2949 - Hass, der niemals endet
und schon bald gingen die ersten Meldungen über verletzte Cops ein.
»Es gibt eine Führung, die offenbar die Angriffe koordiniert«, sagte der Cop.
June warf dem etwa gleichaltrigen Mann einen überraschten Blick zu.
»Das Vorgehen erinnert mich an meine Zeit bei der Army«, erklärte er.
Seine Beobachtungen konnten der Schlüssel zum Erfolg sein. June überließ sich seiner Führung und fand sich wenige Minuten später in einem Raum hinter der eigentlichen Halle wieder. Der Cop stand neben einem verdreckten Fenster und spähte hindurch.
»Sehen Sie selbst, Agent Clark«, rief er.
Sie schob sich neben den Cop, der ihr seine Beobachtungen erläuterte. June schaute hinauf zu einer Galerie, auf der sich fünf Männer hinter Kästen oder Sandsäcken versteckt hielten.
»Woher wissen sie, wohin sie ihr Feuer lenken müssen?«, fragte June.
Es war beängstigend, mit welcher Präzision die Männer auf die Einsatzkräfte feuerten. Sie selbst gaben sich dabei keine Blößen, sondern blieben in ihrer Deckung.
»Achten Sie nicht auf die Gangster. Schauen Sie weiter nach oben«, erwiderte der Officer.
June folgte seinem Rat. Ihr Blick ging fast ganz hinauf in die Stahlstreben der Dachkonstruktion, bevor sie endlich das entdeckte, worauf der Cop sie aufmerksam machen wollte. Für einige Sekunden starrte sie fast ungläubig auf die Minidrohne, die dort schwebte. Nachdem June ihre Überraschung verdaut hatte, musterte sie das kleine Fluggerät genauer.
Vier waagerecht angebrachte Propeller hielten die Minidrohne exakt in der gewünschten Position, ohne viel Lärm zu verursachen. Auch ohne den Krach der vielen Waffen würde man sie kaum hören. Neben den Propellern war das halbrunde Objektiv von Bedeutung, und June erfasste sofort, wie die Gangster den scheinbar gespenstischen Angriff lenkten.
»Dann werden wir den Herren jetzt eine unschöne Überraschung bereiten«, stieß sie hervor.
June richtete die Mündung ihrer SIG auf die Drohne und zielte sorgfältig, bevor sie in schneller Reihenfolge drei Schüsse abgab. Der Officer nickte anerkennend, als das Fluggerät in Einzelstücke zerbarst und trudelnd zu Boden ging.
»Wir halten diese Position und achten darauf, dass die Gangster keine weiteren Drohnen zum Einsatz bringen«, sagte June.
Über Funk gab der Officer durch, dass die Kollegen jetzt mit weniger Risiko gegen die Schützen auf der Galerie vorgehen konnten. Tatsächlich konnte der Widerstand in den folgenden zehn Minuten gebrochen werden. Es war Blair, der den letzten Gangster überwältigte und June von der Galerie aus zuwinkte.
»Die Luft ist rein. Ihr könnt heraufkommen«, sagte er.
June und der Cop verließen den Raum, um zu den Kollegen zu stoßen. Drei der Gangster waren so schwer verletzt, dass die eintreffenden Rettungswagen sie umgehend in ein Krankenhaus fahren mussten.
»Sehen wir uns die Räume hier oben einmal genauer an. Es muss einen Grund geben, warum die Gangster sie dermaßen verzweifelt verteidigt haben«, sagte Blair.
Kurz darauf trafen auch Joe und Les ein. Sie teilten sich auf, um die verschiedenen Räume zügig durchsuchen zu können.
***
Nach dem üppigen Frühstück wollte ich zuerst einen Besuch bei Moloney machen.
»Ich möchte sehen, wie er auf unsere Anwesenheit reagiert. Er darf nicht erwarten, von uns das geringste Verständnis für seine nationalistischen Bestrebungen zu erhalten«, sagte ich.
Hardon verzog skeptisch den Mund.
»Wahrscheinlich weiß er längst, dass Sie hier sind. Vermutlich sogar vom Chief persönlich«, warnte sie.
Trotzdem war ich begierig darauf, den Hintermann für den Anschlag auf Sean Dellany persönlich zu treffen. Erin Hardon hatte keinen Zweifel daran, dass Moloney dafür verantwortlich war, und das bestärkte mich zusätzlich.
»Dennoch. Lassen Sie uns einen Besuch bei Moloney machen«, blieb ich eisern.
Hardon übernahm es, Phil und mich zum Haus des überzeugten Terroristen zu fahren. Brandon Moloney lebte einige Meilen außerhalb der Stadt auf einem stattlichen Anwesen.
»Offiziell verdient er seinen Lebensunterhalt mit zwei Pubs und einem Wettbüro. Im Grunde weiß aber jeder in Derry, dass sein Geld aus anderen Quellen stammt«, erklärte Erin.
Das Gewissen eines Terroristen wurde nicht dadurch belastet, dass er sein Geld mit illegalen Geschäften machte. Moloney war ein berüchtigter Buchmacher und verkaufte neben gepanschtem Schnaps auch Waffen und Drogen. Erin musste eingestehen, dass sein Erfolg auch mit dem Wegschauen
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