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296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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einen heiligen Tempel. Niemandem durfte sich ungereinigt entfernen. Und die Tiere hat man kurzerhand erschossen. Trupps durchstreiften die Gegend und töteten Katzen, um zu verhindern, dass sie Radioaktivität in ihrem Fell nach draußen trugen.«
    Sacharov gab ein trockenes Husten von sich. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Uns bleibt eine letzte Hoffnung. Die Liquidatoren werden in einigen Stunden zum Reaktor gehen. Vielleicht ist der Schaden nicht so groß, wie wir befürchten, und sie können ihn reparieren. Denn eines ist sicher: Wenn wir nicht alle sterben wollen, müssen wir den Sarkophag verschließen und die Gegend und alle Menschen reinigen. So wie früher.
    Dies wird meine letzte Aufzeichnung sein. Mir fehlt die Kraft, unser Schicksal weiter zu dokumentieren. Aber ich werde die wichtigsten Aufnahmen für die Nachwelt zusammenfassen. Wenn wir das hier nicht überleben, soll man wenigstens von unserem Schicksal erfahren. Und jetzt tun wir, was wir tun müssen…«
     
    Matt musste schlucken, als die Aufnahme endete. Er hoffte inständig, dass es den früheren Liquidatoren gelungen war, das Leck in der Hülle zu schließen. Denn sonst steckten sie tiefer im Dreck, als er befürchtet hatte.
    Dass die Prypten überhaupt existierten, gab ihm ein bisschen Hoffnung, denn sie waren eindeutig die Nachfahren jener Besatzung, die den neuen Sarkophag errichten sollte. Wäre es den Liquidatoren nicht geglückt, das Loch zu stopfen, dürfte keiner von ihnen überlebt haben. Oder?
    Dann fiel ihm auf, dass Sacharov in seiner Aufzeichnung den Reaktor als »Tempel« bezeichnet hatte, und neuer Schrecken ergriff von ihm Besitz. Bedeutete das etwa, dass man Aruula und Xij dort seit Tagen festhielt? Dann würde nichts und niemand sie mehr retten können…
    ***
    Gegenwart
    Matt stand am Loch des neuen Sarkophags und schnappte nach Luft. Die Hoffnung, an die er sich nach der Vorführung von Sacharovs Aufnahme geklammert und die er nach der Behandlung durch die Nosfera vergessen hatte, stürzte in sich zusammen. Den Liquidatoren war es keineswegs gelungen, das Leck in der Hülle zu schließen! Kein Wunder bei dieser Größe.
    Seine körperlichen Aussetzer, die Kopfschmerzen, die wunden Schleimhäute, die Übelkeit - nichts davon hatte mit der geistigen Beeinflussung durch den Obersten Liquidator , mit Floh- oder sonstigem Tiergift zu tun. Es waren die Symptome der Strahlenkrankheit, die ihn plagten! So wie Sacharov vor Hunderten von Jahren.
    Mit anderen Worten: Er würde sterben. Und Aruula, die sich in unmittelbarer Nähe des Reaktors aufgehalten hatte, war wahrscheinlich schon halbtot. Deshalb hatte sie so zerschunden ausgesehen! Und Matt hatte gedacht, die Prypten hätten sie misshandelt.
    Nun, auf gewisse Weise haben sie das auch. Und dafür musst du sie bestrafen!
    Richtig! Beinahe hätte er seine Mission vergessen. Der Oberste Liquidator hatte ihn gezwungen, Xij zu töten. Einer seiner Männer hatte Rulfan erschossen.
    Wenn mein Ende schon besiegelt ist, dann will ich wenigstens so viele wie möglich von ihnen mitnehmen.
    Nicht so viele wie möglich , korrigierte ihn die innere Stimme. Nur den Chef des Vereins. Der reicht völlig aus.
    Langsam hob Matt den Driller. Seine Knochen und Muskeln schrien auf vor Schmerz.
    Er sah die Menge der Prypten vor sich hin- und herwogen. Niemand beachtete ihn. Sie alle waren zu sehr mit ihren rituellen Gesängen beschäftigt.
    Jenseits seines Volkes, unmittelbar vor der Wand des alten Sarkophags, stand der Oberste Liquidator leicht erhöht. Zumindest nahm Matt an, dass es sich um ihn handelte, denn erkennen konnte er ihn nur an der Körpermasse. Die Rücken der Menschen nahm Matthew nur noch als verschwommene Schemen und Farbflecken wahr.
    Er ächzte. Der Kopfschmerz brachte ihn fast um. Noch niemals zuvor hatte er sich so schlecht gefühlt. Tief in seinem Inneren war er froh, dass es bald vorbei war!
    Links neben dem Obersten Liquidator bemerkte er einen dunklen Fleck in demütiger Haltung. Das musste Aruula sein. Rechts kniete auch noch jemand, aber es war ihm unmöglich, Einzelheiten auszumachen. Vermutlich ein weiteres Opfer dieses größenwahnsinnigen Unterdrückers.
    Erstaunlicherweise funktionierten Matts andere Sinne umso besser. Er fühlte den Abzug des Drillers in aller Deutlichkeit unter dem Finger. Ihm fiel auf, dass er Aruulas Schwert nicht mehr bei sich trug, erinnerte sich aber nicht, wo er es gelassen hatte.
    Er roch und schmeckte die Ausdünstungen der Prypten.

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