2941 - Die Zeit läuft ab
verfasste.
»Sie müssen durch die Glastür in Gang drei. Ich bringe Sie am besten selbst hin«, sagte der Vorarbeiter.
Sie gelangten innerhalb von drei Minuten vor die besagte Tür, die nur durch einen Code zu öffnen war. Der Vorarbeiter tippte eine Zahlenfolge ein und musste gleichzeitig einen Anruf auf seinem Mobiltelefon annehmen.
»Was? Ich habe euch doch gesagt, was auf den Truck kommt«, schimpfte er.
An seinem gehetzten Blick konnte Blair ablesen, dass der Vorarbeiter sich in einer Zwickmühle befand. Er wurde offenbar dringend in einem anderen Teil des weitläufigen Lagers benötigt und wollte gleichzeitig den Besucher nicht allein in die besonders gesicherte Abteilung einlassen.
»Ich bin vom FBI, Mister. Sie müssen also keine Bedenken haben, mich allein weitergehen zu lassen. Ich finde Ihren Boss schon«, versicherte Blair.
Das Argument überzeugte den Vorarbeiter, der sich mit einem dankbaren Nicken auf den Weg machte. Blair betrat die Abteilung und war ganz zufrieden damit, sich unbeobachtet bewegen zu können. Er schlenderte den Gang entlang, von dem diverse Türen abführten. Einige davon standen auf und Mitarbeiter eilten umher. Niemand störte sich an Blair, meistens wurde er freundlich gegrüßt.
»Sehr interessant«, murmelte er.
Er las automatisch die Namensschilder auf den Jacken und Hemden der Mitarbeiter. Dabei fiel ihm auf, dass er jeden Namen schon einmal gelesen hatte. In diesem Bereich des Lagers arbeiteten offenbar ausschließlich Menschen, die genau wie Lomax oder Holmes durch MedFuture geschädigt worden waren.
»Wer sind Sie?«
Blair wandte sich dem Frager zu. Der Mann musterte den Hünen mit wachen Blicken und wirkte absolut nicht wie einer der normalen Angestellten.
»FBI! Special Agent Blair Duvall. Ich suche Mister Lomax oder Mistress Holmes. Man hat mir gesagt, dass ich beide in dieser Abteilung finden könnte«, erklärte Blair.
Der Mann mit dem kantigen Gesicht und den misstrauischen Augen warf einen Blick auf den Dienstausweis, bevor er zustimmend nickte.
»Stimmt, Agent Duvall. Kommen Sie bitte mit. Ich bringe Sie zum Chef«, erwiderte er.
Mit einer knappen Geste forderte er Blair auf, ihm zu folgen.
***
Die Stimme von Richard Oldman war ganz leise geworden, dennoch verstand ich jedes Wort.
»Ich bin schuld am Tod von Celia«, sagte er gerade.
Oldman befand sich in einer Geständnissituation, in der Beschuldigte sich ihre Last einfach von der Seele reden mussten. Ich unterbrach ihn daher nicht, sondern ließ den sichtlich angeschlagenen Mann reden. Er erzählte von der Zeit, als er noch für MedFuture gearbeitet hatte.
»Die Entwicklung des Präparats verlief sehr gut. Es gab keine Pannen und die ersten klinischen Tests versprachen alle gewünschten Ergebnisse«, erzählte er.
Zu dieser Zeit überraschte ihn seine Frau mit der Eröffnung, dass sie schwanger sei.
»Celia war vierzig Jahre alt und wir hatten den Kinderwunsch im Grunde bereits abgehakt. Sie können sich unsere Freude überhaupt nicht vorstellen«, sagte Oldman.
Trotz des fortgeschrittenen Alters verlief die Schwangerschaft nahezu vorbildlich, abgesehen von der morgendlichen Übelkeit.
»Wozu gibt es die Pharmaindustrie? Wir haben doch gegen jede noch so lächerliche Beeinträchtigung unseres Wohlbefindens ein Mittel entwickelt. Ich war einer der ersten Menschen, die das neue Präparat unmittelbar zur Markteinführung zum Einsatz brachten«, berichtete Oldman.
Phil und der Arzt waren mittlerweile zu mir auf die Terrasse gekommen. Sie lauschten dem Geständnis mit der gleichen Anspannung wie ich. Oldman ließ nichts aus, gab sich alle Schuld an dem traurigen Verlauf der Schwangerschaft.
»Celia bekam eines Nachts leichte Krämpfe. Sie wollte aber keinen Arzt ins Haus holen und weigerte sich, von mir ins Krankenhaus gefahren zu werden. Es kam ihr lächerlich vor und schließlich gab ich nach«, erzählte er weiter.
So gingen wertvolle Stunden verloren, denn die Krämpfe ließen nicht wie erwartet nach. Vielmehr musste Oldman in den frühen Morgenstunden den Notarzt kommen lassen, der eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus veranlasste.
»Ich saß geschlagene drei Stunden vor dem Operationssaal. Dann kam der Arzt und überbrachte mir die schreckliche Nachricht. Wir hatten unser Baby verloren«, sagte Oldman.
An dieser Stelle brach seine Stimme und er schwieg eine Minute lang. Mein heimlicher Blick auf die Armbanduhr blieb jedoch nicht unbemerkt. Oldman räusperte sich und schüttelte
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