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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Hydriten begegnet, aber sie hatten sich in dem engen Flusslauf verstecken können, bevor sie entdeckt wurden. Zum Glück hatten sich ihre Feinde keine Mühe gegeben, leise zu sein. Trotzdem war die hohe Zahl an Wächtern auffällig. An Land würden die Hydriten mit Sicherheit nicht so viele Wachposten haben.
    Im Licht der Sterne kamen sie an ein steiniges Seeufer, das von wuchernden Pflanzen eingerahmt wurde. Quart'ol sah mehrere Croocs, die im Wasser lagen, aber die Tiere schenkten ihnen keine Aufmerksamkeit. Der Morast, in dem sie lagen, stank entsetzlich. Darin musste mehr als ein Tier verwesen, falls der Geruch nicht von einem Gas kam. Ein Heer aus Mücken sirrte um ihre Köpfe, doch das herbe Blut der Hydriten schien ihnen nicht zu schmecken.
    »Was denkst du?«, flüsterte Mer'ol. »Die Lage ist wie geschaffen, um von Lungenatmern in Ruhe gelassen zu werden, zumindest in diesem Seeabschnitt. Zahlreiche Croocs, die auf süßes Fleisch aus sind, und dann der Gestank und dieses unwegsame Gelände. Hierhin verirrt sich sicher niemand…«
    »Psst«, zischte Quart'ol zurück. »Da kommen welche aus dem See.«
    So still der See auch unter dem Licht der Sterne lag, so bewegt schien es in seinen Tiefen zuzugehen. Immer wieder stiegen Luftblasen auf und Quart'ols feines Gehör nahm zahlreiche Geräusche unter Wasser wahr.
    Dann entstiegen fünf Hydriten, die einen sechsten in der Mitte führten, dem Gewässer. Der Hydrit hob die Hände und klackte laut und flehend. Seine Stimme war für einen Hydriten ungewöhnlich schrill. »Bitte nicht zum Sumpf! Ich kann euch noch mehr erfinden! Das war längst noch nicht alles; ich kann…«
    »Du kannst dein Maul halten!«, antwortete eine desinteressierte Stimme. »Wir tun, was der Herr uns befiehlt. Also spar dir deinen Atem.«
    Quart'ol krampfte seine Hände zu Fäusten und spannte die Unterarme an. Er kannte die Stimme des klagenden Hydriten: Das war Tar'ril, ein Wissenschaftler, den er vor vielen Rotationen auf einem Kongress in Hykton kennengelernt hatte. Der Forscher und Beobachter galt als tot; er war bei einer Expedition auf Land verschollen. Bislang hatten die Hyktoner angenommen, er sei Barbaren oder wilden Tieren zum Opfer gefallen.
    Die Hydriten kamen dicht an ihnen vorbei. Mer'ol zog seinen Schockstab aus dem breiten Griff des Dreizacks. »Hinterher«, wisperte er und schlich los.
    Quart'ol tat es ihm nach. Sie folgten der Truppe in einigem Abstand. Tar'ril hörte nicht auf seine Bewacher und jammerte weiter. »Bitte, redet mit Dry'tor. Er muss erkennen, wie wichtig ich für ihn bin. Ohne mich wird er in seinen Forschungen um Rotationen zurückgeworfen!«
    »Höchste Zeit, dass sich die Croocs um ihn kümmern«, maulte eine Kriegerin. »Das ist ja nicht zu ertragen.«
    Einer der Bewacher hob einen Speer. »Genug gejammert! Mach dich bereit für die große Dunkelheit, Pflanzenkauer.«
    Tar'ril schienen vor Schreck die Worte ausgegangen zu sein. Er starrte auf die Waffe, mit der der Krieger Maß nahm.
    Quart'ol und Mer'ol nickten einander zu - und griffen an. Zwei ihrer Gegner stürzten zuckend zu Boden, noch ehe sie begriffen, dass sie attackiert wurden und ihre Waffen ziehen konnten. Einen dritten Mar'os-Jünger schalteten sie im Vorstürmen aus.
    Die letzten beiden Hydriten sahen zu Mer'ol und Quart'ol, doch anstatt sie anzugreifen, richteten sie ihre primitiven Waffen auf den Wissenschaftler. Tar'ril schrie verzweifelt. Ein Speer durchbohrte ihn, noch bevor Quart'ol den Mörder niederstrecken konnte. Der blitzende Strahl aus Mer'ols Schockstab traf den letzten Feind am Kopf, doch Tar'ril sackte bereits in sich zusammen. Er röchelte klackend.
    »Tar'ril!« Quart'ol eilte an die Seite des alten Wissenschaftlers. »Halte durch, wir bringen dich zu unserer Qualle.«
    »Zu spät«, flüsterte Tar'ril und packte seine Hand. »Ich… ich hätte nie gedacht, dich noch einmal zu sehen, Quart'ol. Es ist lange her.«
    Auch Mer'ol kniete sich neben den Verletzten, während sich Quart'ol die Wunde besah. Die Speerklinge war tief in die Seite eingedrungen. Wenn er sie herauszog, würde Tar'ril Blut verlieren. Er verfluchte es, keine bessere medizinische Ausrüstung bei sich zu haben - aber selbst mit einem ganzen medizinischen Labor hätte er den Hydriten nicht mehr retten können.
    »Was ist mit dir geschehen?«, fragte er mit schmerzendem Herzen, während er den Kopf des anderen auf seinen Schoß bettete.
    Tar'ril sah ihn aus blaugrauen Augen an. »Sie haben mich an Land

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