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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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damit jahrelang beim Rennen siegreich gewesen. Dass dieses Fahrzeug von atomaren Brennstäben angetrieben wurde, die aufgrund der andauernden Belastung beinahe explodiert wären, hatte der einstige Fischer nicht gewusst. Und auch nicht überlebt, denn die Strahlung, die zum Glück nur innerhalb des Fahrzeugs ausgetreten war, hatte ihn keine zwei Wochen nach dem letzten GePe das Leben gekostet.
    Tatsächlich hatte Matthew Drax schlussendlich den Sieg errungen und war zum Jonpoola ernannt worden. Durch seine Ansprache an das Volk, in der er die Waarzaner auf den gemeinsamen Kampf gegen die außerirdische Bedrohung einschwor, war auch das politische Gefüge der Stadt ein wenig aus den Fugen geraten. Der Sejm, das poolische Parlament, bestand zwar noch, war aber durch die von Drax verfügte Zusammenlegung des Amtes des Solnosc und des Jonpoola quasi entmachtet worden. Die Verwalter der größeren Städte konnten zwar immer noch Vorschläge machen, die das ganze Land betrafen, aber sobald das geistige und weltliche Oberhaupt der Poolen sein Veto einlegte - was er regelmäßig bei allem tat, was ihm und seiner Stadt auch nur das kleinste bisschen Wohlstand und Macht rauben konnte - war auch schon Schluss.
    Koslowski seufzte, als er und Jola in eine der kleinen Seitenstraßen der Altstadt einbogen. Es war ein klarer und angenehm frischer Morgen. Die Menschen tummelten sich vor den Häusern und Tavernen, überall waren kleine Markttische aufgebaut worden und man handelte und tauschte, was man zum Leben brauchte oder zu brauchen glaubte.
    Der General freute sich einmal mehr über »seine« Stadt. Es brachte zwar einiges an Verantwortung mit sich, nicht nur den örtlichen Bunker zu verwalten, sondern gleich auch noch die dazugehörige poolische Hauptstadt, dennoch war er froh, dass ihnen durch Drax' Auftauchen und der von ihm überbrachten Rezeptur für das Immun-Serum dieser neu gewonnene Freiraum zur Verfügung stand.
    Es war so schön, Jola und die anderen Kinder hier draußen aufwachsen zu sehen und nicht eingesperrt hinter dicken Wänden, wo sie nie die Sonne sahen und die Welt nur aus Aufzeichnungen in den Datenspeichern kannten.
    Koslowski beobachtete kritisch, wie der Solnosc eine weitere Flasche Fuusel aus seinem schmutzigen, wenn auch prachtvoll bestickten Umhang zog. Der Dicke zog den Korken mit den Zähnen und rotzte ihn auf das Kopfsteinpflaster. Nein, eine Ausgeburt des Anstands und der Moral war der Mann, dessen Namen wohl niemand wusste außer ihm selbst, nicht.
    Aber wenigstens vergisst er auch jetzt nicht, wem er den Posten als Solnosc zu verdanken hat - nämlich uns , ging es dem General durch den Kopf. Es war die Bunkerführung gewesen, die sich dafür eingesetzt hatte, dass der Sejm den Mann nicht aus seinem Amt entfernt hatte, als das Parlament noch die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Natürlich nicht ohne Eigennutz, denn sie waren auf eine Versorgung des Bunkers von außerhalb, insbesondere mit Nahrungsmitteln, in jenen Tagen angewiesen gewesen.
    Doch das war nun alles vorbei, dank Matthew Drax und dem Serum, mit dem sie ihre Immunschwäche überwinden und sich frei an der Erdoberfläche bewegen konnten. Und so kam es, dass sich der Solnosc/Jonpoola und die Bunkerführung die Macht über Waarza und Poolen seit einigen Wochen teilten.
    Während sie weiter durch die Gassen liefen, Koslowski seiner Enkelin und sich einen Frühstücks-Apfel kaufte und der Solnosc neuen Stoff für den Tag besorgte, legte der General sich die weitere Route durch die Stadt zurecht. Er versuchte ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie groß sie war und in welchen Bereichen sich die Einwohner hauptsächlich bewegten.
    Früher waren es die Häuser an der Strecke des GePes gewesen, von denen aus man das Rennen gut hatte beobachten können. Aber den GePe gab es - zum Bedauern der meisten Einwohner - nicht mehr. Jetzt, wo Solnosc und Jonpoola ein und dieselbe Person waren, war es nicht weiter notwendig, das Oberhaupt durch ein Rennen zu ermitteln. Und damit dem Volk nicht langweilig wurde und sich außerdem die Akzeptanz der Bunkerbevölkerung bei den Oberflächenbewohnern erhöhte, hatten der General und seine Leute zugestimmt, noch ein wenig mehr von ihrem Wissen mit ihren neuen Mitbewohnern zu teilen.
    Jola hüpfte unbekümmert neben Andrzej her. »Gehen wir heute noch zu den Werkstätten, Opa?«, wollte sie wissen. »Da riecht es immer so gut und es ist schön warm!«
    »Dasselbe sagt man auch über mich«, kicherte der mit

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