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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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ordentlicher Schlagseite hinterhertrabende Solnosc und lachte meckernd. »Zumindest wenn man den letzten Frauen glauben soll, die sich in mein Bett verirrt ham! Aber is 'ne gute Idee von der Kleinen!«, fügte er hinzu. »Woll'n dochma sehn, wasse sich da wieda ausgedacht ham…«
    Dass die Poolen wahre Meister im Improvisieren waren, hatte sich ja schon während der Ära der GePes gezeigt. Aus allem, was sie fanden, konnten sie Fahrzeuge basteln oder sie zumindest so weit wiederherstellen, dass sie fuhren. Und mithilfe der Bunkermenschen hatten die Waarzaner jetzt ein neues Feld für sich entdeckt - die Dampftechnik; oder Tekknik , wie sie sie nannten.
    Auf der Suche nach etwas, das für Stadt und Land einen gewissen Fortschritt und auch eine Beschäftigung darstellte, waren Koslowski und sein neuer Adjutant Major Ilja Ulichov darauf gekommen, den gewillten Bürgern etwas über diese als eher ungefährlich einzustufende Technik beizubringen.
    Mit Begeisterung hatten sich die Waarzaner auf die Pläne und Entwürfe gestürzt und bastelten seitdem unablässig an neuen Maschinen und Ideen herum. Die Werkstätten, in denen man einst die Wagen für das große Wettrennen flottgemacht und gewartet hatte, waren nun der Tummelplatz von selbsternannten Dampftechnikern, Metallarbeitern und Retrologen, die mit ihrem Wissen über frühere Zeiten so manchem Bastelfreund als Inspirationsquelle dienten.
    »Also gut, warum nicht?«, antwortete der General. »Ich habe gehört, zwei der Mechaaniker haben ein neuartiges Dampfmobil in Arbeit, schneller und effektiver als die Gefährte, die damals mit dieser Tekknik beim GePe angetreten sind.«
    »Hmm«, machte der Solnosc. »Nich mehr lang, und ich hab auch so eins!« Dabei riss er die Flasche zum Salut in die Luft und verlor beinahe das Gleichgewicht ob des eigenen Schwungs.
    Während der General, Jola und der Solnosc den Weg zu den Werkstätten einschlugen, fragte sich Koslowski, ob die Kombination aus Alkohol und dem Steuern eines Dampfmobils wirklich eine so gute Idee war…
    ***
    Waarza, Sommer 2521
    Die Dämmerung senkte sich über die Stadt und tauchte den Himmel in ein gräuliches Rot.
    General Koslowski stand mit hinter dem Rücken zusammengelegten Händen auf dem zum Vorplatz hinausgehenden Balkon der Jonkathedral und sah, wie die Nachtwächter mit ihren langen Glimmstäben die Gaslaternen entzündeten. Im selben Maße, wie das Sonnenlicht wich, machte sich in den nebeligen Gassen das warme Leuchten der Lampen breit. Seit sie vor einem halben Jahr das Gassystem in der Stadt installiert hatten, waren die nächtlichen Überfälle stark zurückgegangen, und auch die Unfälle mit den Dampfmobilen waren weniger geworden, jetzt, da man auch des Nachts auf den Straßen wieder mehr erkennen konnte.
    Die Leute sind unglaublich! , ging es ihm wieder einmal durch den Kopf. Was sie innerhalb nur weniger Monate vollbracht haben, grenzt schon an Hexerei.
    Drei Dampfmobile ratterten über das Kopfsteinpflaster des Vorplatzes. Fußgänger und Dampfradfahrer wichen den dreiachsigen Kolossen mit den tonnenschweren Plastiflex-Reifen aus, um nicht von ihnen überrollt zu werden. Die glattpolierten Kessel der Wagen glänzten im Schein der Laternen wie Kugeln an einem Weihnachtsbaum. Früher hätte ein solcher Anblick die Waarzaner in Verzückung versetzt, aber heutzutage war das alles ganz normal.
    Waarza war die Stadt des Fortschritts. Die Dampftechnik hatte einen Boom und eine Begeisterung ausgelöst, wie Koslowski es noch nie erlebt hatte. Es hatte nicht einmal ein Jahr gedauert, bis das erste Dutzend Dampfmobile durch die Stadt gerumpelt war.
    Angelockt von den neuen Möglichkeiten waren aus den umliegenden Provinzen Tausende von Menschen in die Hauptstadt geströmt, die Einwohnerzahl hatte sich fast verdreifacht. Unter den Immigranten waren so illustre Volksgruppen wie Retrologen und Metallhändler, Erfinder und Ingenieure. Sie alle trugen ihren Teil zum Fortschritt Waarzas bei.
    Auch in den Regionen rings um die Stadt hatte sich etwas getan. Es waren neue Gehöfte entstanden, um die vielen Einwohner zu versorgen, Köhler machten das große Geschäft mit dem heiß begehrten Brennstoff für alle möglichen dampfbetriebenen Gerätschaften. Das Gießen und Schleifen von Metallteilen war ein einträglicher Beruf geworden. Überall in der Stadt roch es nach Rauch und Feuer, Hammerschläge hallten Tag und Nacht durch die Gassen, das Stampfen von Dampfmaschinen mischte sich mit dem Hufgetrappel von

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