2947 - Die Hoover Boys
Glauben Sie, dass ich ihn getötet hätte, um die Firma zu übernehmen?«
»Haben Sie?«, fragte Phil kühl und direkt.
»Nein, habe ich nicht«, widersprach Mercury. »Ich habe nichts damit zu tun, bis gerade wusste ich nicht einmal, dass ihm etwas zugestoßen ist. Wie kommen Sie eigentlich darauf?«
Phil musterte ihn genau und antwortete dann: »Mistress Blademan hat uns erzählt, dass ihr Mann Ihnen in letzter Zeit misstraut hätte.«
»Ah, daher weht der Wind«, sagte Mercury. »Shirley und ich haben uns nie besonders gut verstanden. Entsprechend hatten wir auch privat kaum miteinander zu tun, wir haben uns höchstens mal bei Firmenfeiern gesehen, wie zu Weihnachten. Kein Wunder, dass sie mich verdächtigt. Aber Sie sollten sich von ihren schönen Augen nicht in die Irre führen lassen: Jim hat sie verdächtigt, eine Affäre zu haben. Vielleicht sollten Sie lieber mit ihr reden als mit mir.«
»Mag sein«, sagte ich. »Aber jetzt sind wir erst einmal hier und sprechen mit Ihnen. Fangen wir doch mit Ihrem Alibi an. Wo waren Sie gestern Nacht, zwischen zehn und zwölf?«
Mercury wurde schlagartig rot im Gesicht. »Ich war hier, in meinem Büro, und habe gearbeitet, den ganzen Abend und die Nacht durch bis etwa halb eins. Dann bin ich nach Hause gefahren.«
»Kann das jemand bestätigen?«, wollte ich wissen.
Er räusperte sich. »Ja, es müsste Videoaufzeichnungen vom Eingangsbereich geben, wo man sieht, wann ich gegangen bin.«
»Die werden wir überprüfen«, sagte ich. »Wobei Sie als Eigentümer der Firma sicher Mittel und Wege kennen, das Gebäude unbemerkt zu verlassen. Sie waren also allein? Oder kann jemand Ihr Alibi bestätigen und uns versichern, dass Sie wirklich die ganze Zeit hier waren?«
Er schluckte. »Ich … also, können Sie mir zusichern, dass diese Information vertraulich behandelt wird? Ich möchte nicht, dass das irgendwie bei der Presse landet oder sonst wie verbreitet wird. Sie müssen wissen, ich liebe meine Frau und … na ja, also, ich hatte einen schwachen Moment.«
Ich verkniff mir ein Grinsen, denn ich konnte mir schon denken, worauf das hinauslief. »Wir werden auf jeden Fall versuchen, es vertraulich zu behandeln«, sagte ich ihm zu. »Ihr Privatleben ist für unsere Ermittlungen nicht von Interesse – also, wer kann Ihr Alibi bestätigen?«
»Meine Sekretärin, Miss Bowman, wir waren den ganzen Abend zusammen, hier im Büro«, antwortete Mercury. »Wir waren intim, wenn Sie verstehen, was ich meine. Meine Frau weiß nichts davon und ich möchte, dass das so bleibt.«
»Es Ihrer Frau zu beichten ist Ihre Aufgabe, nicht unsere«, sagte ich. »Wir werden das mit Miss Bowman überprüfen, ist sie im Haus?«
Er nickte. »Ja, sie ist hier.«
»Würden Sie sie dann kurz hereinbitten, damit sie Ihre Aussage bestätigen kann?«, forderte Phil ihn auf.
Mercury nahm den Hörer seines Telefons ab und rief sie herein. Die Bürotür öffnete sich und eine attraktive Frau von Mitte vierzig trat ein.
Sie schien etwas schüchtern zu sein, riss sich aber zusammen. »Was kann ich für Sie tun, Mister Mercury?«
»Miss Bowman, wir sind vom FBI New York und ermitteln in einem Mordfall«, sagte Phil, bevor Mercury ihr antworten konnte. »Würden Sie uns bitte sagen, wo Sie gestern zwischen zehn und zwölf Uhr nachts waren?«
Sie wurde rot. »Ich war hier, hier in der Firma.«
»Und war noch jemand bei Ihnen?«, fragte Phil weiter.
Sie nickte. »Ja, Mister Mercury, sonst niemand.«
»Und das würden Sie auch vor Gericht bestätigen?«, hakte Phil nach. »Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Ihnen eine Falschaussage eine Klage wegen Behinderung der Justiz einbringen kann.«
»Wir waren hier, beide, bis etwa halb eins«, antwortete sie hektisch. »Das ist die Wahrheit. Dann habe ich das Gebäude verlassen, Mister Mercury wollte nach mir gehen.«
»Vielen Dank«, sagte Phil. »Das wäre alles.«
Sie nickte, machte kehrt und verließ das Büro.
»Damit wäre Ihr Alibi bestätigt«, sagte ich zu Mercury, der sich offensichtlich unwohl in seiner Haut fühlte. »Mal abgesehen von Mistress Blademan, von der ihr Mann angenommen hat, dass sie eine Affäre hat – gibt es sonst noch jemanden, der sich den Tod von Mister Blademan gewünscht haben könnte? Vielleicht irgendein Konkurrent? Oder ein unzufriedener Mitarbeiter?«
Mercury überlegte einen Moment. »Nein, eigentlich nicht. Jim war ein netter Typ, der Streit in der Regel aus dem Weg ging. Sein Motto war, dass man jeden zum
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