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291 - Die heilige Stadt

291 - Die heilige Stadt

Titel: 291 - Die heilige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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glückliche, mächtige Leben, das er dort geführt hatte. Aber besaß er überhaupt das Recht, einen solchen Wunsch zu äußern? Manil'bud log nicht, wenn sie behauptete, dass er ganz allein für ihre missliche Lage verantwortlich war.
    Warum musste ich auch versuchen, diesen verfluchten Gilam'esh daran zu hindern, das Tunnelfeld zu testen? Aber konnte ich ahnen, dass er mit seinen kruden Theorien recht hatte? Sie klangen wie die Worte eines Irren. Aber der Irre war wohl ich…
    Gilam'esh, einer der größten Wissenschaftler, den die Hydree jemals hervorgebracht hatten, hatte das Tunnelfeld entwickelt, um sie alle über Raum und Zeit vom Rotgrund nach Ork'huz zu evakuieren und sie so vor dem Untergang zu bewahren, denn sie lebten auf einer sterbenden Welt. Doch er, Mosh'oyot, war der Ansicht gewesen, es wäre besser, die Hydree in Würde auf ihren Untergang vorzubereiten, anstatt sie mit derart lächerlichen Rettungsideen in Verwirrung zu stürzen.
    Beim Versuch, Gilam'esh und seine Anhänger zum Abschalten des im Testlauf befindlichen Tunnelfeldes zu zwingen, war es zu den verhängnisvollen Kampfhandlungen gekommen, die Mosh'oyot, Gilam'eshs Gefährtin Manil'bud und einige andere Hydree hierher nach Ork'huz geschleudert hatten. [1] Die anderen waren längst tot, gestorben beim Aufprall oder von den riesigen Bestien gefressen, die die Herren dieser noch jungen Welt waren.
    Auch Mosh'oyot wäre im Magen einer Bestie gelandet, hätte ihn Manil'bud nicht mit dem Kombacter gerettet, der zu ihrem Glück die Reise durch Raum und Zeit mitgemacht hatte. Danach hatten sie beide die Uferregionen in Richtung offenes Meer verlassen, denn an den Stränden war das Wasser flach, warm und wenig sauerstoffreich. Hier draußen auf offener See war zumindest das besser, auch wenn der Sauerstoffgehalt des Wassers längst nicht an den der wunderbaren Fluten des Rotgrunds heranreichte.
    Die Bestien allerdings, die es in den Meeren von Ork'huz gab, schienen womöglich noch gefährlicher als die zu sein, die das Land terrorisierten. Jetzt, da die Energieladung des Kombacters zur Neige ging, war es sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis sie den Titanen zum Opfer fielen. Da half es auch nicht, dass Manil'bud durch übermäßigen Fleisch- und Blutgenuss die verkümmerte Tantrondrüse an der Schädelbasis ihres Gehirns aktivierte, um die Angriffslust und Aggressivität zu wecken - und dies unseligerweise auch von ihm verlangte.
    »Das wird uns zu gewalttätigen Tieren machen«, hörte sich Mosh'oyot flüstern, als sie die Grenze zum ersten Mal überschritten hatte. Und er erschauerte erneut bei ihrer Antwort, die er niemals wieder vergessen würde: »Müssen wir das nicht auch, um hier überleben zu können?«
    Mosh'oyot war sich längst nicht mehr sicher, ob die Jungmutter damit richtig lag. Denn mit steigender Aggressivität wurde sie immer gieriger und damit unvorsichtiger. Jetzt schien sie bereits so weit zu sein, dass sie im Blutrausch die Kontrolle über sich verlor und selbst ihn angriff. Er hatte es befürchtet.
    Manil'buds Fressorgie wurde jäh unterbrochen, weil das Blut andere Räuber anlockte. Sie kamen in Scharen. Voller Wut musste die Jungmutter den Neuankömmlingen die Beute überlassen, denn jedes Tier, und sei es noch so klein, konnte sich hier als tödlicher Feind erweisen. Für einen Moment befürchtete Mosh'oyot, dass die Jungmutter mit den Bestien kämpfen würde. Aber dann floh sie zusammen mit ihm in das Schluchtenlabyrinth des Unterwassergebirges.
    In einer Höhle ruhten sie sich aus. Sie schlief tief und fest und schnarrte dabei immer wieder im Traum, während er wachte und große Mengen Algen aß, die aber nicht annähernd den Nährstoffgehalt vergleichbarer Pflanzen des Rotgrunds hatten. So blieb Mosh'oyot schwach, denn er konnte sich weiterhin nicht dazu durchringen, freiwillig Fleisch zu essen und Blut zu trinken. Er tat es nur, wenn Manil'bud ihn mehr oder weniger dazu zwang.
    Trotzdem war er ein wenig neidisch, als sich die Jungmutter nach ihrem Erwachen frisch und erholt präsentierte, während er vor Müdigkeit kaum die Lider offen halten konnte. Nun war er mit dem Schlafen an der Reihe, aber er wusste genau, dass seine Kräftigung nicht so umfassend ausfallen würde.
    Mosh'oyot reichte der Jungmutter den Kombacter. »Wach du nun über meinen Schlaf.«
    Manil'bud funkelte ihn an. »Zuerst muss ich meinen Hunger stillen. Ich verspüre Lust auf Schwarzsaftfische.«
    Der Hochrat erschrak. In so rascher Abfolge

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