2941 - Die Zeit läuft ab
und war bereit, sich für das Ziel zu opfern.
»Denken Ihre Gefährten genauso oder müssen Sie immer gut aufpassen?«, fragte June.
Es war ein simpler Versuch, ihn zu provozieren. Lomax lächelte sie kühl an und schwieg. Dann öffnete sich die Tür und Carrie Holmes trat ein. Sie trug ein Tablett, auf dem June eine Flasche Mineralwasser sowie einen Teller mit Sandwiches erkennen konnte.
»Agent Clark fragt sich, ob wir alle bereit sind, die Konsequenzen unseres Handelns zu tragen«, sagte Lomax.
Das Lächeln auf Carries Gesicht war Antwort genug.
»Niemand von uns wird von dem Fonds partizipieren. Es reicht uns völlig, wenn MedFuture und Jason Halver für ihre Schandtaten büßen müssen. Die anderen Opfer und Angehörigen werden die Ernte einfahren«, erwiderte sie.
Damit waren die letzten Zweifel beseitigt. June befand sich in der Hand einer fanatischen Gruppe, die auch vor dem Mord an einer Bundesagentin nicht zurückschrecken würde. Ein eisiger Klumpen bildete sich in ihrem Magen. Gleichzeitig wanderte ihr Blick zu ihrem Handgelenk, um die verbleibende Zeit auszurechnen.
»Keine zwei Stunden bleiben Ihnen mehr. Falls Sie gläubig sind, sollten Sie zu Ihrem Gott beten. Niemand, auch nicht das allmächtige FBI, wird uns hier finden. Es wäre besser für Sie, wenn Halver endlich den Fonds einrichtete«, sagte Lomax.
Er hatte ihren Blick richtig gedeutet und stellte nüchtern den Ernst ihrer Situation fest. Lomax und Carrie verließen gemeinsam den Raum.
»Strengt euch an. Ich weiß, dass ihr mehr könnt, als Lomax euch zutraut«, murmelte June.
Sie baute auf Blair und die anderen Kollegen. Dieses Versteck mochte wirklich außergewöhnlich gut gewählt sein – die bisherigen Fehlschläge deuteten darauf hin –, dennoch vertraute June ihren Kollegen. Carrie hatte die Wasserflasche auf den Boden neben die Pritsche gestellt und einen Strohhalm in die Öffnung geschoben. Gierig trank June, die sich keine Gedanken über irgendwelche Drogen im Wasser machte. Lomax und sein Team verließen sich völlig auf ihre Vorbereitungen. Dann nahm June vorsichtig ein Thunfischsandwich vom Teller. Die Handfesseln ließen ihr gerade genug Spielraum, um das Sandwich an den Mund zu führen.
***
Für einige bange Sekunden schien es so, als wenn ich die falschen Worte gewählt hätte. Richard Oldman machte Anstalten, sich in die Tiefe zu stürzen. Möglicherweise wollte er den Feuerwehrleuten zuvorkommen, die immer noch ein monströses Prallkissen aufpumpten.
»Warum sollte ich Ihnen glauben? Wieso erwarten Sie, dass man in den Medien Ihren Namen nicht als den Anstifter der Morde präsentiert?«, fragte ich schnell.
Oldmans Kopf fuhr herum. Er schaute mich ungläubig an, während Phil in meinem Rücken offenbar die heftigen Proteste des Arztes abwehren musste.
»Was sagen Sie da?«, fragte Oldman.
Ich zuckte gespielt lässig mit den Schultern.
»Im Augenblick wäre es die beste Lösung für die Öffentlichkeit, wenn Sie springen würden. Wir hätten einen Schuldigen, und egal, was später passiert, Ihr Name würde für ewig mit diesem grausamen Verbrechen verbunden bleiben«, sprach ich weiter.
Es war ein riskanter Weg, um Oldmans Aufmerksamkeit zu behalten. Wenigstens lenkte es ihn noch eine Weile von seinem Vorhaben ab, und das war gewonnene Zeit.
»Aber ich sagte doch bereits, dass es nach meinem Plan nicht einen einzigen Toten hätte geben dürfen«, widersprach er.
»Ja, das behaupten Sie. Es müsste aber schon mehr sein, um mich und die Öffentlichkeit zu überzeugen«, erwiderte ich.
Es war ein Spiel mit dem Feuer. Ging meine Provokation zu weit, trieb ich Oldman zum Springen.
»Vermutlich kommt es in einigen Monaten zu einem Prozess gegen MedFuture . Die Frage wird aber sein, ob genügend glaubwürdige Zeugen gegen Halver aussagen können. Wenn Sie tot sind, wer ist dann noch übrig?«, fragte ich.
Oldman runzelte verwirrt die Stirn. Darüber hatte er offensichtlich noch nie nachgedacht.
»Die grausamen Morde haben selbstverständlich auch einen gewissen Einfluss auf das Verhalten einer möglichen Jury. Vielleicht empfinden mehrere der Geschworenen so viel Abscheu darüber, dass die Taten von MedFuture nicht mehr so erschreckend wirken«, sprach ich weiter.
Erneut vernahm ich die leise geführte Auseinandersetzung zwischen Phil und dem Arzt. Mein Vorgehen entsprach kaum einem der Fachbücher, aber ich setzte jetzt nur noch auf meinen Instinkt. Ich konnte sehen, wie es in Oldman arbeitete.
»Das ist
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