2931 - Verbrechen ohne Ausweg
Haustür war nicht abgesperrt. Knife stieß sie auf und trat ein.
Es gab einen Fahrstuhl hier, uralt, offenbar noch aus der Erbauungszeit des Hauses, und mit einem zusammenfaltbaren Gitter vor der Tür. Knife hasste Fahrstühle. In ihnen fühlte er sich wie in einer Zelle. Besonders wenn sie eine Gittertür hatten. Also ging er zu Fuß die Treppe zum zweiten Stockwerk hinauf. Dabei zog er wieder seine dünnen Handschuhe an. Auch das war eines seiner Prinzipien. Ein Mann seines Berufs durfte möglichst wenige Fingerabdrücke hinterlassen, am Tatort und auch sonst.
In jedem Stockwerk gab es zwei Wohnungen, links und rechts. Price wohnte links. Knife drückte auf den Klingelknopf.
Er hörte das Schrillen hinter der Tür, aber es kam niemand, um ihm zu öffnen. Wieder klingelte er. Auch diesmal kam niemand.
Hinter ihm öffnete sich eine Tür. Eine Frau mit einer Einkaufstasche trat heraus.
»Der ist nicht da«, sagte sie.
»Wissen Sie, wo er ist?«
»Nein, ich interessiere mich nicht für ihn. Er ist nicht mein Typ.«
Die Frau ging die Treppe hinunter.
»Wann ist er weggegangen?«, fragte Knife hinter ihr her.
»Irgendwann am Vormittag.«
»Und wann kommt er zurück?«
»Woher soll ich das wissen?«
Knife verzichtete darauf, weitere Fragen zu stellen. Nachdenklich ging er die Treppe hinunter.
Im Erdgeschoss des Hauses, gleich neben der Tür, gab es einen kleinen Schnellimbiss. Die Frau, mit der Knife gesprochen hatte, ging daran vorbei. Knife trat ein.
»Womit kann ich Ihnen dienen?«, fragte der ältere Mann hinter der Theke.
»Eine Coke!«, antwortete Knife. »Nicht im Becher, sondern in der Dose. Ich trinke sie unterwegs.«
»Zu Ihren Diensten, Sir«, sagte der Mann und stellte eine Dose vor seinen Gast.
»Übrigens, kennen Sie Mister Price?«, fragte Knife.
»Was wollen Sie von ihm?«, fragte der Mann zurück.
Knife zögerte kurz. »Nun, Sie sehen vertrauenerweckend aus«, sagte er dann. »Deshalb kann ich wohl offen mit Ihnen sprechen. Es handelt sich um eine kleine Erbschaft, die Mister Price zusteht. Aber bevor wir zahlen, muss das Gericht natürlich noch ein paar Kleinigkeiten überprüfen. Es wäre ziemlich peinlich, wenn wir die Erbschaft an den falschen Mann auszahlen würden.«
»Klar kenne ich Homer Price. Er ist allerdings im Augenblick nicht zu Hause. Er arbeitet als Hausmeister an einer Schule hier irgendwo in der Gegend, ich weiß nicht, an welcher. Kommt meistens erst nach Sonnenuntergang nach Hause.«
»Ich fürchte, so lange kann ich nicht warten.« Knife legte eine Münze auf den Tisch und griff nach der Cola-Dose. »Sagen Sie, wie sieht Mister Price aus?«
»Wie sie eben alle aussehen, diese Farbigen.«
»Wie bitte?«
Der andere zuckte mit den Schultern …
»Nun, ich danke Ihnen für Ihre Auskunft«, sagte Knife. Er steckte seine Dose ein und ging.
***
Es war längst so dunkel geworden, dass wir in unserem Büro das Licht eingeschaltet hatten, aber immer noch hatten wir die Berge von Akten auf unserem Tisch nicht durchgearbeitet.
»Erstaunlich, wie viele Menschen mit Namen Brady es in unserem Land gibt«, sagte ich schließlich.
»Und wie viele davon im Gefängnis sitzen oder saßen«, fügte Phil hinzu. »Dabei haben wir uns bisher nur mit den Gefängnissen hier im Staat New York beschäftigt. Aber es gibt noch 49 weitere Staaten zwischen Florida und Hawaii und Texas und Alaska.«
»Die meisten Bradys, die ich gefunden habe, kommen nicht in Frage. Zu alt oder zu jung, oder sie sind Farbige oder haben nur einen Arm oder unterscheiden sich auf andere Weise von dem Mann, dessen Beschreibung Jake uns gegeben hat.«
»Da Jake sich nicht erinnern kann, wann sein Kumpel Brady diesen Bannister im Gefängnis kennengelernt hat, wissen wir nicht, ob wir auch in den richtigen Jahren suchen. Wir haben uns nur die letzten drei Jahre vorgenommen, aber es mag sein, dass dieser Bannister schon vor fünf Jahren entlassen wurde.«
»Vielleicht saß Brady auch unter einem ganz anderen Namen ein und hat den Namen Brady erst nach seiner Entlassung angenommen«, gab ich zu bedenken. »Dann können wir ihn bis zum jüngsten Tag in den Akten suchen, ohne ihn zu finden.«
»Ein paar Kerle mit dem Namen Bannister habe ich gefunden, aber die kommen auch alle nicht in Frage, aus den verschiedensten Gründen. Es mag durchaus sein, dass auch er damals einen anderen Namen getragen hat. Scheint eine seiner Gewohnheiten zu sein, seinen Namen gelegentlich zu wechseln. Mir scheint, Mister Bannister
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