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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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kichernd davon, die Hand vor dem Mund.
    »Was denkt die sich?«, sagte Aruula ärgerlich. »Die Weiber haben dich schon die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Die sollen sich in acht nehmen!«
    »Bleib friedlich«, beruhigte Matt sie. Er hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. »Wir sind auf das Wohlwollen der Nohq'was angewiesen, also werden wir auf ihre Gebräuche Rücksicht nehmen.« Er feixte Aruula an. »Außerdem habe ich nichts gegen schöne Frauen, die mich vergöttern.«
    »Na warte!« Seine Gefährtin drückte ihn tiefer in den lichtdurchfluteten, spärlich eingerichteten Raum. Mehrere Schalen, mit Reis und Linsenfrüchten gefüllt, erwarteten sie, ebenso eine Karaffe mit Wasser und eine breite Leibschüssel.
    Aruula achtete nicht auf all die bunten, im leichten Luftzug zitternden Tücher, die Duftstäbchen, die parfümierten Blütenblätter, die mit karamellisiertem Zucker übergossenen Nüsse. Sie schubste Matt vor sich her, auf das Bettlager zu, drückte ihn auf das saubere Tuch und warf sich ihm an den Hals. »Ich werde dich lehren, andere Frauen anzusehen! Bin ich dir nicht mehr genug?«
    Matt benötigte weit mehr als eine Stunde, um seine Begleiterin davon zu überzeugen, wie sehr er ihre Nähe schätzte, und für diese eine Stunde vergaßen sie all ihre Sorgen.
    ***
    Trommelwirbel weckte sie aus ruhigem Schlaf. Er klang fordernd, aufwühlend. So, als wollte er die Bewohner des Dorfs dazu bringen, sich so rasch wie möglich zusammenzufinden.
    »Wir sollten uns sputen!«, sagte Matt, von plötzlicher Unruhe gepackt. Sein Kopf schmerzte, er fühlte ein schlechtes Gewissen. Sie hätten nicht einschlafen dürfen, hätten sich vielmehr mit den Bewohnern Nohq'was beschäftigen sollen. Noch war sein Misstrauen nicht ganz zerstreut.
    »Soll ich eines der Tücher überziehen?«, fragte Aruula und deutete auf ein hauchdünnes Stück Stoff in Gelb und Orange.
    »Meinst du, es richtig drapieren zu können?« Matt schlüpfte in seine Hose aus marsianischer Spinnenseide, die sich in den letzten Jahren als extrem widerstandsfähig erwiesen hatte.
    »Natürlich!«, sagte die Barbarin. »Ich habe mir ganz genau eingeprägt, wie die Frauen diese Dinger tragen.«
    »Na dann…« Mit automatisierten Bewegungen überprüfte Matt die Einsatzbereitschaft des Drillers und des Kombacters. Die Dorfbewohner hatten sich für die beiden Waffen kaum interessiert. Vermutlich waren sie niemals zuvor mit Schusswaffen in Berührung gekommen.
    Es dauerte eine Weile, bis er Aruula wieder aus dem Sari-Tuch befreit hatte, und noch ein klein wenig länger, um sie davon zu überzeugen, keinen zweiten Versuch zu unternehmen. Es bedurfte wohl einigen Geschicks, um mit dem traditionellen Kleidungsstück umzugehen.
    Der Trommelwirbel nahm an Intensität zu, als sie ins Freie traten. Die Sonne ging soeben unter, Hirten trieben rinderartige Tiere durch das Dorf. Sie wirkten mager, die Rippen stachen gut sichtbar aus den Seiten hervor.
    Aynaa erwartete sie, diesmal in dunklen Stoff gehüllt. Sie wirkte nervös. »Schnell, schnell!«, forderte sie und eilte vorneweg. »Der Handel muss begonnen werden, bevor Mutter Sonne in den Boden eintaucht. Oguul mag es nicht, wenn er dem Handel von da oben«, sie deutete gen Himmel, »nicht zusehen kann.«
    Matt schulterte seinen Rucksack und folgte der jungen Frau. Alles ringsum wirkte friedlich, die Nohq'was beobachteten sie weiterhin mit einer Mischung aus Interesse und Neugierde. Kinder mit müden Augen wurden von ihren Müttern in die Hütten verfrachtet, einige junge Frauen, allesamt in dicke Tücher gewickelt, saßen um ein kleines Lagerfeuer. Mehrere Männer patrouillierten entlang der Dorfgrenzen, die durch eine Reihe aufgehäufter Steine gekennzeichnet wurden. Sie warfen wachsame Blicke gen Westen, die Lanzen geschultert und ihre Bögen griffbereit.
    Sie erreichten den größten Platz Nohq'was. Zwei alte Weiber zogen einen Wasserbottich aus dem Ziehbrunnen, ein junger Mann, noch zu jung, um die Insignien des Kriegers zu tragen, half ihnen dabei.
    »Ich hoffe, ihr habt euch von den Strapazen des Tages erholen können?«, empfing sie Rishi und deutete ihnen, näher an ein großes, kreisförmig angelegtes Lagerfeuer zu treten. »Setzt euch zu uns, rasch! Lasst uns den Handel beginnen, bevor der Saahib der Nacht seinen dunklen Mantel übers Land fallen lässt.«
    Matt trat ans Feuer. Mehr als fünfzig Nohq'was, Männer und Frauen jeden Alters, waren rings um die Glut versammelt und blickten

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