2935 - Leichen lügen nicht
drei Jahren. Als Phoebe Franklin in Jacksonville Opfer unseres brutalen Serienkillers wurde.«
***
Wieder einmal waren wir auf dem Weg nach Queens. Wir wollten noch einmal mit den Eltern von Nancy West reden. Vor dem Hintergrund der neuen Informationen konnten sie uns vielleicht wertvolle Tipps geben. Außerdem hatten sie vielleicht eine Idee, bei wem Joe Cumber untergetaucht sein könnte.
Auf den Bürgersteigen türmten sich meterhohe Schneeberge, die die Räumfahrzeuge links und rechts von der Straße geschoben hatten. Die Autos fuhren Schritttempo, trotzdem waren viele Abschleppwagen unterwegs, die liegengebliebene Fahrzeuge in die Depots brachten.
»Wenn Joe Cumber seine Freundin tatsächlich im Affekt getötet hat, weil er eifersüchtig auf ihre Zusammenarbeit mit Sam Sullivan war – warum hat er dann auf die gleiche Weise schon zwei andere Frauen umgebracht?«
Phils Frage war berechtigt. Die wenigsten Serienkiller verübten ihre Morde im Affekt. Selbst wenn starke Gefühle oder sexuelle Triebe im Spiel waren, gingen sie doch meistens planvoll und mit einer gewissen – wenn auch kranken – Logik vor.
»Vielleicht war er auch mit den beiden anderen Frauen in einer Beziehung. Krankhafte Eifersucht ist ein starkes Mordmotiv«, versuchte ich eine Erklärung.
»Auf jeden Fall müssen wir klären, ob er die Opfer in Memphis und Jacksonville kannte«, stimmte Phil zu.
»Richtig. Und ob er sich an den Tagen, an denen die Morde verübt wurden, auch wirklich in den beiden Städten aufgehalten hat.«
Mittlerweile hatten wir die 21st Street erreicht. Hier verlief der Verkehr sechsspurig und wir kamen zügig voran.
»Möglicherweise hat er Nancy mal das ein oder andere aus dieser Zeit erzählt. Dann können uns ihre Eltern vielleicht einen Hinweis geben, der uns weiterbringt.«
»Außerdem wäre es sicher hilfreich, sich ein Bild vor Ort zu machen. Mit Leuten zu reden, die die beiden Mordopfer kannten. Oder Joe Cumber. Immerhin liegen die Taten schon eine ganze Weile zurück.«
Ich winkte ab. »Du weißt doch, dass Dienstreisen seit einiger Zeit kaum noch genehmigt werden. Restriktive Sparpolitik nennt man das. Mit unseren vagen Verdachtsmomenten bekommen wir sicher kein grünes Licht vom Chef.«
»Einen Versuch ist es immerhin wert.«
Da konnte ich meinem Partner nicht widersprechen.
Plötzlich hob er die Hand und drehte den Polizeifunk lauter, der leise im Hintergrund mitlief.
»… 273D … Crescent Street 67 … Anruf eines Nachbarn ging um 14.37 Uhr in der Zentrale ein … Wagen 875 ist unterwegs …«
Phil drehte den Ton wieder runter.
»Crescent 67, da wohnen doch die Eltern von Nancy West!«
Richtig. Und ein 273D war ein Fall von häuslicher Gewalt. Was zum Teufel war da los?
Ich schaltete die Signalanlage ein und trat das Gaspedal durch.
Als wir die Crescent Street erreichten, erkannten wir bereits im Hintergrund das kreiselnde Blaulicht des Einsatzwagens des NYPD. Obwohl der Wagen noch keine fünf Minuten da sein konnte, hatte sich bereits eine dichte Menschentraube gebildet.
Ich parkte den Jaguar auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dann bahnten wir uns einen Weg durch die Schaulustigen und wiesen uns gegenüber den Beamten des NYPD mit unseren Dienstmarken aus.
Ihre Überraschung war nicht gespielt.
»Dass das FBI schnell ist, wusste ich. Aber dass ihr zaubern könnt, ist mir neu.«
Ich sparte mir lange Erklärungen und fragte, was passiert sei.
»Vor zehn Minuten ging auf unserer Dienststelle ein Anruf ein«, erklärte der Sergeant. »Nachbarn hatten laute Schreie aus der Wohnung gehört. Da es in der Vergangenheit immer mal wieder zu Fällen häuslicher Gewalt gekommen war, gehen wir von einem 273D aus.«
Wie man sich täuschen kann. Auf mich hatte Carl Zachary West einen ganz friedlichen Eindruck gemacht. Aber unter dem Einfluss von Alkohol verwandelten sich manchmal die friedfertigsten Bürger in aggressive Bestien.
Wobei es für ein Feierabendbier eindeutig zu früh war.
»Wir haben mehrfach geklingelt. Niemand öffnet die Tür. Überhaupt ist es merkwürdig ruhig in der Wohnung.«
»Irgendwelche Auffälligkeiten?«
Die beiden Beamten sahen sich an und zuckten mit den Schultern.
»Das Toilettenfenster fehlt. Aber so was ist in dieser Gegend keine Seltenheit.«
»Wo ist das Fenster?«, fragte ich ahnungsvoll. Der Police Officer deutete hinters Haus. Phil und ich liefen los. Man musste kein erfahrener Ermittler sein, um auf den ersten Blick zu erkennen, dass die
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