2931 - Verbrechen ohne Ausweg
wechseln öfter ihren Namen als ihr Hemd.«
»Wie sieht der Mann aus?«
Jake hob die breiten Schultern.
»Wie Leute eben aussehen. Er hat keine Hörner auf dem Kopf und, wenn ich das richtig gesehen habe, auch keinen Bocksfuß. Obwohl er auf dem rechten Fuß ein wenig hinkt.«
»Ist er ein Weißer? Eskimo? Pygmäe?«
»Ein Weißer. Kurzgeschnittenes blondes Haar. Ungefähr vierzig. Trägt immer ein Messer bei sich. Ich habe das Messer nie gesehen, aber Brady hat mir davon erzählt.«
»Wer ist dieser Brady?«
»Ein Kumpel von mir. Seinen Vornamen kenne ich nicht. Der saß eine Zeit lang mit Bannister in einer Gefängniszelle. Sogar dort konnte er auf ein Messer nicht verzichten. Fertigte sich eines aus einer Feile an. In der Gefängniswerkstatt. Brady sagt, dass Bannister sehr gut mit dem Messer umgehen kann.«
Ich horchte auf. Ein kurzer Blick auf Phil verriet mir, dass auch sein Interesse plötzlich sehr gestiegen war.
»Wie ich höre, hat er die unschöne Gewohnheit, sein Messer gelegentlich anderen Menschen in den Bauch zu stoßen«, sagte ich.
Jake schüttelte den Kopf. »Nein, er ist kein Bauchaufschlitzer. Kein Sadist. Es macht ihm keinen Spaß, sein Opfer zu quälen. Ein schneller Stich ins Herz und die Sache ist vorbei.«
»Woher wissen Sie das?«
»Er hat es mal seinem Zellengenossen Brady gegenüber erwähnt. Und der hat es mir erzählt, als er aus dem Gefängnis kam.«
»Ich würde gern mit diesem Brady sprechen«, sagte Phil.
»Dann müssen Sie sich ein Medium mitnehmen, das mit Geistern Kontakt aufnehmen kann«, lachte Jake. »Brady ist tot.«
»Überdosis?«
»Nein, Schulbus. Es muss ein ziemlicher Schock für die Kinder gewesen sein, als er so dalag, unter dem rechten Hinterreifen des Busses.«
»Welches Gefängnis war das, in dem er zusammen mit Brady die Zelle teilte?«, fragte Phil weiter.
»Weiß ich nicht. Brady kannte viele Gefängnisse überall im Land. Sein Lieblingsgefängnis war das auf Rikers Island. Hier fühlte er sich zu Hause. Heiße Sommer, Schneestürme im Winter und Nebel draußen auf dem East River. All das liebte er seit seiner Kindheit.«
»Wann saß Brady zusammen mit diesem Bannister im Gefängnis?«, fragte ich.
»Schwer zu sagen. Ich habe ein sehr schlechtes Gedächtnis für solche Dinge. Wenn ich glaube, dass etwas vorgestern war, dann war es in Wirklichkeit vor einer Woche. Wenn ich meine, dass es vorige Woche war, dann war es in Wirklichkeit vor drei Monaten. Und wenn ich schätze, dass es vor drei Monaten war, dann war es wohl vor zwei oder drei Jahren. Haben Sie noch Fragen an mich?«
»Im Augenblick nicht«, antwortete Phil.
»Dann kann ich ja jetzt gehen«, meinte Jake und stand auf.
Wir dachten nicht daran, ihn gehen zu lassen. Sobald der Kerl draußen auf der Federal Plaza stand, würde er nichts Eiligeres zu tun haben, als sich mit Bannister in Verbindung zu setzen und ihn zu warnen.
»Ich glaube, wir müssen uns doch noch ein wenig in Ihrer Wohnung umsehen«, sagte ich. »Wegen des Rauschgifts dort. Danach werden wir dann entscheiden, ob wir Sie laufen lassen oder nicht.«
Die Flüche, die Jake über uns ergoss, enthielten keine Verwünschungen, die uns noch unbekannt waren. Also hörten wir ihm nicht zu. Er verfluchte uns immer noch, als ein Kollege ihn bereits weggeführt hatte.
»Es wird Zeit für ein Mittagessen«, sagte ich. »Kommst du mit, Phil?«
»Zuerst möchte ich wissen, wer der Mann ist und was er euch erzählt hat«, sagte eine Stimme von der Tür her.
Es war unser unmittelbarer Vorgesetzter Steve Dillaggio.
»Das erzählen wir dir alles in voller Länge und Breite«, sagte ich. »Beim Mittagessen. Vorher allerdings solltest du Erkundigungen über einen Mann namens Arnold Bannister einziehen. Wir wollen wissen, ob und wann er auf Rikers Island einsaß oder in irgendeinem anderen Gefängnis.«
»Wer ist dieser Bannister?«, fragte Steve.
»Ein Mann, der offenbar einen Zwillingsbruder hat«, antwortete ich. »Einen Mann mit den gleichen schlechten Angewohnheiten wie er.«
»Und mit der gleichen Vorliebe für Messer«, fügte Phil hinzu.
***
Jemmy Franklin lief unruhig in seinem Wohnzimmer hin und her. Manchmal blickte er auf die Uhr, vergaß aber sofort wieder die Uhrzeit. Er schaltete den Fernseher ein und aus, setzte sich in seinen schäbigen Sessel und sprang sofort wieder auf.
Verdammt noch mal, wo blieb Clyde so lange? Er hatte versprochen, so schnell wie möglich zurückzukommen. Und vor allen Dingen hatte er
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