2936 - Der Profit heiligt die Mittel
strahlend. »Ich kämpfe gegen diejenigen an, die auf Kosten anderer Profit machen wollen, auch wenn die gewöhnlich keine Waffen tragen, sondern teure Anzüge. Und die werden auch nicht von Bodyguards beschützt, sondern von Anwälten.«
»Mit der Kategorie habe ich auch oft zu tun«, sagte ich. »Aber lass uns nicht von der Arbeit reden. Woher kommst du? Und wie bist du Tierschutzaktivistin geworden?«
Sie schnappte sich die Karte und lehnte sich zurück. »Einen Moment Geduld bitte, ich bestelle erst was, sonst verhungere ich noch.«
Sie winkte einen Kellner herbei, der ihre Bestellung aufnahm. Auch ich bestellte noch eine Kleinigkeit zu essen und etwas zu trinken.
Als der Kellner sich entfernt hatte, legte sie los. »Eigentlich bin ich – beziehungsweise war ich – ein Landei. Aufgewachsen bin ich in Idaho, in einer kleinen Stadt, in der sich fast alles um Landwirtschaft dreht. Netter Ort, aber ich bin jetzt schon drei Jahre nicht mehr dort gewesen. Als ich zwanzig wurde, bin ich losgezogen, habe erst die Westküste und dann die Ostküste bereist, wobei ich schließlich in Boston gelandet bin. Wegen einem Mann.«
»Wer hätte das gedacht«, warf ich ein.
»Ja ja, die Männer«, bemerkte sie grinsend. »Na ja, er brach mir das Herz und zog weg, ich blieb in Boston. Schöne Stadt, etwas kleiner als New York, aber durchaus sehenswert. Wie auch immer, dort arbeite und wirke ich. Ich habe Medizin studiert, zurzeit arbeite ich aber in einer Tierhandlung, irgendwie kann ich besser mit Tieren als mit Menschen.«
»Also bist du nur vorübergehend in New York?«, fragte ich.
Sie nickte. »Eigentlich schon, wobei … Aber erzähl doch von dir. Bist du hier geboren?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme auch vom Land, aus Harpers Village, einem Dorf in Connecticut. Aber das ist lange her. New York ist meine eigentliche Heimat. Ich lebe gern hier und kenne die Stadt ziemlich gut.«
Der Kellner kam und servierte unsere Getränke.
Jenna erhob ihr Glas und sagte: »Stoßen wir an, auf die Kleinstädter, die es in die Großstädte gezogen hat.«
Das taten wir, tranken und lachten die nächsten drei Stunden viel. Am Ende saßen wir nebeneinander und es fiel mir schwer, sie nicht zu berühren. Ihr ging es, das konnte ich spüren, genauso. Aber wir hielten uns noch zurück.
Es war etwa halb sieben, als sie auf ihre Armbanduhr schaute und erschrak. »Verdammt, so spät schon, Mann, die Zeit vergeht hier ja im Flug.«
»Wollen wir noch woanders hingehen?«, fragte ich sie.
»Sorry, so gerne ich würde, aber ich muss gleich noch jemanden treffen«, antwortete sie. »Wie wäre es mit morgen? Können wir uns morgen wiedersehen?«
»Ja, auf jeden Fall«, antwortete ich. »Morgen ist gut. Hast du den ganzen Tag Zeit? Oder passt es dir besser am Nachmittag?«
Sie überlegte kurz. »Ich habe noch einige Termine, vor allem Versammlungen und Kundgebungen, aber das ist nicht so wichtig – ich kann dann, wenn du Zeit hast.«
»Das muss ich abklären«, sagte ich. »Aber ich will auch nicht, dass du wegen mir deine Termine sausen lässt.«
»Ist nicht so wild«, sagte sie. »Aber wenn du darauf bestehst, können wir uns wie heute um drei treffen, gleiche Zeit, gleicher Ort,«
»Hört sich gut an«, sagte ich.
Wir zahlten und verließen das Café.
»Soll ich dich noch irgendwo hinbringen?«, fragte ich.
»Bist du mit dem Wagen da?«, erwiderte sie erstaunt. »Ich dachte, ihr New Yorker fahrt lieber mit der U-Bahn.«
»So sehr New Yorker bin ich nicht«, gab ich zurück und zeigte auf meinen Jaguar.
Sie zeigte sich erstaunt. »Wow, schöner Wagen, auffällige Farbe, klassisches Design, fährt sich bestimmt gut. Da wäre ich einer kurzen Spritztour gegenüber nicht abgeneigt.«
Wir gingen zum Auto und ich öffnete ihr die Beifahrertür. »Madam, wenn ich bitten darf.«
»Danke, Sir, richtig vornehm. Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht«, sagte sie und stieg ein.
Ich nahm auf dem Fahrersitz Platz und ließ den Motor an.
»Mann, der hat ja ganz schön Power unter der Haube«, sagte sie.
»Ja, mehr, als man vermuten würde«, sagte ich.
Ich fuhr sie zu einem nahe gelegenen Hotel, wo sie jemanden treffen wollte, und parkte den Wagen.
»Vielen Dank – für alles«, sagte sie, kam mir immer näher und gab mir einen Kuss, den ich von Herzen erwiderte.
Ihre Arme hielten mich fest und fast schien es, als wollte sie mich nicht mehr loslassen. Doch irgendwann tat sie es doch, lächelte, verabschiedete sich
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