2947 - Die Hoover Boys
Freund haben sollte. Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wer ihm so etwas antun könnte.«
»Hatte er vielleicht selbst eine Affäre?«, fragte Phil.
»Nicht dass ich wüsste«, antwortete Mercury. »Frauen waren auch nicht sein Hobby, ich meine, er war kein Frauenheld, ist es sein ganzes Leben nicht gewesen, eher ein Familienmensch.«
»Und sein Sohn?«, hakte ich nach. »Gab es mit dem vielleicht Probleme? Hat Mister Blademan ihn vielleicht zu kurz gehalten?«
»Tom?«, erwiderte Mercury überrascht. »Nein, der ist ein netter Typ. Jim hat ihn für sein Geld arbeiten lassen, aber dabei immer sehr gut bezahlt. Und der Junge hat auch verstanden, dass man arbeiten muss, um Geld zu bekommen. Nein, da gab es keine Probleme.«
»Dann noch einmal zu dem Vorwurf von Mistress Blademan und ihrer Aussage zu Beginn dieses Gesprächs, dass es bekanntermaßen zwischen Mister Blademan und Ihnen Spannungen gegeben habe. Was hat es damit auf sich?«, wollte ich wissen.
»Tja, ich hatte in der Tat eine Meinungsverschiedenheit mit Jim, und da es dabei um Geld ging, hat Shirley das wohl als Untreue interpretiert. Aber es handelte sich lediglich darum, dass ich für ein Projekt mehr Geld brauchte als zunächst veranschlagt. Normalerweise sprechen Jim und ich alle größeren Ausgaben vorher ab, aber in diesem Fall hatte ich das nicht getan, da eine schnelle Entscheidung nötig war«, erklärte er.
Phil schaute auf. »Um was für einen Betrag ging es da?«
»Einen sechsstelligen. Ich kann Ihnen gerne die Bücher zeigen, Sie werden sehen, dass wirklich der gesamte Betrag in das Projekt geflossen ist.«
Wir überprüften das und stellten Mercury weitere Fragen, konnten aber keine weiteren relevanten Informationen in Erfahrung bringen. Entsprechend verabschiedeten wir uns von ihm und wurden von Miss Fletcher aus dem Büro und zum Fahrstuhl geführt und bis zum Eingang begleitet.
Wir verließen das Gebäude. Auf dem Weg zum Jaguar stellte ich fest: »Mercury ist es also nicht gewesen – zumindest nicht selbst. Wir sollten trotzdem seine Kommunikation überprüfen, vielleicht gab es einige auffällige Barabhebungen oder etwas, das darauf hinweist, dass er jemanden mit dem Mord beauftragt haben könnte.«
Phil nickte. »Ja, aber vorher sollten wir Mistress Blademan noch einen Besuch abstatten und überprüfen, ob die Anschuldigung gegen sie, die Mercury vorgebracht hat, auf Tatsachen beruht oder nur ein Versuch seinerseits war, von sich abzulenken.«
Ich schaute auf meine Uhr. »Ja, erledigen wir das eben, dann können wir anschließend was essen gehen.«
Wir stiegen in den Jaguar und fuhren los, zurück zum Anwesen der Blademans, um dort die trauernde Witwe mit dem Vorwurf zu konfrontieren, eine Affäre gehabt zu haben.
***
Die Fahrt verlief ohne besondere Zwischenfälle. In Jersey City ging es ohnehin etwas ruhiger zu als in Manhattan, auch was den Verkehr betraf.
Als wir an der Haustür angekommen waren und geklingelt hatten, erschien kurz darauf Tom Blademan und schaute uns überrascht an. »Sie? Schon wieder?«
»Ja, wir schon wieder«, wiederholte Phil. »Wir haben noch ein paar Fragen an Ihre Mutter. Ist sie da?«
»Ja, ist sie«, antwortete er. »Es wäre aber nett von Ihnen, wenn Sie ihr ein wenig Zeit geben würden zu trauern.«
»Es wird nicht lange dauern«, sagte Phil.
Tom Blademan trat zur Seite. »Gut, dann kommen Sie bitte rein.«
Wir betraten das Haus zum zweiten Mal an diesem Tag und trafen Mrs Blademan in dem gleichen Zimmer wie beim letzten Besuch. Sie sah ziemlich mitgenommen aus, aber darauf konnten wir im Moment keine Rücksicht nehmen.
»Die beiden Herren meinten, dass sie noch ein paar Fragen hätten«, sagte ihr Sohn.
»Das ist richtig«, bestätigte ich und fügte, da er keine Anstalten machte, uns allein zu lassen, hinzu: »Wir würden uns gern noch einmal mit Ihnen unterhalten, nur mit Ihnen.«
Ihr Sohn hatte den Wink verstanden. »Ja, schon kapiert, ich bin oben, in meinem Zimmer.«
Er ließ uns mit ihr allein.
»Also, was wollen Sie noch wissen?«, fragte Mrs Blademan.
Wir nahmen ihr gegenüber Platz.
»Ihre Affäre, darüber würden wir gern mehr erfahren«, kam ich direkt auf den Grund unseres Erscheinens zu sprechen.
Sie zuckte fast unmerklich zusammen, offenbar gab es da also tatsächlich etwas. Ich blieb ruhig sitzen und wartete auf ihre Antwort.
»Sie wissen davon?«, fragte sie unsicher.
Ich nickte. »Wir würden es aber gern von Ihnen hören, und zwar auch die Details.«
»Es
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