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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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ein Wesen sein, das sich niemandem beugt.«
    Gilam'esh schluckte. Das war genau das, was er nicht wollte. Quesra'nol sollte nicht in seine Gedanken eindringen und sehen, wie es in ihm aussah. Bislang hatten sie beide ein freundschaftliches Verhältnis, aber das würde sich ändern, wenn der Hydree erkannte, wie eifersüchtig er war.
    »Zu dritt sind wir stärker als er«, behauptete auch E'fah. »Wir schützen einander.«
    »Dry'tor wird es bemerken«, gab Gilam'esh zu bedenken. Er suchte fieberhaft nach einem Grund, der gegen eine Zusammenarbeit sprach.
    »Er wird es auch merken, wenn du allein zu ihm schwimmst, und auch das kann gefährlich werden.« E'fah legte den Kopf schief und sah ihn herausfordernd an. Ihre Hand legte sich auf den goldenen Kombacter. »Hör auf, dich zu sträuben wie ein Kugelfisch. Wir lassen dich nicht allein gehen. Falls du körperlich angegriffen wirst, brauchst du uns. Du hast also keine Wahl.«
    Gilam'esh senkte den Kopf. »Also gut.« Er machte den Anfang und schwamm voran. Die anderen beiden folgten ihm und fanden dabei noch Zeit, sich gegenseitig spielerisch in die Seite zu stoßen, als sie aus Versehen zu nah aneinandergerieten. Sie schienen sich prächtig zu verstehen. Vielleicht sollte er endlich aufhören, sich wie ein unreifer Junghydrit zu benehmen, und sich mit den Tatsachen abfinden: E'fah löste sich von ihm, und das war ihr gutes Recht. Er hatte zu lange gezögert und ihre Liebe nicht annehmen können. Nun versuchte sie ihr Glück an anderer Stelle.
    Mit harten Zügen schwamm er auf die beiden Wächter zu. Sie ließen die Gruppe passieren. Nur wenige Kiemenzüge später standen sie im Wasser auf dem weißesten Sandboden, den Gilam'esh je gesehen hatte. Sie warteten auf ein Zeichen des Hydriten, der auf Sar'kirs Muschelthron saß und ihn klein wie ein Spielzeug erscheinen ließ. Seine breiten Arme lagen in schimmernden Schienen auf den Lehnen.
    »Willkommen in Neu-Martok'shimre«, klackte der Herr der Stadt freundlich und sah Gilam'esh in die Augen. Seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Ich weiß, wer ihr seid und was ihr wollt. Es wäre nicht nötig gewesen, euch zu maskieren. Jeder von euch hat genug geistige Stärke, um mich auf sich aufmerksam zu machen.« Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Gilam'esh und ihm war, als würde eine unsichtbare Hand seinen Geist abtasten. »Es ist interessant, dich kennenzulernen, Zeitenwanderer.«
    E'fahs Augen blickten angespannt zwischen ihm und dem mächtigen Hydriten auf dem Thron hin und her. Sie schien zu überlegen, einen Angriff zu starten. Doch außer dem Herrscher befanden sich sieben Wachen im Hintergrund der Höhle, von denen einige Schockstäbe hielten.
    Gilam'esh sandte E'fah einen mentalen Impuls, sich zurückzuhalten, und schwamm vor. Einerseits wusste er nicht, ob es klug war, auf die provokante Art des Hydriten einzugehen. Dieses Spiel konnte leicht außer Kontrolle geraten. Andererseits wollte er weder sich noch seine Freunde beschämen, indem er so tat, als würde Dry'tor sich irren. Die letzten Zweifel wurden ausgeräumt: Er spürte deutlich, es mit einem Geistwanderer zutun zuhaben. Das war Dry'tor, der Bruder Nag'ors. Er war aus der Dunkelheit des Mythos auferstanden und wirkte so real wie jeder andere Meeresbewohner.
    »Auch wir wissen, wer du bist.« Er sah Dry'tor unverwandt an. Der Blick der gelben Bernsteinaugen bohrte sich in seinen. Es war ein Kräftemessen zweier Geistmeister, und er erkannte eine große geistige Macht, die ihn verunsicherte. Dennoch war er sicher, Dry'tor besiegen zu können, wenn er es musste. Oder gaukelte der andere ihm genau dieses Gefühl vor? Versteckte er einen Teil seiner Kräfte, um ihn in Sicherheit zu wiegen?
    E'fah und Quesra'nol schwammen dicht an ihn heran. Er spürte ihre Kraft schenkenden Gedanken.
    Die gelben Augen Dry'tors waren unverwandt mit ihrem starren Blick auf ihn gerichtet. »Ihr seid meine Gäste, denn noch habe ich an diesem Ort das Sagen. Ich mache euch deshalb darauf aufmerksam, dass dies meine Stadt ist. Ihr dürft euch in ihr aufhalten, weil ich es euch erlaube. Es gibt Bereiche, die für euch gesperrt sind, wie für jeden anderen auch. Es geht dabei um eure Sicherheit, nicht um Geheimnisse.« Seine Augen blitzten auf, und einen schwindelerregenden Moment glaubte Gilam'esh, dass Dry'tor diese Worte mit voller Absicht wählte, um ihn dazu zu verleiten, die verbotenen Bereiche aufzusuchen. Er sah zur Seite, um dem hypnotischen Blick zu

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