2937 - Mein Vater – mein Feind
können, dann er.«
***
Brooks war nun seit 36 Stunden auf den Beinen. Und noch immer hatte er keinen Anhaltspunkt, wo er seinen Sohn finden und den Wahnsinn beenden konnte. Er hatte mit zwei Polizeispitzeln gesprochen, die ihre Ohren überall hatten, doch keiner der beiden konnte ihm einen entscheidenden Hinweis geben.
Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er hatte sich zwar inzwischen krank gemeldet, nachdem Scott ihn angerufen und über die Nachfragen des FBI informiert hatte. Aber er wusste, dass das FBI ihn unbedingt erreichen wollte, und er konnte sich denken, dass die inzwischen Bescheid wussten.
Es war noch früh am Morgen. Brooks trank einen Schluck schwarzen Kaffee und wartete. Er saß in dem Diner, indem sich Coldwell vor einigen Tagen mit seinem Mittelsmann Kirov getroffen hatte. Coldwell kam regelmäßig in das Diner, um zu frühstücken und die New York Times zu lesen. Und so war es auch an diesem Tag.
Brooks hatte sich mit dem Rücken zur Tür gesetzt. Da er in Zivilkleidung unterwegs war, schöpfte Coldwell keinen Verdacht. Er ging zielstrebig auf den Tisch im hinteren Eck des Diners zu und setzte sich geräuschvoll. Im gleichen Moment stand Brooks auf und trat an den Tisch.
Coldwell blickte von der Zeitung auf, deren erste Seite er gerade studierte, und ein erstaunter Ausdruck trat in sein Gesicht. Brooks setzte sich. »Ich habe nur eine Frage an dich, Coldwell«, sagte Brooks. »Was weißt du über die Gangster, die in den letzten Tagen auf Beutezug in New York waren?«
»Ich weiß nicht, was …«
»Ich bin noch nicht fertig, Coldwell. Ich weiß, dass du Waffengeschäfte in New York vermittelst. Und da die Gangster mit schwerem Geschütz gearbeitet haben, bin ich mir sicher, dass du etwas über die Gangster weißt.«
Coldwell grinste. »Könnte sein. Aber warum sollte ich Ihnen das verraten, Sergeant?«
»Weil ich dich umlege, wenn du dein Maul nicht aufmachst«, sagte Brooks lächelnd.
Einen kurzen Moment fragte sich Coldwell, was das Ziehen in seinem rechten Oberschenkel wohl hervorgerufen haben könnte. Brooks hatte seinen Oberkörper über den Tisch gebeugt. Nun richtete er sich wieder auf und legte ein Messer auf den Tisch, dessen Spitze blutverschmiert war. Coldwell starrte ihn mit halbgeöffnetem Mund ungläubig an.
»Ich meine es ernst, Coldwell. Ich leg dich um, wenn du mir nicht sagst, was du weißt.«
»Sie haben eine Panzerabwehrwaffe von mir bekommen«, presste Coldwell hervor. Sein Oberschenkel fing nun an, heftig zu pochen, und er spürte, wie seine Jeans mehr und mehr Blut aufsaugte. Er nahm eine Serviette und presste sie auf die Wunde.
»Wer?«, fragte Brooks ruhig.
»Ich weiß es nicht«, gab Coldwell an. Brooks nickte und nahm erneut das Messer in die Hand.
»Hören Sie, Brooks. Ich weiß nicht, was das werden soll, aber Ihnen ist doch klar, dass Sie Ihren Job jetzt vergessen können.«
»Mach dir mal keine Gedanken über mich, Coldwell. Du solltest dir lieber Gedanken um dich machen.«
Brooks beugte sich vor, und Coldwell spürte erneut das Messer, diesmal allerdings höher als beim ersten Mal.
»Sie sind ja wahnsinnig, Brooks«, sagte Coldwell hysterisch. Brooks nickte. »Kann schon sein. Also? Wer?«
»Sie haben Kontakt zu mir hier im Diner aufgenommen. Das heißt, nur einer von ihnen, so ein smarter Typ. Ich weiß nicht, woher er mich kannte. Aber ich hatte ihn schon einmal in dem Diner gesehen. Er war mit einer Frau da, und die kannte ich. Sie wohnt bei mir in der Nähe.«
»Wo genau ist das?«, fragte Brooks hart.
»Greenwich Village, 43 Perry Street. Sie wohnt im Erdgeschoss, neben einem Second-Hand-Shop. Ich hab sie mal gesehen, wie sie die Fenster geputzt hat.«
Brooks nickte. »Du hältst jetzt die Füße still, dann passiert dir nichts. Wenn du mit irgendjemandem über unser Gespräch redest, leg ich dich um. Hast du das verstanden?«
»War eindeutig.«
Brooks stand auf und nickte beim Hinausgehen der Bedienung freundlich zu.
***
Wir hatten Brooks offenbar nur um wenige Minuten verpasst. Als wir den Diner betraten, saß Coldwell mit schmerzverzerrtem Gesicht am hintersten Tisch. Die Bedienung hatte seine Hose aufgeschnitten, und er presste ein Handtuch auf eine Wunde im Oberschenkel.
Wir hatten Detective Scott alles erzählt, was wir wussten, um ihn davon zu überzeugen, mit uns zu kooperieren. Scott sah ein, dass er sich nun entscheiden musste, und gab seine Zurückhaltung auf. Viel konnte er uns nicht sagen, aber zumindest hatte
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