2941 - Die Zeit läuft ab

Der Leiter unseres Sicherheitsdienstes wird Sie gleich abholen«, sagte der Mann hinter dem Tresen.
    Mit einiger Wut im Bauch steuerte ich zusammen mit Phil die wenig einladende Sitzecke an, um mich auf einen der billigen Plastikstühle fallen zu lassen.
    »Wir können nur darauf setzen, dass ein Vorgesetzter erheblich fixer reagiert«, schnaubte ich.
    Phil lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er wirkte erstaunlich gelassen.
    »Glaubst du wirklich, dass der Mann hinter dem Tresen so einfältig ist? Ich würde mich überhaupt nicht wundern, wenn sein Vorgesetzter nicht lange auf sich warten ließe«, antwortete er.
    Mir verschlug es glatt die Sprache. Ging Halver so weit und torpedierte unsere Ermittlungen, indem er mögliche Gesprächspartner vor uns abschirmen ließ?
    »Ich gebe diesem Leiter des Sicherheitsdienstes exakt fünf Minuten. Wenn er sich bis dahin nicht blicken lässt, ziehen wir andere Saiten auf«, sagte ich.
    Es brodelte in mir und das beeinträchtigte mein Denken. Ich nutzte daher die fünf Minuten, um meine Emotionen wieder in den Griff zu bekommen. Die gesetzte Frist verstrich, ohne dass sich jemand bei uns meldete. Ich sprang auf und war mit wenigen Schritten am Tresen. Der Mann schaute besorgt auf und erkannte offenbar, dass meine Geduld erschöpft war.
    »Da kommt Mister Baranks, Agent Cotton«, sagte er.
    Er deutete auf die Sicherheitsschranke, durch die soeben ein drahtiger Mann trat.
    »Agent Cotton? Ich bitte Sie, die Verzögerung zu entschuldigen. Mister Halver musste Ihren Besuch zunächst autorisieren«, sagte er.
    Er ließ sich zwei Besucherausweise aushändigen, die wir an unseren Jacken befestigen sollten.
    »Ohne diese Ausweise würde sofort Alarm geschlagen werden und meine Leute würden Sie festsetzen«, erklärte er.
    Wortlos befestigten wir sie am Revers und dann sagte ich Baranks, wie knapp unsere Zeit bemessen war.
    »Dann bringe ich Sie am besten sofort in Labor drei. Dort können Sie mit Mister Kaminsky sprechen«, erwiderte er zuvorkommend.
    ***
    Wir hatten kaum den Vorraum zum Labor betreten, als eine Sirene losheulte und gleichzeitig entlang der Wand ein rotes Warnlicht aufblinkte. Baranks krauste alarmiert die Stirn und sprach gleich darauf über Funk mit seiner Zentrale.
    »Was ist passiert?«, rief ich.
    Ich hatte die schlechte Vorahnung, dass wir erneut zu spät kommen würden. Hatten die Erpresser Kaminsky eventuell soeben entführt?
    »Es ist noch nicht eindeutig, was den Alarm ausgelöst hat«, erwiderte Baranks.
    Phils Miene verdüsterte sich.
    »Soll das etwa bedeuten, wir können nicht mit Mister Kaminsky sprechen?«, fragte er.
    Der Sicherheitschef erklärte uns, dass alle Türen so lange gesperrt blieben, bis der Alarm aufgehoben wurde. Wir saßen demnach in dem Vorraum in der Falle.
    »Ich habe veranlasst, dass die Sirene abgestellt wird«, sagte Baranks.
    Die kurz darauf einsetzende Stille war fast genauso schmerzhaft wie das Heulen zuvor. Während der Sicherheitschef erneut über Funk mit seinen Mitarbeitern sprach, trat Phil dicht neben mich.
    »Seltsamer Zufall, oder?«, sagte er.
    »Du glaubst, man versucht uns von den beiden Wissenschaftlern fernzuhalten?«, hakte ich nach.
    Phil nickte mit düsterer Miene. Ich wandte mich an Baranks.
    »Was passiert jetzt? Sie können kaum alle Menschen in dem Gebäude über längere Zeit in irgendwelchen Laboren oder Büros einsperren«, wollte ich wissen.
    »Nein, das machen wir auch nicht. Sobald meine Leute einen Raum überprüft und als unbedenklich erklärt haben, bringen sie die darin befindlichen Personen aus dem Gebäude«, erwiderte er.
    »Es gibt also keine Eingrenzung auf den Bereich, in dem der Alarm ausgelöst wurde?«, fragte ich nach.
    Da musste Baranks endlich mit der Sprache herausrücken.
    »Doch, das meinte ich eigentlich. Alle anderen Bereiche wurden unmittelbar nach Auslösung des Alarms evakuiert«, präzisierte er.
    Phil deutete mit dem Daumen auf die Tür hinter sich, durch die man ins Labor kam.
    »Aber Mister Kaminsky ist definitiv in diesem Raum?«, hakte er nach.
    Der Sicherheitschef machte auf einmal ein unglückliches Gesicht und zuckte schließlich mit der Schulter.
    »Ich befürchte leider nicht, Agent Decker. Das war ein Irrtum meinerseits«, entschuldigte er sich.
    Phil warf mir einen Blick zu. Langsam platzte mir der Kragen.
    »Ich möchte sofort wissen, in welchem Bereich der Alarm ausgelöst wurde«, forderte ich.
    Baranks druckste einen Augenblick herum,