellte das Gefäß hinter sich in das Zelt. Kurze Zeit später kamen die Spione. Sie meldeten, daß im Dorf ein sehr reges Leben herrsche und also anzunehmen sei, daß man dort nicht sobald schlafen gehen werde. Es war so finster, daß ich, obgleich das Zelt offenstand, keinen Menschen zu erkennen vermochte. Ibn Asl schien nachzudenken; dann hörte ich ihn sagen: „Gut, wir greifen erst nach Mitternacht an. Die Wachen sind dieselben wie gestern und haben um Mitternacht zu wecken. Gebt die Decken für mein Lager her!“
    Ich verschlang natürlich jedes dieser Worte. Und nun lauschte ich mit angehaltenem Atem auf jede seiner Bewegungen. Er nahm die Decken in Empfang, um sich das Lager selbst zu bereiten. Das Wassergefäß stand ihm im Wege; er stellte es, um nicht daran zu stoßen, zur Seite. Als er mit seinen Vorbereitungen fertig war, kam er zu mir, um meine Fesseln zu betasten. Dabei sagte er:
    „Hund, heute ist dein letzter, guter Tag. Morgen befindet sich auch der Raïs Effendina in meiner Hand, und dann sollt ihr heulen, daß man es jenseits des Nils hört.“
    Er hatte sich überzeugt, daß meine Fesseln in Ordnung seien, und ging zu seinem Lager, um sich dort niederzustrecken. Er hatte den Topf weit von sich gesetzt; ich zitterte fast vor Erwartung, ob er ihn mit sich nehmen werde. Nein, er tat dies nicht; er vergaß es und ließ ihn stehen! Ich holte tief, sehr tief und erleichtert Atem.
    Nun wartete ich, bis anzunehmen war, daß er eingeschlafen sei, wohl eine Stunde lang, die mir aber wie eine Ewigkeit erschien. Dann streckte ich die zusammengebundenen Füße aus, um nach dem Wassergefäß zu ‚fischen‘. Ich stieß an dasselbe, schob die

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