2949 - Hass, der niemals endet

Eintrag gefunden. Mir kam noch eine andere Idee.
    »Könnte Ihr Chief Inspector eventuell Aufpasser geschickt haben, ohne es offiziell zu machen?«, fragte ich.
    Erin bezweifelte es, würde aber auch diese Möglichkeit überprüfen.
    »Warnen Sie Phil?«, fragte sie.
    Das übernahm ich, damit Erin die Zeit besser nutzen konnte. Um meinen Partner rechtzeitig abfangen zu können, ging ich noch ein Stück weiter von meiner ursprünglichen Position weg. Ich suchte mir eine Stelle, von der aus ich die Straße, das Tor der Villa sowie die beiden Männer im Blick behalten konnte. Ich erreichte Phil auf seinem Mobiltelefon und warnte ihn.
    »Erin versucht herauszufinden, wer das sein kann«, sagte ich.
    Mein Partner wollte sich melden, sobald er für den Ford ein gutes Versteck gefunden hätte. Eine gute halbe Stunde musste ich vermutlich noch allein mit der Situation fertig werden. Ich verstaute das Telefon in der Jacke und schaute hinüber zum Tor der Villa. Dort war immer noch alles ruhig. Im nächsten Augenblick vernahm ich das Knacken vertrockneten Holzes und wirbelte alarmiert herum.
    »Du redest zu laut«, sagte der Mann.
    Es war einer der Neuankömmlinge, der offenbar durch mein Telefonat auf mich aufmerksam geworden war. Dass ich zu laut gesprochen hätte, stimmte allerdings nicht. Bevor ich jedoch den Irrtum aufklären konnte, ging der Bursche bereits zum Angriff über. Seine schnellen, präzisen Schläge verrieten den Profi.
    »Stop! Ich bin Special Agent Cotton vom FBI«, rief ich.
    Ich weiß nicht, ob es meine Abwehrhaltung war oder die Worte. Auf jeden Fall stellte der Mann den Angriff ein und schaute mich überrascht an.
    »Agent Cotton? Aus New York?«, hakte er nach.
    Ich zog mit der Linken mein Ausweisetui heraus und hielt es ihm hin. Er schaute verblüfft auf die Marke und lachte dann auf.
    »Chief Inspector Reed. Special Branch«, erwiderte er.
    Nachdem ich auch seine Marke sehen durfte, schüttelten wir einander die Hand. Der Kollege aus London war einen Kopf größer als ich und hager gebaut. Ihn umgab eine Aura aus Entschlossenheit und Härte.
    »Uns hat niemand gesagt, dass Agents Ihrer Behörde bereits vor Ort ermitteln«, sagte Reed.
    »Man hat auch versäumt, uns über Ihren Einsatz in Derry zu unterrichten. Offenbar gibt es einige Abstimmungsprobleme zwischen unseren Behörden«, erwiderte ich.
    Das leise Summen meines Telefons unterbrach das Gespräch. Phil hatte einen Platz für den Wagen gefunden und war auf dem Weg zu mir.
    »Die Männer aus dem anderen Wagen sind übrigens Kollegen aus London, Special Branch«, erklärte ich.
    Fünf Minuten später hielten wir eine kleine Konferenz ab. Reed stellt uns seinen Partner Inspector Lance Overbeck vor. Der dunkelhaarige Waliser mit den grauen Augen hatte einen starken Dialekt und verhielt sich abweisend.
    »Sie sollten uns die Observation überlassen, Agent Cotton. Wir kennen uns in dieser Gegend besser aus«, sagte er.
    Phil warf mir einen Seitenblick zu. So würde es keine gute Zusammenarbeit geben, wenn die Engländer uns heraushalten wollten.
    »Es wäre für uns alle von Vorteil, wenn wir die Kräfte bündeln würden. Es gibt in Derry bei der Polizei leider eine größere Anzahl von Anhängern Moloneys«, erwiderte ich.
    Mir war klar, dass dieser Umstand den Ermittlern der Special Branch mit Sicherheit längst bekannt war. Sie sollten aber auch erkennen, dass Phil und ich nicht naiv waren.
    »Da haben Sie leider recht, Agent Cotton. Dennoch fallen Sie als Amerikaner hier einfach zu sehr auf und gefährden damit die Operation«, sagte Reed.
    Wir diskutierten noch eine Weile weiter, ohne zu einer Übereinkunft zu gelangen. Schließlich kehrten Phil und ich auf meinen zweiten Beobachtungsposten zurück.
    »Das sind sture Typen! Mit diesem Verhalten spielen sie Moloney doch nur in die Karten«, schimpfte er.
    »Sehe ich genauso, aber Reed und sein Inspector halten uns offenbar für ungeeignet. Vermutlich läuft da eine verdeckte Operation der Special Branch, von der wir einfach nichts wissen dürfen«, antwortete ich.
    Ich rief erneut Erin an und berichtete von dem Zusammentreffen mit den Londoner Kollegen. Sie ließ einen Fluch vom Stapel, den ich ihr nicht zugetraut hätte.
    »Das passt zu den Schnöseln der Special Branch. Die halten uns hier sowieso alle für unterbelichtet oder wenigstens für Sympathisanten der IRA«, stieß sie hervor.
    Es gab somit keinen einfachen Weg, die Engländer zu einem kooperativen Miteinander zu bewegen. Erin