2937 - Mein Vater – mein Feind
er einen interessanten Hinweis für uns.
In den letzten Tagen hatten sie einen Waffenlieferanten beschattet, der die New Yorker Unterwelt versorgte und der regelmäßig in einem Diner in der 119th Street frühstückte. Scott vermutete, dass Brooks auch bei ihm vorstellig werden könnte, um nach seinem Sohn zu fragen. Der Tipp war goldrichtig, wie sich nun herausstellte.
»Der Typ ist verrückt geworden, Agents«, sagte Coldwell sichtlich mitgenommen. »Der hat mir ein Messer in den Oberschenkel gerammt und gesagt, er würde mich umlegen, wenn ich erzählen würde, was er von mir wollte.«
»Und warum haben Sie sich entschieden, seinen Rat nicht zu befolgen?«, wollte ich wissen.
Coldwell schien seine Worte sorgsam zu wählen. »Weil ich vielleicht irgendwann ein wenig Hilfe gebrauchen könnte, Agents. Und ich glaube, dass Sie Männer sind, die zu einer Vereinbarung stehen.«
Ich nickte. Für einen derart entscheidenden Hinweis musste man Kompromisse eingehen, auch wenn es Bauchschmerzen verursachte. »Ich denke, das ließe sich einrichten. Kommt natürlich drauf an, was Sie an Informationen für uns haben.«
»Er wollte etwas über die Männer wissen, die die Überfälle in New York durchziehen. Einer von denen wollte etwas von mir haben, und ich habe ihm das besorgt.«
»Woher wussten Sie, dass es einer von den Gangstern ist, die die Überfälle begehen?«
Coldwell schnaubte. »Ich habe den Bericht über den Überfall auf den Geldtransporter in der Zeitung gelesen. Da stand auch, wie sie den Transporter zum Halten gebracht haben.«
»Und?«, fragte ich erwartungsvoll.
»Der Typ wollte eine RPG-2, eine Panzerabwehrwaffe russischer Bauart.«
»Verstehe«, sagte ich knapp.
»Ich kannte den Typen vom Sehen, aber ich weiß nicht seinen Namen. Das habe ich Brooks gesagt. Und dass der Typ eine Freundin hat, die im Erdgeschoss 43 Perry Street wohnt, im Village.«
Ohne nachzufragen, woher er das wusste, rannten wir aus dem Diner und sprangen in den Wagen.
Keine zehn Minuten später stoppte ich vor dem Hauseingang 43 Perry Street. Die Haustür stand offen, und wir rannten durch den Hauseingang in einen dunklen Korridor. Links und rechts ging jeweils ein Zimmer ab. An der rechten Tür hing ein Schild mit vier Namen, die von einem Kind geschrieben worden waren. An der linken Tür befand sich kein Namensschild, aber über der Klingel stand ein Name. Eve .
Ich klingelte und schlug mit der Faust gegen die Tür. »FBI. Öffnen Sie bitte die Tür.« Keine Reaktion. Ich drückte die Klinke nach unten, und die Tür gab nach. Mit gezogenen Waffen sicherten wir erst den Flur, dann das Bad und anschließend das Wohnzimmer. Aus dem Schlafzimmer erklang ein erstickter Laut. Ich öffnete vorsichtig die Tür und spähte in den Raum.
Am Bettgestell war eine junge Frau mit Handschellen festgekettet. Ihre Beine waren mit einem Schal verschnürt, und im Mund steckte ein Knebel. Nachdem wir uns überzeugt hatten, dass sich sonst niemand in der Wohnung befand, befreiten wir die junge Frau von ihren Fesseln und gaben ihr etwas zu trinken.
»Ich bin Special Agent Jerry Cotton, und das ist Special Agent Phil Decker. Was ist hier passiert?«
»Er hat gesagt, er sei Polizist. Er wollte wissen, wo mein Freund sei. Ich wusste es aber nicht. Der Polizist hat gesagt, er bringt mich um, wenn ich ihm nicht sage, wo David ist. Ich hab ihm dann seine Adresse gegeben.« Sie begann heftig zu weinen.
»Sie haben alles richtig gemacht«, beruhigte ich die junge Frau. »Sagen Sie uns bitte, wo sich David aufhält. Er ist möglicherweise in großer Gefahr.«
»Das ist er sowieso«, sprudelte es aus ihr heraus. »Er ist einer der Gangster, die die Überfälle gemacht haben. Ich dachte, er betrügt mich mit einer anderen. Er hatte gesagt, dass wir uns eine Zeit lang nicht sehen sollten, aber ich habe es nicht ausgehalten und wollte mit ihm sprechen. Als ich gerade in die Straße eingebogen bin, in der er wohnt, kam er aus der Tür. Ich bin ihm heimlich gefolgt, weil ich wissen wollte, ob er sich mit einer anderen Frau trifft. Und dann habe ich gesehen, wie er mit zwei anderen den Juwelier überfallen hat.«
Nun wurde mir auch schlagartig bewusst, warum mir die Frau so bekannt vorkam. Es war die Frau auf dem Film der Überwachungskamera.
»Wo wohnt David, Eve?«, fragte Phil ungeduldig.
»249 Bedford Avenue in Brooklyn.«
Phil hatte einen Krankenwagen und Kollegen vom NYPD gerufen, die nun eintrafen. »Der Arzt wird Sie versorgen, und die
Weitere Kostenlose Bücher