2945 - Sterben geht ganz einfach
braven Bürger wie mir nichts geschehen. Nur schade, dass ihr in der vergangenen Nacht nicht da wart, um den armen Mister Monti zu beschützen …«
Er stand auf und ging. Ich wartete, bis er die Tür wieder geschlossen hatte, dann folgte ich ihm.
Durch die nur einen Spalt weit geöffnete Tür sah ich hinaus auf den Flur. Ein paar von Lieutenant Donovans Leuten standen da, dazu Mr Folsom, der Direktor des Hotels, und Benton.
Folsom redete heftig auf Benton ein und machte beschwörende Gesten mit den Armen. Es mussten wichtige Dinge sein, die er Benton mitteilte, aber er sprach zu leise, als dass ich auch nur ein Wort hätte verstehen können.
Benton blickte sich hastig um. Er blickte auch in meine Richtung, aber vermutlich konnte er mich hinter dem schmalen Türspalt nicht sehen. Dann ging er mit schnellen Schritten auf den Lift zu.
Plötzlich überlegte er es sich anders. Mit wenigen Schritten erreichte er eine unscheinbare Tür neben dem Lift, öffnete sie und trat ein. Die Tür sah so schäbig aus, als befinde sich dahinter nur ein winziger Abstellraum für Besen und Putzeimer. Aber was hatte Benton in einem solchen kaum schrankgroßen Raum zu tun?
»Er haut ab«, sagte ich zu Phil. »Nimm du den Lift, ich folge ihm zu Fuß.«
Wir rannten los. Ich erreichte die Tür, durch die Benton verschwunden war, und riss sie auf. Wie ich vermutet hatte, führte sie zu einer Treppe, die neben dem Liftschacht in die Tiefe führte.
Es war eine schmale Treppe, ohne Fenster und nur schlecht beleuchtet. Vermutlich wurde sie nur selten benutzt. Nicht viel mehr als ein Notausgang für den Fall, dass der Lift einmal nicht funktionierte.
Unter mir, vielleicht zwei Stockwerke tiefer, hörte ich Bentons hastige Schritte. Er ging nicht, er rannte. Ich rannte hinter ihm her. Der Himmel mochte wissen, weshalb er es plötzlich so eilig hatte wegzukommen.
Wahrscheinlich konnte er auch mich hören, aber das störte mich nicht. Ich war entschlossen, ihn einzuholen. Die Pistole ließ ich im Schulterhalfter. Benton war unbewaffnet, ich würde also wohl keine Waffe brauchen, um ihn aufzuhalten.
Ich hetzte die Treppe hinunter, vielleicht zwei oder drei Stockwerke weit. Dabei hatte ich das Gefühl, ihm näher zu kommen.
Dann drang ein leises, aber vertrautes Geräusch an meine Ohren. Es hörte sich fast an wie ein Schuss aus einem Luftgewehr. Plopp . Und dann noch einmal plopp - plopp . Dann lautes Gepolter, wie von einem schweren menschlichen Körper, der zu Boden stürzte, sich mehrmals überschlug und die Treppe hinunterrollte.
Eine Sekunde lang herrschte tiefe Stille. Ich hörte nichts als meine eigenen Schritte und meine Atemzüge. Dann drangen Schritte an mein Ohr. Eine Tür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen.
Ich rannte weiter. Sekunden später sah ich Benton.
Er lag auf einem Treppenabsatz, mit dem unteren Teil seines Körpers noch auf den Stufen. Sein Kopf war zur Seite geknickt, in einem unnatürlichen Winkel. Offenbar hatte er sich bei dem Sturz das Genick gebrochen.
Aber das war nicht die Ursache seines Todes gewesen. Die Ursache waren die drei Einschusslöcher in seiner Brust.
Ich nahm mir nicht die Zeit, mich davon zu überzeugen, dass er wirklich tot war. Er schien mit starrem Blick zu mir aufzuschauen, als ich über ihn hinwegschritt und dann weiterrannte, die Treppe hinunter.
Ich erreichte die Tür, durch die der Mörder geflohen sein musste, und riss sie auf. Der Flur, in den ich blickte, war menschenleer. Zu beiden Seiten gab es etliche Türen mit Nummern darauf. Hinter jeder dieser Türen konnte der Mörder stecken. Es würde viel Zeit kosten, alle Zimmer und Suiten hinter diesen Türen zu durchsuchen. Und wahrscheinlich würden wir den Mörder nicht finden.
Trotzdem war ich entschlossen, die Verfolgung noch nicht aufzugeben. So nahe wie jetzt würde ich Bentons Mörder vielleicht nie wieder kommen.
Ich zog meine Pistole. Der Kerl musste hinter einer der vielen Türen links und rechts des Flurs stecken. Wahrscheinlich stand er jetzt mit angehaltenem Atem und der Mordwaffe in der Faust da und lauschte auf meine Schritte.
Ich wandte mich nach links. Ich war noch keine drei Schritte weit gekommen, als ich hinter mir ein leises Geräusch hörte. Es klang wie ein tiefer Atemzug eines Mannes, der zu einem Schlag ausholt.
Mir blieb keine Zeit mehr, den Kopf zu wenden oder ihn zur Seite zu nehmen. Ich spürte nicht einmal mehr den heftigen Hieb, der meinen Hinterkopf traf.
Das Einzige, was ich noch mitbekam,
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