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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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glaubte. Als ich infolgedessen schärfer nach allen Seiten blickte, sagte Ben Nil:
    „Weißt du, Effendi, daß wir hier gewesen sind? Über diesen Platz sind wir am frühen Morgen des zweiten Tages gekommen.“
    „Ah, du hast recht; ich besinne mich.“
    „Denke dir also, wie schnell wir geritten sind!“
    „Wir haben gestern allerdings eine weite Strecke zurückgelegt; aber das ist nicht die einzige Ursache, daß wir uns schon hier befinden. Wir haben ausgezeichnete Führer bei uns.“
    „Das ist schlimm, weil wir die Strecke, zu welcher wir zu Fuß drei Tage brauchten, jetzt in zwei zurücklegen werden. Wann, meinst du, daß wir Wagunda erreichen?“
    „Wahrscheinlich schon heute.“
    „So sind unsere Freunde verloren und wir mit ihnen.“
    „Noch nicht. Bis dahin kann noch viel geschehen. Sei nur getrost.“
    Es war nun allerdings Grund vorhanden, unsere Hoffnungen herabzustimmen. Wenn wir uns jetzt nicht in der Gegend geirrt haben, so war anzunehmen, daß wir am Abend in die Nähe von Wagunda gelangen würden. Und der Umstand, daß ein Kundschafter vorausgegangen war, bewies, daß wir uns diesem Ziel näherten. Kamen wir nicht zu spät dort an, so durften wir vermuten, daß Ibn Asl den Angriff noch heute unternehmen werde, falls er nämlich finden sollte, daß die Verteidiger unvorbereitet seien. Das Dorf war zu gut besetzt, aber wenn die Leute schliefen und es wie Foguda angebrannt wurde, so waren unsere Freunde allem Vermuten nach doch verloren.
    Kurz und gut, die Entscheidung nahte mit schnellen Schritten. Wenn mir bis zum Abend kein rettender Gedanke kam, so brauchte mir später überhaupt keiner mehr zu kommen.
    „Meinst du, daß der Raïs Effendina auf seiner Hut sein wird?“ fuhr Ben Nil fort.
    „Ich möchte es fast bezweifeln.“
    „Ich auch, denn er erwartet Ibn Asl jetzt noch nicht.“
    „Und wenn er vorsichtig wäre, so würde das uns dreien doch nichts nützen. Sobald Ibn Asl einsähe, daß er verloren ist, würde er uns ermorden.“
    „Allah! Das ist richtig; das ist wahr.“
    „Wir müssen frei sein, ehe es zum Kampf kommt.“
    „Das ist unmöglich, und darum sind wir verloren. Ich werde die Meinen nie wiedersehen, aber ich habe doch den Trost, daß es mir vergönnt sein wird, an deiner Seite zu sterben, mein guter, lieber Effendi.“
    „Du wirst hoffentlich noch lange und sehr glücklich leben, denn du verdienst es, glücklich zu sein. Ich bitte dich, an der Hilfe Allahs noch nicht zu verzweifeln.“
    Er antwortete nicht, und auch mir war es nicht ganz so zuversichtlich um das Herz, wie ich mir den Anschein gab. Ich versuchte heimlich, die Kette an meinen Händen zu zerdrehen, vergeblich. Aber selbst wenn mir das gelungen wäre, so hätte ich doch keine Waffen gehabt und war anderwärts mit starken Riemen angebunden. Dennoch konnte jeden Augenblick irgendein für uns günstiger Umstand eintreten.
    Leider aber war dies nicht der Fall. Der Vormittag verging, und wir machten, als die Sonne am höchsten stand, den ersten heutigen Halt, um unsern nun sehr angegriffenen Tieren Ruhe und Nahrung zu gönnen. Es war ihnen anzumerken, daß sie die bisherige Schnelligkeit höchstens nur noch bis heute abend entwickeln könnten.
    Wir bekamen Dörrfleisch zu essen, mit welchem Ibn Asl zur Genüge versehen war. Wie gestern wurde nach zwei Stunden wieder aufgebrochen. Später wurde mir die Gegend bekannter als bisher. Vier Uhr nachmittags erreichten wir die Stelle, an welcher wir vor fünf Tagen von dem Weg, auf welchem wir damals Ibn Asl erwartet hatten, rechts abgewichen waren. Wir befanden uns zwischen den beiden schon früher erwähnten Quellflüssen des Tonj und kamen kurz vor Sonnenuntergang an die Furt, an welcher ich Ibn Asl hatte empfangen und schlagen wollen.
    Als wir uns derselben näherten, kam der Kundschafter, welcher sich in voriger Nacht von uns getrennt hatte, zwischen den Büschen, hinter denen er sich versteckt gehalten hatte, hervor und näherte sich Ibn Asl, um seine Meldung zu machen. Da ich hinter dem Letztgenannten ritt, konnte ich jedes Wort, welches gesprochen wurde, hören, zumal er sich nicht bemühte, dies zu verhüten.
    „Nun“, fragte er – „bist du glücklich gewesen?“
    „Ja, Herr“, lautete die Antwort, „glücklicher, als ich hoffen konnte.“
    „Wie weit liegt das Dorf von hier?“
    „Man geht über eine Stunde; reitend aber erreicht man es noch eher. Ich habe jenseits der Furt im Wald zwei Männer belauscht.“
    „Schwarze aus Wagunda?“
    „Nein,

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