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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Er bewegt sich unvorsichtiger als der Rest der Gruppe. Vielleicht kennt er sich hier nicht so gut aus wie die anderen und hat die Orientierung verloren…«
    »Folgen wir ihm!«, schlug Matt vor. »Wenn wir ihn schnappen können, ist er der Schlüssel zum Versteck der Nohq'was.«
    »Kein Problem. Er hat einen Vorsprung von bestenfalls einigen Stunden.« Xijs Augen leuchteten. Sie war vom Jagdfieber gepackt worden. Ihre kleinen Hände strichen immer wieder unruhig über ihre Schenkel.
    Für eine Weile schob sich die Sonne zwischen den dicken Wolkenbänken hervor. Grelles Licht legte sich über die eintönige Wasseroberfläche. Auf den wenigen Festlandinseln, die nur lose miteinander verbunden waren, sammelten sich meterlange Reptilien, deren Hauer an jene von Wildsäuen erinnerten. Die Tiere kämpften um die besten Plätze im wärmenden Sonnenlicht, und immer wieder floss Blut bei den erbarmungslos ausgefochtenen Revierkämpfen.
    »Sein Vorsprung verringert sich«, vermeldete Xij Hamlet. »Er mag darin geübt sein, sich durch dieses Land zu bewegen - aber die endlosen Wasserflächen machen ihm zu schaffen.«
    »Ich werde ihn verhören, sobald wir ihn erwischt haben«, sagte Alastar und pulte mit einer Messerspitze gewissenhaft den Schmutz unter seinen Fingernägeln hervor. »Ich habe als Chefexekutor gewisse… Erfahrungen darin, Menschen ihre Geheimnisse zu entlocken.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Matt wandte sich Xij und Rulfan zu, die sich über den Kurs des Zeppelins austauschten. »Wie lange noch - ungefähr?«, fragte er.
    »Ich kann ihn fast schon riechen«, entgegnete Xij. »Er ist jung und agil, aber ziemlich erschöpft. Er begeht Fehler, die ihm normalerweise nicht unterlaufen würden. Oder aber es ist ihm egal, dass er verfolgt werden könnte.«
    Sie deutete in Richtung einer kleinen Erhebung inmitten des Sumpfs. Die Entfernung betrug vielleicht fünf Kilometer. Die Sonne verschwand soeben wieder hinter dichten Wolkenbänken. »Er wird diese Insel zur Orientierung herangezogen haben und einen möglichst einfachen Weg dorthin suchen. Wir müssen uns entlang der helleren Spuren im Sumpf halten. Sie deuten auf geringere Wassertiefe hin.«
    »Es ist ein Wunder, dass er sich überhaupt durch diese Landschaft vorwärts bewegen kann«, warf Rulfan ein. Er ließ den Zeppelin ein wenig höher steigen. Der Ballonkörper tauchte in die untersten Nebel- und Wolkenschichten ein, die Sicht aus der Gondel blieb ausreichend. Der Albino nahm einen Zickzack-Kurs, und als Xij meinte, neue Spuren entdeckt zu haben, steuerte er das Luftschiff wieder geradewegs auf die eine, von mehreren kleinen Hügeln gekennzeichnete Insel zu.
    »Dort vorne«, sagte die Frau und deutete ins Wasser.
    Matt verfolgte angestrengt ihren Blick. Er sah… nichts. Ein paar weiße Batzen inmitten eines eintönigen Graus, einige wenige grüne Farbtupfer, treibendes Holz und majestätisch dahinstaksende Vögel, die an Kraniche gemahnten.
    Halt!
    Einer der »Kraniche« bewegte sich etwas abseits und rascher als seine Artgenossen.
    »Was hat er da unter seine Füße geschnallt?«, fragte Alastar.
    »Breite Holzlatten«, murmelte Matt. »Sie helfen ihm, sein Gewicht auf eine möglichst große Fläche zu verteilen.«
    »Und die Stoffbahnen, die er sich als Mantel umgeworfen hat, verwirren die Croocs. Er tarnt sich als besonders großer Laufvogel, die vermutlich nicht zu ihren Beutetieren gehören.«
    Der einzelne Mann stakste unbeirrt voran. Er hielt meterlange Stangen, die er immer wieder ins trübe Sumpfwasser stieß und damit nach zusätzlichem Halt suchte. Über kurze Strecken schlidderte er wie auf Eis dahin, dann wieder musste er sich mühsam einen Weg über Bruchholz suchen oder gar riskieren, tief in den Schlick einzusinken. Doch immer wieder schaffte er es, sich aus misslichen Lagen zu befreien und vorwärts zu kommen.
    »Steig höher!«, sagte Matt zu Rulfan. »Bring uns oberhalb der Wolkendecke zur Insel. Dort überraschen wir unseren Freund.«
    »Einverstanden.« Rulfan nickte ihm zu, und auch Xij und Alastar signalisierten ihr Einverständnis. Allesamt wussten sie eine einfache, möglichst kampflose Gefangennahme zu schätzen. Umso mehr, da sie den Sumpfmenschen unbedingt lebend in die Hände bekommen wollten.
    ***
    Matt, Xij und Alastar lauerten ihm in unmittelbarer Nähe des Ufers auf, während Rulfan den Zeppelin über der Wolkendecke hielt. Eine Abgrenzung zum Sumpf war kaum zu erkennen; der Übergang von Morast zu festem Grund verlief

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