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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Position aufzugeben und sich ein neues Quartier weiter flussabwärts zu suchen. Er legte keinen großen Wert darauf, weiteren mutierten Plattfischen zu begegnen. Die Biester hatten überhand genommen, nachdem viele andere Fischarten durch den harten Winter stark dezimiert worden waren und das ideale Futter für die aasfressenden und kälteunempfindlichen Plattfische boten. Im Mündungsbereich des Potomac würde es jedoch keine geben.
    Zur Küste also! Vorübergehend.
    Kroow zog sich an Land und nahm seine menschliche Gestalt an. Auf Tentakeln konnte er zwar schneller vorankommen, aber dann musste er darauf achten, unentdeckt zu bleiben.
    Bis zur Mündung des Potomac ins Meer waren es nur noch ein paar Meilen…
    ***
    Neu-Martok'shimre
    Gilam'esh betrachtete die wenigen bionetischen Bauten und die hochgezogenen Koppeln. Mehrere Mar'os-Jünger mit Waffen und Ausrüstungsgegenständen in den Flossenhänden schwammen an ihm vorbei. Sie waren auf dem Weg nach Neu-Dry'tor und nahmen ihre wenigen Habseligkeiten mit. Die gesamte Stadt war im Aufbruch, nachdem Kal'rag, der Oberste Hyktons und des Neun-Städte-Bundes, verlangt hatte, Neu-Martok'shimre aufzugeben. Entgegen allen Erwartungen hatte der Herrscher der Stadt umgehend zugestimmt und bereitete die Evakuierung vor.
    Obwohl Gilam'esh das als einen Sieg für sich werten konnte, da er recht behalten hatte, fühlte er sich nicht wie ein Sieger. Er misstraute Dry'tor genau wie alle anderen auch. Der große Hydrit führte etwas im Schilde, und er wusste nicht, was es war. Was hielt Dry'tor in der Hinterhand?
    Eine Hydritin namens Armant'la wurde ihnen zugeteilt und brachte sie in provisorische Unterkünfte. Sie wirkte wie in Trance und redete nicht viel. Ihre Brüder dagegen waren gesprächiger.
    »Wir werden uns wieder in den Meeren verteilen«, sagte der ältere Bruder, der voller Narben war. Offenbar hatte ein Meerungeheuer ihn angefallen. Auf den Armen und Beinen konnte man noch einzelne Zahnreihen erkennen. »Zu schade, dass ihr erst so spät in die Stadt gekommen seid«, klackte er und wiegte dabei den Kopf. »Nun wird Neu-Martok'shimre geräumt und wir müssen sehen, wo wir bleiben.«
    »Ist doch egal, wohin wir gehen«, klackte sein grüngeschuppter Bruder. »Hauptsache wir sind da, wo der Herrscher ist.«
    Sie schnalzten beide im Einvernehmen und Gilam'esh hatte das Gefühl, Eiswasser über seinen Rücken laufen zu spüren. Keiner in dieser Stadt benahm sich normal . Die Mar'osianer waren selbst für gemäßigte Vertreter ihrer Art viel zu umgänglich und kooperativ. Jeder nahm auf den anderen Rücksicht. Kämpfe gab es überhaupt nicht zu sehen. Das war unheimlich und befremdete ihn. Er hätte gern an ein Wunder geglaubt, aber er wusste, es gab dieses Wunder nicht. Die Mar'os-Jünger hatten sich nicht über Nacht in eine Rotte dressierter Seepferdchen verwandelt. Ihr Verhalten musste einen anderen Grund haben.
    Armant'la stieß ihm in die Seite. Es sollte spielerisch sein, war aber hart genug, um seine Rippen knacken zu lassen. »Der Herrscher will alle Neuzugänge persönlich empfangen. Ihr werdet sehen, wenn ihr erst einmal in seiner Nähe wart, wollt ihr nie wieder von ihm fort.« Ihr Gesichtsausdruck wurde abwesend. Sie wirkte schwärmerisch, als sei sie in ihren Herrn verliebt.
    »Schön«, klackte Gilam'esh zurück und hatte plötzlich Sorge, nicht stark genug für Dry'tor zu sein. Aber er war nicht Mer'ol. Er war ein uralter Hydree, wenn auch in einem jungen Hydritenkörper. Mit Sicherheit war er besser gewappnet gegen die Beeinflussungen Dry'tors und konnte sich vor dessen mentalem Zugriff schützen.
    Er zog E'fah und Quesra'nol ein Stück zur Seite und ließ Armant'la und ihre Brüder davonschwimmen.
    »Vergesst nicht, zur Grotte zu schwimmen!«, erinnerte die Mar'os-Jüngerin sie, ehe ihr Klacken und Schnalzen im allgemeinen Trubel der Stadt unterging.
    Gilam'esh sprach leise. »Ich sollte allein zu Dry'tor schwimmen. Ihr wisst, was mit Mer'ol geschah, und ich bin stärker als ihr.«
    E'fah schüttelte trotzig den Kopf. »Auch wir sind stark. Dry'tor ist nicht wie das Steinwesen Mutter . Er ist ein Hydrit, und er kann uns nicht gefährlich werden. Wir sind drei, er ist allein.«
    »Er gehört zu den ältesten Geistwanderern, die ich kenne«, gab Gilam'esh zu bedenken.
    »Wir haben dich«, schnalzte Quesra'nol und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Im Notfall verankern wir unsere Gedanken an deinen. Das ist es, was E'fah meint. Wir können zu dritt

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