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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Silberblick reckte den völlig zerfetzten Buz-Kadaver in einer Jubelpose in den Himmel und stimmte ein Siegeslied an. Er war der beiden oberen Schneidezähne verlustig gegangen, sein Grinsen fiel dementsprechend aus. Und doch war er heute wohl der glücklichste Mensch dieses Dorfes. Die Verlierer klopften ihm auf die Schultern, als wäre nichts geschehen, die Alten lobpreisten seine Geschicklichkeit, und er durfte sich, nachdem er sich notdürftig gewaschen und gereinigt hatte, eine der in wertvolle Sari-Tücher gewickelten Schönheiten des Dorfs aussuchen. Unter großem Gelächter zeigte er auf gleich drei der Frauen - und brach auf dem Weg in seine Hütte völlig entkräftet zusammen.
    »Trinkt«, forderte Rishi die beiden Gefährten auf. »Oguul ist uns heute gnädig gestimmt. Er heißt unseren Handel gut, denn er hat uns schon nach kurzer Zeit einen Sieger im Buzkaash geschenkt…«
    Nach kurzer Zeit? Matt wollte partout nicht einfallen, ob das Gemetzel eine Stunde oder zwei oder gar drei gedauert hatte. Seine Glieder fühlten sich schwer an, in seinem Kopf brummten Millionen von Insekten. Er hatte Durst, und diesen Durst konnte er nur mit Hilfe des Chaas bekämpfen.
    Er nahm einen Schluck, und dann noch einen und noch einen. Er stand torkelnd auf und tanzte mit Aruula zum Trommelwirbel und hypnotisierend wirkender Flötenmusik, aß vom gegrillten Fleisch und von den Dörrfrüchten. Irgendwann fiel er völlig erschöpft von seinem Stoffballen und blieb einfach liegen, den Blick in den Nachthimmel gerichtet. Ihm war übel, und er war todmüde.
    Als er wieder erwachte und in die hochstehende Sonne blinzelte, lag Nohq'wa wie ausgestorben vor ihm - und Aruula war nicht mehr da.
    ***
    Es war nicht die Sonne, die ihn weckte; es war Rulfan, der ihn zurück in die Wirklichkeit brachte. Der Weißhaarige ohrfeigte ihn links und rechts, und er leerte ihm einen Becher voll Wasser ins Gesicht.
    »Wo ist Aruula?«, fragte er mit verkniffenem Gesicht. »Was ist hier geschehen, Matt?«
    Matthew Drax versuchte zu begreifen. Seine Gedanken - sie waren träge und ergaben kaum einen Sinn, waren nach wie vor vom Alkohol betäubt.
    »Moment!«, krächzte er, drehte sich zur Seite, hustete. Sein Magen fühlte sich wie ein Klumpen an, durch seinen Kopf wanderten mehrere Soldatenregimenter mit laut auf den Asphalt knallenden Stiefeln.
    Was war geschehen? Er erinnerte sich verschwommen an das Buzkaash, das archaisch anmutende Spiel der Nohq'was. An das Gelächter und die immer wieder nachgefüllten Holzschalen trüben Chaas, an das toller und lauter werdende Treiben der Dorfbewohner.
    »Rishi«, flüsterte er. »Fragt den Alten…«
    »Welchen Alten?« Rulfan beugte sich ein weiteres Mal zu ihm herab und träufelte ihm Wasser in den Mund. »Hier ist niemand. Dieses verdammte Dorf ist wie ausgestorben. Die Einzigen, die uns etwas erzählen könnten, sind tot.«
    Er deutete in Richtung der größten Hütte. Zwei Männer saßen dort, gegen die Steinmauer gelehnt. Matt erkannte sie wieder. Sie waren während des Buzkaash verwundet worden und trotz der Künste der Heilerinnen ihren schweren Verletzungen erlegen.
    »Wie lange liege ich hier…?« Matt blickte in die grelle Sonne. Sein Magen rebellierte. Er spuckte aus.
    »Gute dreißig Stunden«, antwortete Rulfan. »Wir haben wie vereinbart bis zum Morgengrauen gewartet und uns dann, als wir kein Lebenszeichen von euch erhielten, mit dem Luftschiff auf den Weg gemacht. Wir brauchten mehrere Stunden, um dich zu finden.«
    Xij trat in Matts Sichtfeld und blickte ihn besorgt an. »Was ist mit Aruula?«, fragte sie.
    »Sie ist nicht hier?«, fragte Matt.
    »Schnellmerker«, kommentierte Alastar spöttisch. Er stand auf einen Speer gestützt da und blickte übers weite Land. »Alles deutet darauf hin, dass die Bewohner das Dorf im Laufe des Vormittags verlassen haben. Ihre Spuren verlieren sich in der Ebene, zwischen den Gräsern. Wahrscheinlich haben sie Aruula mitgenommen.«
    »Aber… warum?«, fragte sich Matt. Er richtete sich langsam auf. Alles drehte sich um ihn, das Schwindelgefühl wollte und wollte nicht nachlassen. »Sie waren freundlich und friedlich. Warum haben sie Aruula entführt - und mich nicht getötet?«
    »Das sind müßige Fragen«, unterbrach ihn Rulfan schroff. »Du hast dich volllaufen lassen, Matt, und die Kontrolle verloren, so sieht's aus. Wir können nur hoffen, dass Aruula noch am Leben ist. Wir müssen ihr nach und sie retten.«
    »Vorher sollten wir unsere Vorräte

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