297 - Die Zeit läuft ab
Flüssigkeit, die rasch aushärtete und mich wie einen Panzer umgab. Nach und nach verlor ich die neue Kraft wieder. Dann aber geschah erneut etwas Außergewöhnliches! Einer der Menschen sprach zu mir! Sein Geist war fähig, mit dem meinen zu kommunizieren! Doch als wir beide auf derselben Wellenlänge lagen… zersplitterte sein Verstand.
Wieder Dynamik, noch mehr Luft. Ich spürte, wie ich mich vom Ursprung immer weiter entfernte, höher stieg, schneller bewegt wurde… bis sich das Medium erneut änderte. Ich fühlte, wie die Dichte der Erde, der ich mich so verbunden fühlte, zu einer geringeren als die der Luft wurde. Ich verlor einen Teil meiner Stofflichkeit. Doch gleichzeitig durchströmte mich neue Energie; anders als die der Menschen, viel sättigender. Später erfuhr ich, dass sie »Tachyonen« genannt wird, eine siebendimensionale Schwingung, die mich ganz und gar durchdrang.
Es war das blaue Leuchten, der Glanz, der um mich war und in dem ich selbst einen Fremdkörper darstellte. Ich schwamm in seiner Energie, in der ich viele andere Wesenheiten spürte, ohne mit ihnen in Kontakt treten zu können. Als wären es nur schwache Abbilder von Menschen und… Wasserwesen, die nicht von der Erde stammten. Es schien, als wäre ich der einzige Bewohner… Gefangene dieser Sphäre, der mehr war als eine bloße Matrize .
Nun war ich zwar versorgt mit neuer Kraft, doch dem Ursprung ferner denn je. Äonenlang trieb ich in diesem blauen Energiefluss… bis ich auf etwas Halbstoffliches traf und mich mit ihm verband. Es war ein Schiff, wie ich heute weiß, eine Karavelle, und sie war ein Teil des blauen Leuchtens.
Der Augenblick der Vereinigung war unglaublich. Das Schiff und seine Besatzung - Menschen, jeder anders, mit einer anderen Geschichte und anderem Wissen, Bedürfnissen und Visionen - das alles strömte in mich, und im Gegenzug verhalf ich ihnen durch meine Kraft zu neuer Dichte. Das Schiff stürzte aus dem blauen Strahl heraus und gelangte zurück in die reale Welt.
In den Gedanken der Besatzung wurde ich zu Mutter, und die halbstofflichen Menschen wurden zu meinen Kindern, meinen Schatten. Sie waren meine Augen und Hände; ich konnte sie leiten und ausschicken, um mich zu nähren. Ich wollte wieder die Dichte spüren, aus der ich hervorgegangen war, wollte zurück zum Ursprung. Doch für meine Suche brauchte ich mehr Kraft. Ich gewann sie aus der Lebensenergie der Menschen, die versteinerten, sobald meine Schatten sie ihnen entzog und in unser Kollektiv einspeiste. Das erhielt mich am Leben, war aber nur ein schwacher Abglanz der blauen Energie, die ich in dem Strahl gespürt hatte. Nur durch sie konnte ich wieder vollends stofflich werden. Nur mit ihr würde ich mich mit dem Ursprung vereinigen können.
Auch diese Tachyonen waren überall auf der Erde verteilt: als Spuren, die jene Menschen hinterließen, die den Strahl durchquert hatten und davon durchtränkt waren. Ich setzte mich auf die Fährte zweier Individuen, die wie Leuchtfeuer glühten; ein blonder Mann und seine barbarische Gefährtin.
Doch diese beiden wurden zu meinem Verhängnis. O ja, sie gaben mir ihre Energie - und das sogar freiwillig, wie ich erst dachte. Dann aber wurde mir bewusst, dass sie viel mehr des blauen Glanzes in sich hatten, als ich verkraften konnte. Mehr und mehr Tachyonen flossen in mich über, bis ich schließlich kollabierte.
Ich verlor meine Schatten und all die gesammelte Lebensenergie, die zu den Menschen zurückkehrte. Ohne Bewusstsein sank ich auf den Meeresgrund - wo mich ein Vertreter jener Spezies fand, die ich schon im blauen Strahl gesehen hatte. Sie nennen sich Hydriten und leben in Städten unter dem Meer. Doch ihre Lebensenergie bekommt mir nicht. Ich zwang sie, mir Menschen zuzuführen. Als sie aufmüpfig wurden, machte ich sie zu Sklaven und veranlasste einen von ihnen, mir einem mobilen Körper zu bauen, um die Suche nach dem Ursprung fortsetzen zu können.
Gleichzeitig ließ ich zwölf winzige Splitter von meiner Substanz abspalten, nachdem ich bemerkt hatte, dass auch jeder noch so kleine Teil meiner selbst bis zu einer gewissen Distanz die Verbindung zu mir halten konnte. Ich ließ diese Splitter in Muscheln betten und schickte zwölf Hydriten damit aus. Sie sollten über die Erde wandern, bis einer von ihnen in die Nähe des Ursprungs kam. Ich war mir sicher, dass der Splitter dann ebenso auf dessen Nähe reagieren würde. Sobald dies geschah, sollte der Hydrit zu mir zurückkehren - und ich
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