2931 - Verbrechen ohne Ausweg
und Mister Brady saßen niemals zur gleichen Zeit in der gleichen Gefängniszelle, jedenfalls nicht unter diesen Namen.«
Ich stand auf. »Ich brauche jetzt eine Pause von dieser stumpfsinnigen Arbeit und werde mir einen Kaffee gönnen. Möchtest du auch …?«
Mein Handy meldete sich und hinderte mich daran, den Satz zu vollenden. Es war eine Männerstimme, die an mein Ohr drang, leise, hastig und irgendwie schmerzverzerrt.
»Cotton?«
»Ja«, antwortete ich. »Ich hoffe, Sie nehmen sich diesmal mehr Zeit für unser Gespräch.«
»Dann sollten Sie lieber nur mich reden lassen und keine Zeit mit überflüssigen Fragen verschwenden. Haben Sie Knife geschnappt?«
»Wir sind ihm auf den Fersen«, antwortete ich ausweichend und nicht ganz wahrheitswidrig.
»Sie müssen ihn finden, bevor er mich findet! Sonst sticht er mich ab wie ein Schwein.«
»Sie könnten mir und auch sich selbst sehr helfen, wenn Sie mir endlich verraten würden, worum es sich bei der ganzen Sache handelt. Und vor allem auch, wie Sie heißen.«
»Das erzähle ich Ihnen alles persönlich. Wir treffen uns in einer halben Stunde bei … Nein, sagen wir lieber: in zwei Stunden. Ich muss vorher noch etwas erledigen.«
»Und wo treffen wir uns?«
»Ich rufe wieder an.«
Damit war unser Gespräch beendet.
»Ich habe noch selten einen solchen Geheimniskrämer erlebt«, sagte ich und steckte das Handy ein.
***
Clyde Monroe hatte im Erste-Hilfe-Kasten seines gestohlenen Wagens Verbandszeug gefunden und sich eine Menge davon um den Bauch gewickelt. Dadurch wurden die Schmerzen nicht geringer, aber wenigstens drang das Blut nicht mehr durch den Verband. Sein Hemd war sowieso schon blutdurchtränkt. Monroe knöpfte seine Jacke zu, bevor er aus dem Wagen stieg. Zufrieden stellte er fest, dass jetzt das Blut auf seinem Hemd nicht mehr zu sehen war.
Er hatte die Straße mindestens eine halbe Stunde lang beobachtet. In keinem der Fahrzeuge am Straßenrand saß jemand, niemand lungerte vor Franklins Haus herum. Die Luft schien rein zu sein.
Er stieß die Haustür auf und schleppte sich zum zweiten Stockwerk hoch. Die Mühe, die ihn das kostete, verriet ihm, dass er unbedingt ärztliche Hilfe brauchte. Aber vielleicht war auch Franklin imstande, ihm zu helfen. Franklin war zwar wirklich nicht erste Wahl, wenn man einen Arzt suchte, aber er verstand immerhin noch mehr von Wundbehandlung als irgendein anderer unter seinen Freunden.
Wenn man einen Freund suchte, war Franklin allerdings auch nicht gerade erste Wahl …
Monroe atmete schwer, als er endlich Franklins Wohnungstür erreicht hatte. Er fühlte sich müde und schlapp. Wieder lief ihm der Schweiß in Strömen am Körper herunter. Er wartete ein paar Sekunden, bis er sich halbwegs erholt hatte, dann drückte er auf den Klingelknopf.
Niemand kam, um ihm zu öffnen. War der Kerl losgezogen, um sich selbst Rauschgift zu besorgen? Er besaß zwar keinen Cent und könnte einem Dealer auch nichts im Tausch anbieten, aber vielleicht hegte sein zerstörtes Gehirn doch eine verzweifelte Hoffnung, irgendwie an Stoff zu kommen.
Auch beim zweiten Klingeln kam niemand.
Monroe blickte auf das altmodische Türschloss. Dieses lächerliche Ding würde ihm keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Er war schon mit ganz anderen Schlössern fertig geworden.
Es war still im Haus, in den Wohnungen und auf der Treppe waren keine Geräusche zu hören.
Monroe machte sich an die Arbeit. Um das Schloss zu öffnen, genügten die Klingen an seinem Schweizer Armee-Messer. Er stieß die Tür auf.
Franklin lag mitten im Raum. Er lag auf dem Rücken und starrte aus glanzlosen Augen zur Zimmerdecke hinauf.
Monroe begriff sofort. Jack Knife war vor ihm hier gewesen und hatte einen lästigen Mitwisser beseitigt.
Es war nicht schade um den Kerl, aber schade war, dass Monroe jetzt keinerlei Hilfe mehr von ihm bekommen würde.
Oder vielleicht doch? Franklin hatte ihm bei seinem ersten Besuch hier ein Schmerzmittel gegeben. Vielleicht war noch mehr von dem Zeug da.
Monroe wollte einen Schritt durch die offene Tür in den Wohnraum machen, als hinter ihm eine Wohnungstür geöffnet wurde. Er drehte sich um.
Es waren ein Mann und eine Frau, die aus der gegenüberliegenden Tür traten. Die Frau blickte ihn angewidert an.
»Mit solchem Gesindel muss man im gleichen Haus leben«, sagte sie zu ihrem Begleiter. »Dieser Junkie Franklin und seine Freunde, die auch nicht viel besser sind. Ich hoffe …«
Die Frau verstummte. Entsetzt
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