2949 - Hass, der niemals endet
konnte uns jedenfalls nicht dabei behilflich sein. Also setzte ich mich in den Wagen und wählte die Telefonnummer unseres Chefs in New York. Mr High musste über die aktuelle Entwicklung informiert werden. Er verfügte über den erforderlichen Einfluss, um die störrische Haltung der Engländer mit sanftem Nachdruck aus der Welt zu schaffen.
***
Die Aushebung des Waffenlagers war an sich schon ein Erfolg, doch die dabei gefundenen Unterlagen gaben einen erstklassigen Einblick in die Struktur der Fenians . Keith Doherty hatte ein beeindruckendes Netzwerk aufgebaut, das auch bei der Ausführung des Anschlags auf Dellany mitgewirkt hatte.
Am Tag nach dem erfolgreichen Zugriff steckten June und Blair bereits in den Planungen für den nächsten Schlag gegen die Fenians .
»Doherty ist untergetaucht, und das dürften auch die anderen Führungsmitglieder bereits getan haben«, sagte June.
»Bis auf Rebecca Carmichael. Die Lady kuriert eine Operation aus und befindet sich immer noch im Mercy Hospital in stationärer Behandlung«, erwiderte Blair.
Als er den Namen von Carmichael routinemäßig ins System eingegeben hatte, erhielt er die entsprechenden Auskünfte. Der behandelnde Arzt hatte bei ihren Verwundungen sofort die Cops verständigt, da sie ihm verdächtig erschienen. Er glaubte nicht an die Erklärung eines missglückten Experiments für die Highschool des Sohnes.
»Anscheinend hat Mistress Carmichael erhebliche Verätzungen erlitten, die auch beim Hantieren mit Zusätzen für einen Sprengsatz benötigt werden. Solche Chemikalien, wie sie im Lagerschuppen gefunden wurden«, ergänzte er.
June hob alarmiert die Augenbrauen. Sie sprang auf und schnappte sich ihre Jacke, während Blair in aller Seelenruhe weiter auf die Tastatur seines Computers einhämmerte.
»He, worauf wartest du?«, rief June.
»Ich habe dem Sicherheitsdienst im Krankenhaus einige Anweisungen erteilt. Bei den Cops wissen wir schließlich nie, wem wir letztendlich trauen können«, erwiderte er.
Mit diesen Worten erhob Junes Partner sich ebenfalls und zog im Gehen seine Lederjacke über.
»Du erwartest also Probleme?«, fragte ihn June.
Auf der Fahrt zum Mercy Hospital gab Blair weiter, was er in der Kürze der Zeit über Rebecca Carmichael hatte in Erfahrung bringen können.
»Sie scheint so etwas wie die Dauergeliebte von Keith Doherty zu sein. Folglich weiß sie vermutlich auch, wo er sich verstecken könnte«, sagte er.
Carmichael selbst war ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Sie hatte sich schon einmal wegen Besitz gefährlicher Sprengstoffe vor Gericht verantworten müssen, und in einer zweiten Verhandlung war es um Geldwäsche gegangen.
»Sie arbeitet eng mit Doherty zusammen. Vermutlich musste sie nur den Kopf für ihn hinhalten«, meinte June.
Blair lachte unfroh auf.
»Das hat die Lady aber mit großer Begeisterung getan. Meiner Ansicht nach ist sie eine extrem überzeugte Fenian und Gefolgsfrau von Doherty«, sagte er dann.
June schaute sich im Display des Bordcomputers des Dodge Nitro nachdenklich die Fotografien von Rebecca Carmichael an. Sie hatte einige Mühe, in dem sanften Gesicht mit den rehbraunen Augen unter dunkelblonden Haaren eine hartgesottene Killerin zu vermuten. Carmichael war eine zierliche Frau mit fast kindlichem Aussehen. Doch June wusste aus schmerzhafter Erfahrung, wie sehr man sich im Äußeren eines Menschen täuschen konnte.
***
Sie erreichten zwanzig Minuten später die Station im Mercy Hospital, auf der Rebecca Carmichael lag.
»Deine Anweisungen wurden offenbar prompt umgesetzt«, lobte June.
Vor der Tür des Krankenzimmers standen zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Als June und Blair sich näherten, schaute einer der Wachmänner sie skeptisch an. Seine Rechte lag wie zufällig auf dem Knauf des Revolvers.
»FBI! Special Agent Clark, und das ist mein Partner, Special Agent Duvall«, sagte June.
»Ich habe Ihnen vorhin eine Nachricht geschickt und um die Bewachung von Mistress Carmichael gebeten«, warf Blair ein.
Die beiden Wachleute schauten auf die Marken und blickten sich dann irritiert an. June ahnte Böses.
»Was ist los? Hält Mistress Carmichael sich in dem Zimmer auf?«, fragte sie.
»Nein, Agent Clark. Sie wurde doch von den Cops abgeholt, die Sie geschickt haben«, antwortete der eine Wachmann.
»Und was bewachen Sie dann noch?«, fragte Blair wütend.
»Der Detective hat uns angewiesen, das Zimmer nicht aus den Augen zu lassen«, lautete die Antwort.
Mit einem
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